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Der Praktische Tierarzt

Wann sollte man Ovarialzysten bei Milchkühen behandeln?

What is the best time to treat ovarian cysts in dairy cows?

Der Praktische Tierarzt 96, 923-934

Publiziert: 09/2016

Zusammenfassung

Ovarialzysten des Rindes (OZ) besitzen in der tierärztlichen Praxis aufgrund ihres häufigen Vorkommens und ihres negativen Einflusses auf die Fruchtbarkeit relativ große Bedeutung. Zahlreiche Behandlungsschemata und Studien über Behandlungserfolge existieren bereits. Das Wissen um eine hohe Selbstheilungsrate von OZ, vor allem beim Auftreten in der frühen postpartalen Phase, lässt immer wieder die Frage aufkommen, ob eine Behandlung in dieser Zeit überhaupt sinnvoll ist (Kesler und Garverick, 1982; Lopez-Gatius et al., 2002). Eine neuere Studie zeigte aber, dass sich gerade bei im Puerperium entstandenen OZ eine Behandlung im Hinblick auf die Fruchtbarkeitsleistung lohnen könnte und dass dagegen die Behandlung von später aufgetretenen OZ in Frage zu stellen ist (Prasse, 2007). Folglich war die Frage nach dem besten Zeitpunkt zur Behandlung von OZ Gegenstand einer prospektiven kontrollierten Studie. Hierzu wurden Kühe in einem großen Milchviehbetrieb engmaschig auf OZ untersucht. Am Tag der Diagnose einer OZ (blasige Struktur am Ovar ≥ 2,5 cm, Abwesenheit eines Gelbkörpers, sieben Tage Persistenz) wurden die Tiere randomisiert in Gruppen eingeteilt und entweder sofort, mit zeitlicher Verzögerung oder nicht (Kontrollgruppe) behandelt. Als Behandlungsschema wurde eine zeitgleiche Gabe von GnRH und PGF2 alpha gewählt. Bei den Tieren mit „frühen“ OZ (n = 184, Diagnose ≤ Tag 56 post partum [p. p.]) wirkte sich eine Behandlung positiv auf die Heilungsrate aus. Der Zeitpunkt der Behandlung spielte dabei keine Rolle. Eine Behandlung der Tiere mit „späten“ OZ (n = 52, Diagnose ≥ Tag 63 p. p.) wirkte sich nicht auf die Heilungsrate aus. Tiere mit OZ (n = 236) wiesen schlechtere Fruchtbarkeitskennzahlen als vergleichbare Studientiere ohne OZ (Referenztiere) auf. Trotz der Erfolge bei den Heilungsraten nach einer Behandlung („frühe“ OZ) konnte die Fruchtbarkeit (Rastzeit, Güstzeit, Verzögerungszeit, Gesamtträchtigkeitsrate, Trächtigkeitsindex, Konzeptionsrate, Erstbesamungserfolg, Abgänge aufgrund von Unfruchtbarkeit) der Tiere mit OZ mit einer Behandlung gegenüber den unbehandelten Tieren nicht verbessert werden („frühe“ und „späte“ OZ). Diesen Ergebnissen zufolge stellt sich also nicht die Frage nach dem besten Zeitpunkt einer Behandlung. Vielmehr wird eine Therapie mit dem hier vorliegenden Behandlungsschema in Frage gestellt.

Fertilitätsstörungen
Gonadotropin Releasing Hormon
Prostaglandin F2M
Fruchtbarkeit

Summary

Ovarian cysts in cattle have relatively high importance in veterinary practice because of frequent occurrence and negative impact on fertility. There are numerous treatment methods and studies about therapeutic success. It is known that ovarian cysts have a high self cure rate, especially in the early post-partum period (p.p.), which questions the necessity for treatment during this period (Kesler und Garverick, 1982; Lopez-Gatius et al., 2002). A newer study revealed that treatment in puerperium could improve reproductive performance, and treatment should be questioned when ovarian cysts occured at later stages (Prasse, 2007). Consequently, it was the object of a controlled study to determine the best time for treatment of ovarian cysts. The study and results are presented in this article. For this purpose, cows on a large dairy farm were intensively examined to find ovarian cysts. Upon diagnosis of an ovarian cyst (two repeated findings of vesicular structure ≥ 2.5 cm in size at an interval of seven days, in the absence of a corpus luteum) animals were allocated randomly to different groups: they were treated immediately, delayed or were not treated (control group). The therapeutic scheme consisted of a simultaneous dose of GnRH and Cloprostenol. Treatment of the group with “early” cysts (n = 184; diagnosis ≤ 56 days p.p.) showed a positive effect on cure rates regardless of the time of treatment. Treatment did not show any positive or negative effect on cure rates within the group with “late” cysts (n = 52, diagnosis ≥ 63 days p.p.). Reproductive measures of animals with ovarian cysts (n = 236) were significantly impaired compared with animals without ovarian cysts (reference animals). Despite the successful cure rates after treatment of “early” cysts, therapy could not improve the fertility (interval from calving to first insemination, days open, interval from first insemination to first day of pregnancy, overall pregnancy rate, pregnancy index, conception rate, first service conception rate, culling rate due to infertility) of animals with ovarian cysts (“early” cysts and “late” cysts) when compared to untreated animals. According to these results, it is not so much the time of treatment, but the therapeutic scheme applied in this study which can be questioned.

fertility disorders
gonadotropin-releasing hormone
prostaglandin F2M
fertility

 

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