Von Sonja Weiß
Die Gesellschaft für Pferdemedizin schreibt in Der Praktische Tierarzt monatlich über praxisrelevante, aktuelle Forschung.
Mithilfe einer retrobulbären Anästhesie können am sedierten Pferd sowohl Punktionen und Injektionen als auch chirurgische Behandlungen am Auge vorgenommen werden. Bei korrekter Durchführung werden sowohl eine Schmerzausschaltung als auch eine motorische Blockade erreicht. Mögliche Risiken dieser Leitungsanästhesie sind Punktion des Augapfels, Blutungen, Chemosis, (vorübergehende) Erblindung und Infektionen.
Ziel einer Kadaverstudie war es, Präzision und Sicherheit blind durchgeführter und Ultraschall-assistierter Punktionen zu vergleichen. Hierzu wurden an insgesamt 44 Köpfen von Pferden, die aus anderen Gründen euthanasiert oder zur Lebensmittelgewinnung getötet wurden, 88 dorsale retrobulbäre Injektionen mit einem Kontrastmittel durchgeführt. Mithilfe einer Computertomografie wurden Position der Nadel und Verteilung des Injektats überprüft. Die Injektionen wurden zu gleichen Teilen von einer erfahrenen Untersucherin (ECVO) sowie einer Studentin der Veterinärmedizin durchgeführt – jeweils zu gleichen Teilen blind und ultraschallgestützt.
Signifikante Verbesserung der Sicherheit
Für die sonografische Darstellung der Injektion wurde ein linearer 10-MHz-Transducer auf das geschlossene Oberlid aufgelegt und auf Ebene der Epiduralkanüle gebracht. Die blind durchgeführten Injektionen wurden nach etablierter Technik durchgeführt. Bei der nachfolgenden Computertomografie wurden die korrekte Platzierung der Punktionskanüle sowie die Verteilung des Kontrastmittels bewertet. Bei den blind durchgeführten Injektionen zeigten sich zwei Fälle einer den Untersucherinnen nicht bewussten Punktion des Augapfels. Bei der ultraschallgestützten Injektion trat hingegen keine Fehlpunktion auf. Die unerfahrene Untersucherin konnte mithilfe der Sonografie präziser arbeiten.
Weitere Forschung erforderlich
Nachfolgende Studien können sowohl die sonografische Technik als auch den Einsatz verschiedener Lokalanästhetika präzisieren, um die dorsale Retrobulbäranästhesie weiter zu verbessern. Als eine Einschränkung der Studie wird der ausschließliche Einsatz von Kadavern genannt.
Originalpublikation
Thieme K, Mesquita L, Lieberth S, Dancker C, Doherr MG, Eule JC (2023): Safety and accuracy of blind vs. ultrasound-guided dorsal retrobulbar nerve blocks in horses – A cadaveric study. Vet Ophthalmol 26: 135–144. doi.org/10.1111/vop.13053.