Die Gesellschaft für Pferdemedizin schreibt in Der Praktische Tierarzt monatlich über praxisrelevante, aktuelle Forschung.
Unbemerkte Zwillingsträchtigkeiten führen bei der Stute meist zu Aborten, Totgeburten oder der Geburt lebensschwacher Fohlen. Die transvaginale ultraschallgestützte Aspiration (TUA) ist eine Technik zur Zwillingsreduktion nach embryonaler Fixation. In einer großen retrospektiven Studie wurden Daten von 464 TUAs bei 422 tragenden Stuten auf Erfolgsraten und Einflussfaktoren über einen Zeitraum von zehn Jahren analysiert.
Optimales Zeitfenster zwischen Tag 28 und 32
Die TUA wurde zwischen dem 21. und 82. Trächtigkeitstag bei einseitig (74,4 %) sowie beidseitig fixierten (25,6 %) Zwillingsträchtigkeiten durchgeführt. Hierbei wurde nach Ausräumen und gründlicher Reinigung eine transvaginale Ultraschallsonde mit einer Punktionskanüle im Fornix vaginae neben der Zervix positioniert und der Uterus transrektal bis zur sonografischen Darstellung der Fruchtanlagen manipuliert. Nachfolgend wurde die geeignetere der beiden Fruchtblasen transvaginal punktiert und eine sicher zu aspirierende Flüssigkeitsmenge entnommen. Das Fortbestehen einer Trächtigkeit wurde ultrasonografisch nach fünf bis sieben Tagen sowie nach drei bis vier Wochen nach dem Eingriff überprüft, wobei 50,3 % der Stuten mit einem Fohlen tragend blieben. Bei 10 % der Stuten war ein erneuter Eingriff erforderlich. Der weitere Verlauf wurde im Rahmen einer Besitzerbefragung erhoben, die Abfohlrate der untersuchten Gesamtpopulation lag bei 40,1 %. Bei Stuten mit TUA zwischen Tag 25 und 35 lag die Abfohlrate bei 49,1 %.
Top Job:
Positive und negative Einflussfaktoren identifiziert
Die statistische Auswertung diverser Variablen ermöglichte die Erhebung weiterer Einflussfaktoren auf den Eingriff. So spielte das angewendete Sedativum (Xylazin oder Detomidin) keine Rolle, allerdings schienen höhere Dosen des Opioids Butorphanol einen positiven Einfluss auf das Fortbestehen einer Trächtigkeit zu haben. Alle Stuten erhielten zum Zeitpunkt der TUA ein NSAID (Flunixin-Meglumin), jedoch zeigte die anhaltende Gabe über mehrere Tage keinen positiven Einfluss.
Die Verwendung von Butylscopolamin während des Eingriffs bei 45 Stuten korrelierte mit einer reduzierten Abfohlrate (16/45, 35,6 % im Vergleich zu 147/279, 52,7 %). Die Autoren schließen hier auf negative Effekte durch Relaxation der glatten Muskulatur in Uterus und Rektum. Auch ein erhöhtes Aspirationsvolumen (> 20 ml) sowie Punktion der Frucht selbst (8/38, 21,1 %) korrelierte negativ mit dem Fortbestehen einer Trächtigkeit. Wurde die TUA zwischen Tag 35 und 45 durchgeführt und bestand ein Verlust der Trächtigkeit, so zeigten 51,3 % der Stuten im Verlauf der Saison keinen Östrus mehr, vermutlich durch den Beginn der eCG-Produktion. Daher definieren die Autoren den optimalen Eingriffszeitpunkt zwischen Tag 28 und 32, um eine erneute Bedeckung während der laufenden Saison bei Trächtigkeitsverlust sicherzustellen.
Durch deutlich sinkende Erfolgsraten empfehlen die Autoren Tag 40 als Cut-off für die TUA und verweisen auf alternative Techniken zur Zwillingsreduktion bei später diagnostizierter Zwillingsträchtigkeit.
Originalartikel
Sielhorst J, Baade S, Neudeck KC, Tönissen A, Rohn K, Hollinshead F, Sieme H (2024): Success rates and factors influencing pregnancy outcome after 464 transvaginal ultrasound‐guided twin reductions in the mare. Equine Vet J 2:14. doi.org/10.1111/evj.14071.