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Kolostrumversorgung von Hunde- und Katzenwelpen

20 Prozent der Hunde- und Katzenwelpen versterben in den ersten 21 Lebenstagen, 70–90 Prozent davon in der ersten Lebenswoche. Für eine korrekte Anpassung vom intra- zum extrauterinen Leben ist die Kolostrumversorgung ein Schlüsselelement.

Für Hunde- und Katzenwelpen ist ein passiver Immuntransfer überlebensnotwendig. Das Kolostrum enthält aus dem maternalen Blutstrom konzentriertes Immunglobulin (Ig) G sowie in der Milchdrüse produziertes IgA und IgM. IgG, IgA und weiße Blutzellen werden im Darm absorbiert und an Blut und Gewebe des Neonaten weitergegeben. Direkt nach der Geburt passieren 40 Prozent des aufgenommenen IgG die Darmwand. Schon nach vier Stunden sind es nur noch 20 Prozent. 12 bis 16 Stunden post partum ist die Darmschranke endgültig geschlossen. Der Schwellenwert für einen defizitären Immuntransfer liegt bei Hunden bei 2,3 g IgG/l am zweiten Lebenstag. Die Mortalität der Welpen mit niedrigeren Werten lag bei 44 Prozent im Gegensatz zu ca. fünf Prozent bei ausreichend versorgten Tieren.

Variable Qualität
Der IgG-Gehalt im Kolostrum kann nicht nur individuell, sondern auch zwischen den einzelnen Zitzenpaaren derselben Hündin variieren, ohne dass eine Vorhersage zu der Zitze mit dem besten Kolostrum möglich wäre. So ergibt es sich, dass es im selben Wurf aufgrund variierender Qualität, Aufnahmemenge und -zeit zu Unterschieden im passiven Immuntransfer der Welpen kommt. Alter und Größe der Hündin sowie die Wurfgröße beeinflussen die Immunqualität des Kolostrum nicht. Eine Impfung des Muttertiers in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit erhöht den spezifischen Antikörperspiegel zum Schutze der Welpen.

Ein wertvoller Cocktail
Weitere Inhaltsstoffe wie Lactoferrin, Lysozym und Zytokine fangen Pathogene ab und schützen die Schleimhaut vor Invasion. Hormone und Wachstumsfaktoren treiben die Entwicklung und Ausreifung von Digestivtrakt, Leber, Pankreas und Schilddrüse voran. Das Kolostrum ist zudem ein wichtiger Energielieferant. Der Energiegehalt kann individuell sehr unterschiedlich sein, wobei der Fettanteil bei kleinen Hunderassen höher ist. Die Menge wird bei einer 10-kg Beaglehündin auf 270 ml und bei einer 4-kg Katze auf 160 ml geschätzt. Bei durchschnittlicher Qualität kann eine Beaglehündin elf 200-g-Welpen und eine Katze zehn 100-g-Welpen mit Kolostrum versorgen.
Alle Jungtiere sollten nach der Geburt sobald wie möglich mit ausreichend Kolostrum versorgt werden, um ihnen einen gesunden Start ins Leben zu ermöglichen. Probst

Originalpublikation:
Chastant-Millard S, Aggouni C, Albaret A, Fournier A, Mila H (2017): Canine and feline colostrum. Reprod Domest Anim 52 Suppl 2: 148–152. DOI: 10.1111/rda.12830.


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