Nomi Sonntag
Die Beurteilung der passiven Immunität neugeborener Kälber über das Kolostrum ist ein wichtiges Kontrollelement für ein gutes Kälbermanagement. Eine Studie verglich verschiedene Arten der Serumgewinnung zur Erkennung eines ungenügenden passiven Immuntransfers bei Kälbern
Kolostrumversorgung beim Kalb
Ein erfolgreicher passiver Immuntransfer vom Muttertier auf das Kalb kann nur über eine adäquate Aufnahme von Kolostrum stattfinden. Kälber mit ungenügendem Immuntransfer haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko und eine geringe Überlebenschance. Deshalb sollte das Monitoring der Kolostrumaufnahme fest im Management eines Betriebs verankert sein.
Top Job:
Standardmäßig wird auf Betrieben die IgG-Konzentration im Blutserum der Kälber indirekt über die Analyse von Totalprotein bestimmt, meist mittels Refraktometer. Zur Analyse wird Blut entnommen, stehengelassen, zentrifugiert und das gewonnene Serum auf das Prisma des Refraktometers getropft.
Prävention von Kälberverlusten und intestinalen Infektionen
Zentrifuge unverzichtbar?
Vielen Betrieben steht keine eigene Zentrifuge zur Verfügung, weshalb in der Praxis häufig auf eine Zentrifugation verzichtet wird. In einer Studie wurde untersucht, ob die Art der Serumgewinnung Einfluss auf die Qualität der Messung hat. Es wurden vier verschiedene Arten der Serumgewinnung mittels Refraktometer untersucht und mit der IgG-Konzentration der Proben verglichen:
- Zentrifugiertes Serum
- Geronnenes Serum bei Raumtemperatur (20,2°C ± 6,47) über 24h
- Geronnenes Serum bei Kühlschranktemperatur (7,6°C ± 0,91) über 48h
- Gefiltertes Serum, welches durch ein Filtersystem direkt nach Blutentnahme gewonnen
Alle vier Arten der Serumgewinnung sind für die Bestimmung des passiven Immuntransfers bei Kälbern geeignet. Es ist nicht erforderlich, Blut zur Serumgewinnung zu zentrifugieren, geronnenes Serum liefert vergleichbare Ergebnisse. Die Ergebnisse von gefiltertem Serum waren etwas weniger akkurat, dennoch gut.
Zentrifugiertes und geronnenes Serum bei Raumtemperatur sollten aber bevorzugt werden, weil es bei kalten Kühlschranktemperaturen zur Hämolyse der Proben kommen kann. Gefiltertes Serum kann ein Kompromiss sein, wenn keine Zentrifuge zur Verfügung steht und das Serum auf dem Betrieb schnell beurteilt werden soll.
Originalpublikation
Sonntag N, Borchardt S, Heuwieser W, Sargent R, Sutter F (2023): Evaluating different methods of serum collection to detect failed transfer of passive immunity in newborn calves via refractometry. JDS Commun. doi.org/10.3168/jdsc.2022-0335.
