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Foto: Institut für Tierpathologie, Fachbereich Veterinärmedizin,

Der Praktische Tierarzt

Peritonitis post partum bei einem Rind nach Harnblasentrauma

Peritonitis in a cow due to trauma of the urinary bladder

Der Praktische Tierarzt 101, 62-70

DOI: 10.2376/0032-681X-1937

Publiziert: 03/2020

Zusammenfassung

Dieser Fallbericht beschreibt die Folgen einer vermutlich iatrogen bedingten Harnblasenperforation mit resultierender, generalisierter Peritonitis bei einer zweieinhalb Jahre alten Charolais Kuh. Nach einer Zwillingsgeburt entwickelte das primipareTier eine Retentio secundinarum, die sich im weiteren Verlauf zueiner klinischen Metritis ausweitete. Nach mehreren erfolglosen Behandlungsversuchen, welche über den Zeitraum von drei Wochen durch verschiedene Tierärzte unternommen wurden,beobachtete der Tierhalter bei seiner Kuh eine Verschlechterung des Allgemeinbefindens sowie einen zugenommenen Leibesumfang. Unzufriedenheit über ausbleibende Behandlungserfolge veranlasste den Tierhalter dazu, seinen Tierarzt zu wechseln. Die vorangegangenen Behandlungen der Kollegen beinhalteten insbesondere wenige Tage post partum die Spülung des Uterus. Der zuletzt herbeigerufeneTierarzt bewirkte die Einweisung der Kuh in die Klinik für Klauentiere der Freien Universität Berlin. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Kuh etwa drei Wochen post partum. Aufgrund der Befunde der klinischen Untersuchung, einschließlich der Ergebnisse der weiterführenden Diagnostik, wurde die Diagnose einer gastrointestinalen Passagestörung infolge einer generalisierten, adhäsiven Peritonitis gestellt. Eine konservative Therapie (Verabreichung von Infusionen, Antibiotika und Antiphlogistika) über drei Tage führte nicht zur Besserung des Allgemeinbefindens der Kuh. Aufgrund der ungünstigen Prognose für eine Wiederherstellung wurde das Tier auf Wunsch des Besitzers euthanasiert. In der anschließenden pathologisch-anatomischen Untersuchung zeigte sich eine 2 mm große, kreisrunde perforierende Läsion der Blasenwand im Bereich des Blasenpols, welche vermutlich den Ausgangspunkt der Peritonitis darstellte. Die Läsion entstand vermeintlich bei dem Versuch, eine Uterusspülung durchzuführen, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch durchgeführt wurde.

aufgetriebenes Abdomen
Uterusspülung
Metritis
Harnblasenruptur
Nachgeburtsverhaltung

Summary

This case report describes the history of a two and a half year old Charolais cow, which developed a generalized peritonitis following perforation of the urinary bladder that was probably originally iatrogenic. After the uncomplicated birth of twin calves, the cow suffered from retained placenta and, subsequently, severe metritis. After several treatments attempts by different veterinarians including uterine flushings, the general condition of the animal deteriorated and it demonstrated an extended abdomen and was referred to the Clinic for Ruminants and Swine, Faculty of Veterinary Medicine of the Freie Universität Berlin, Germany. At that time, the animal was about three weeks postpartum. Clinical, laboratory and ultrasonographic examinations demonstrated agastro-intestinal obstruction due to generalized, adhaesive peritonitis. A conservative therapy including the parenteral administration of fluids, antibiotics and antiphlogistics was initiated but did not lead to an improvement of the clinical condition of the cow. Due to unfavourable prognosis, the owner decided for euthanasy. At necropsy, a two millimeters wide stitch-like circular perforating lesion of the wall of the urinary bladder was observed as the source for the peritonitis. Most likely the lesion had been caused by wrongly performed uterine flushing procedure few days postpartum.

extended abdomen
uterine flushing
Metritis
perforation of the urinary bladder
retained placenta

 

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