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Vorbeugung von Nabelentzündung: Eine zeitnahe Versorgung mit Kolostrum ist wichtiger als die Nabeldesinfektion.
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Vorbeugung von Nabelentzündung: Eine zeitnahe Versorgung mit Kolostrum ist wichtiger als die Nabeldesinfektion.

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Prävention von Nabelentzündungen beim Kalb

Ist eine einmalige Nabeldesinfektion bei neugeborenen Kälbern sinnvoll? Eine größere Rolle spielt die Kolostrumgabe.

In vielen deutschen Milchkuhbetrieben wird im Zuge der Erstversorgung nach der Geburt der äußere Nabel von Kälbern mit desinfizierenden Lösungen benetzt. Hierzu werden häufig Iod-haltige Präparate eingesetzt. Ziel dieser Maßnahme soll die Vorbeugung von Nabelentzündungen sein.

In einer randomisierten klinischen Studie wurde nun untersucht, ob der einmalige Einsatz einer 7 %-igen Iod-Lösung dazu geeignet ist das Auftreten von Nabelinfektionen zu reduzieren. Es wurde in vier amerikanischen Milchkuhbetrieben eine longitudinale Studie über zehn Monate durchgeführt. Bei 140 Kälbern wurde der äußere Nabel zeitnah nach der Geburt einmalig mit einem Iod-haltigen Präparat behandelt. Zusätzlich wurden 144 Kälber verfolgt, die keine Behandlung erhielten. Alle Kälber wurden bis zu einem Lebensalter von etwa 30 Tagen 2-mal wöchentlich klinisch untersucht. Dabei wurde insbesondere auf Entzündungsanzeichen am äußeren Nabel geachtet. Zusätzlich wurden Managementfaktoren rund um die Geburt erhoben.

Es gab keinen Unterschied im Anteil von Kälbern mit Nabelinfektion zwischen den beiden Versuchsgruppen (Behandlungsgruppe: 20 %; Kontrollgruppe 22 %). Außerdem gab es keinen Zusammenhang zwischen einer Behandlung und dem Vorkommen von anderen Erkrankungen, den täglichen Zunahmen oder der Mortalität. Hingegen zeigte sich, dass der Zeitpunkt der Kolostrumgabe signifikant mit der Wahrscheinlichkeit an einer Nabelinfektion zu erkranken assoziiert war. Jede zusätzliche Stunde nach der Geburt erhöhte das Erkrankungsrisiko um 15 %.

Wo liegen die Schwachstellen?


Top Job:


Die Studie hat lediglich die Auswirkungen einer Nabeldesinfektion auf die äußeren Nabelstrukturen untersucht. Auch wenn eine klinische Untersuchung der äußeren Nabelstrukturen mehr als dreiviertel aller Nabelentzündungen identifizieren kann (Steerforth and Van Winden 2018), so kann nicht ausgeschlossen werden, dass Entzündungen der inneren Nabelstrukturen auf Grund der genutzten Methodik übersehen wurden.

Zeitnah Kolostrum statt einmaliger Dip

Die vorliegende Arbeit zeigt, dass eine einmalige Desinfektion des Nabels nach der Geburt als Präventionsmaßnahme gegen äußere Nabelentzündungen nicht geeignet ist. Ob es einen Effekt auf die Entstehung von Entzündungen der inneren Nabelstrukturen gibt, bleibt unklar und sollte in weiteren Studien, die zusätzliche Untersuchungsmethoden einschließen (z. B. Ultraschall), untersucht werden. Die zeitnahe Versorgung mit Kolostrum hingegen ist wichtig um der Entstehung von Nabelentzündungen vorzubeugen.

Originalpublikation

Van Camp MB, Winder CB, Gomez DE, Duffield TF, Savor NK, Renaud DL (2022): Evaluating the effectiveness of a single application of 7% iodine tincture umbilical dip as a prevention of infection of the external umbilical structures in dairy calves. J Dairy Sci 105(7):6083-6093. doi.org/10.3168/jds.2021-21418.

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Serum kann auch ohne Zentrifuge gewonnen werden.
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Die IgG-Konzentration wird aus dem Blutserum bestimmt. Muss Blut zentrifugiert werden, um die Kolostrumversorgung von Kälbern zu überprüfen?

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