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Die Betreuung großer Rinderbestände erfordern eine besondere tierärztliche Betreuung
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Große Rinderherden brauchen tierärztliche Bestandsbetreuung

Journal Club

Was bringt tierärztliches Herdenmanagement den Milchbauern?

Das EU-Recht stärkt die tierärztliche Bestandsbetreuung. An der FU Berlin wurde untersucht, ob Milchvieh-Betriebe tatsächlich von einer integrierten tierärztlichen Betreuung profitieren.

Seit die integrierte tierärztliche Bestandsbetreuung (ITB) von Milchviehbeständen vor mehr als einem Vierteljahrhundert ihren Anfang nahm, ist ihre Rolle im Zuge der Intensivierung der Betriebe und des zunehmend präventionsorientierten Gesundheitsmanagements im Stall stetig gewachsen. In der EU-Verordnung 2016/429 zum Tiergesundheitsrecht heißt es: „Tierärzte […] spielen in allen Bereichen des Tiergesundheitsmanagements eine äußerst wichtige Rolle“, und ihrem Wirken ist ein eigener Abschnitt gewidmet.

Grund genug, fand ein Berliner Autorenteam, den tatsächlichen Nutzen der tierärztlichen Leistungen im Herdenmanagement einmal auf den Prüfstand zu stellen. So geschehen mittels eines Online-Fragebogens, in dem Milchbauern zu Leistungsmerkmalen ihrer Betriebe und zur Zusammenarbeit mit ihren Tierärzten befragt wurden.

Motivierende Ergebnisse: gute Leistung mit Bestandsbetreuung

Insgesamt gingen die Antworten aus 216 Betrieben in die Auswertung ein, von denen 106 ITB zur Qualitätssicherung anwendeten. Tatsächlich hatten die Betriebe mit ITB, die ihren Tierarzt häufig in Entscheidungen einbezogen, die größte 305-Tage-Leistung, den geringsten somatischen Zellgehalt in der Tankmilch und das niedrigste Erstkalbealter. Allerdings lag gerade in diesen Betrieben auch die Remontierungsrate sehr hoch, und die Mortalität der Kühe in den ersten 60 Laktationstagen war ebenfalls höher als in anderen Betrieben.


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Definition der Integrierten Tierärztlichen Bestandsbetreuung (ITB)

Gute Leistungen hatten auch mit dem Verständnis der Landwirte für ITB zu tun: So war die 305-Tage-Leistung in den Betrieben besonders hoch, in denen der Landwirt den Begriff ITB umfassend als „Beurteilung von Herdendaten, strategische Planung“ definierte, während Betriebe, die ITB enger auslegten (z. B. „Trächtigkeitsuntersuchungen und Fruchtbarkeitsberatung“ oder „Problemlösung“), im Durchschnitt schlechtere Leistungen verzeichneten.

Im direkten Vergleich zwischen ITB- und nicht-ITB-Betrieben ergab sich für die ITB-Betriebe ein Plus von 660 kg Milch bis Laktationstag 305 und eine Einsparung von einem Lebensmonat bis zur Erstkalbung. Diese Vorteile ließen sich statistisch nicht auf Einzelfaktoren wie Herdengröße, Managementpraktiken, Haltungsform oder den genauen Umfang der ITB-Leistungen zurückführen, sondern ergaben sich offenbar pauschal durch die Tatsache, dass ITB durchgeführt wurde.

Fazit: Milchviehbetriebe profitieren von tierärztlicher Betreuung

Die Autoren schließen aus ihrer Analyse, dass Milchviehbetriebe generell von ITB profitieren, und zwar unabhängig vom genauen Ausmaß und Zuschnitt der tierärztlichen Dienstleistungen innerhalb des ITB-Pakets. Dieses Ergebnis könnte für Landwirte durchaus eine Motivation sein, sich für ITB zu entscheiden.

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