Insbesondere zur Ermittlung des spezifischen Gewichts und des Protein-Kreatinin-Verhältnisses im Rahmen der Abklärung einer Nierenerkrankung sind Harnproben zwingend erforderlich. Während beim Hund eine Probengewinnung beim spontanen Urinabsatz üblicherweise machbar ist, gestaltet sich die Situation bei der Katze eindeutig komplizierter. Nicht zuletzt deswegen wird eine Probe sehr häufig per Zystozentese durch den Kleintierpraktiker gewonnen. Dies stellt jedoch einen invasiven Eingriff dar, was möglicherweise erklärt, weshalb in mehr als einem Viertel aller Fälle auf eine Harnuntersuchung komplett verzichtet wird. Angesichts der Bedeutsamkeit einer Urinanalyse stellt sich daher die Frage, ob eine Probengewinnung nicht auf weniger invasive Weise möglich wäre.
Signifikante Abweichung mit klinischer Relevanz
Um dies zu beantworten, wählten belgische Wissenschaftler einen prospektiven Studienansatz. Sie suchten Katzenbesitzer, welche bereit waren, zu Hause Urinproben ihrer Katze zu sammeln, um diese anschließend mit Zystozenteseproben vergleichen zu lassen. Für die Urinsammlung zu Hause standen drei Optionen zur Verfügung:
- die Sammlung aus einem nicht-saugfähigen Substrat
- das direkte Auffangen mit einem Sammelgefäß
- die Sicherung durch eine auf dem gewohnten Katzenstreu platzierte Folie
Top Job:
Durch diese Methoden gelang es 55 % der motivierten Katzenhalter, eine Urinprobe ihres Lieblings zu gewinnen. Bei der Auswertung der Proben zeigten sich signifikante Unterschiede zu den Werten aus Zystozenteseproben. Letztere wiesen im Durchschnitt ein geringeres spezifisches Gewicht und ein höheres Protein-Kreatinin-Verhältnis auf. Da sich die Probeentnahmemethoden in zahlreichen Aspekten wie Umfeld, Tageszeit und Stressniveau unterscheiden, konnten die Forscher über die Ursache der Abweichungen nur spekulieren. Sie schätzen die Unterschiede jedoch nur in 20–30 % der Fälle als klinisch relevant ein und empfehlen den nichtinvasiven Ansatz zur Beprobung.
Konstanz beim Monitoring empfehlenswert
Aufgrund der ungeklärten Unterschiede raten die Studienautoren dazu, sich bei Diagnostik und Monitoring nierenkranker Katzen auf eine der beschriebenen Methoden festzulegen und diese konstant zu verfolgen. Nur damit kann von einer vollständigen Aussagekraft der Werte ausgegangen werden. Welche Methode im Einzelfall empfehlenswert ist, hängt vom Charakter der Katze, dem häuslichen Umfeld und auch vom Besitzer ab.
Originalpublikation
Mortier F, Daminet S, Duchateau L, Marynissen SJJ, Paepe D (2023): Comparison of cystocentesis versus home sampling to determine urinary protein: creatinine ratio and urine specific gravity in cats. J Vet Intern Med 2023: 1–8. doi.org//10.1111/jvim.16800.