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Eine Endoskopie der Fesselbeugesehnenscheide ermöglicht sowohl Diagnostik als auch Débridement, Resektion oder Desmotomie.
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Eine Endoskopie der Fesselbeugesehnenscheide ermöglicht sowohl Diagnostik als auch Débridement, Resektion oder Desmotomie.

Journal Club

Tendovaginoskopie der Fesselbeugesehnenscheide

Diagnostik und Outcome einer Tendovaginoskopie bei Lahmheit aufgrund einer aseptischen Tendovaginitis der Fesselbeugesehnenscheide.

Die Gesellschaft für Pferdemedizin schreibt in Der Praktische Tierarzt monatlich über praxisrelevante, aktuelle Forschung.

Erkrankungen im Bereich der Fesselbeugesehnenscheide sind eine häufige Ursache für Lahmheiten beim Pferd. In einer retrospektiven Fallstudie wurden über einen Zeitraum von neun Jahren Daten von 131 Pferden und Ponys (insgesamt 145 erkrankte Gliedmaßen) ausgewertet, die einer Tendovaginoskopie bei einer aseptischen Tendovaginitis der Fesselbeugesehnenscheide (FBSS) unterzogen wurden. Dabei wurden sowohl die Prävalenz verschiedener Läsionen als auch die Sensitivität und Spezifität der bildgebenden Diagnostik beurteilt.

Meist Kombination mehrerer Läsionen innerhalb der Fesselbeugesehnenscheide

Die aseptische Tendovaginitis der FBSS kann durch Tendinitis der oberflächlichen oder tiefen Beugesehne, Risse der Manica flexoria oder Desmitis des Fesselringbandes verursacht sein. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden die betroffenen Strukturen präoperativ mittels klinischer Untersuchung einschließlich diagnostischer Anästhesien sowie bildgebender Verfahren lokalisiert. Die Kontrastradiografie wurde nach beschriebenen Standardverfahren durchgeführt.


Top Job:


Läsionen der tiefen bzw. oberflächlichen Beugesehne wurden an 55 Gliedmaßen festgestellt, Läsionen der Manica flexoria lagen an 44 Beinen vor und eine Fesselringbandstriktur fand sich an 99 Gliedmaßen. An lediglich 36 Glied­maßen fand sich nur eine verletzte Struktur, die übrigen wiesen eine Kombination auf. Die häufigste Kombination war hierbei eine Verletzung der oberflächlichen Beugesehne mit Striktur des betreffenden Fesselringbands. Verletzungen der TBS fanden sich häufiger an den Vordergliedmaßen, Läsionen der Manica flexoria häufiger an den Hintergliedmaßen.

Analog zu vorangegangenen Studien zeigte sich eine schlechte Sensitivität der Ultraschalluntersuchung für die Diagnose von Läsionen der TBS sowie der Manica flexoria. Die Kontrastradiografie wies in diesem Bereich aber eine hohe Sensitivität sowie Spezifität auf. Die Forschenden empfehlen daher die routinemäßige Durchführung der Kon­trastradiografie bei Erkrankungen der FBSS.

Tendovaginoskopie weiterhin Goldstandard in der Diagnostik

Im Rahmen der durchgeführten Tendovagino­skopien wurden betroffene Strukturen beurteilt und mittels Débridement, Resektion oder Desmotomie des Fesselringbands behandelt. Im Anschluss daran erhielten die Pferde Boxenruhe und Verbandsbehandlung und wurden mit einem Schrittprogramm entlassen. Kurz- und Langzeitprognosen wurden mittels Nachuntersuchungen und Telefonaten mit Besitzern verfolgt.

50,8 % der Patienten erreichten ihr ursprüngliches Belastungsniveau. Pferde mit Erkrankungen im Bereich der tiefen Beugesehne hatten die schlechteste Prognose: Nur 36,6 % erreichten ihr ursprüngliches Level. Weitere Forschung ist nötig, um zusätzliche Therapieoptionen zu entwickeln und damit die Prognose für betroffene Pferde zu verbessern.

Originalartikel

Cender AN, Mählmann K, Ehrle A, Merle R, Pieper L, Lischer CJ (2023): Diagnosis and outcome following tenoscopic surgery of the digital flexor tendon sheath in German sports and pleasure horses. Equine Vet J 55: 48–58. doi.org/10.1111/evj.13856.