Vorkommenshäufigkeit von Pickverletzungen bei der Haltung von Putenhennen mit intakten und gekürzten Schnäbeln in Abhängigkeit von der Proteinversorgung
Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 130, 241-249
DOI: 10.2376/0005-9366-16041
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2017
Publiziert: 11/2017
Summary
In conventionally kept fattening turkeys, beak trimming is a common method to reduce skin damages due to cannibalism. In Germany it is planned not to grant exemptions for beak trimming in turkey hens from 2019. There are several hypotheses as to why domestic turkeys injuriously peck. However, very little is known about the abnormal behaviour in turkeys. One effect on the incidence of cannibalism is also attributed to the composition of feed, in particular the use of animal protein diets. This study represents the first attempt to examine the effects of dietary protein source and beak status on turkey hens housed under practical conditions. Therefore British United Turkeys hens (B.U.T. 6) were housed in four groups in a commercial barn during two fattening periods (n = 5080 turkeys). The beaks of the turkeys in two groups were trimmed whilst the beaks of the turkeys in the other two groups were not treated in each fattening period. One group of beak trimmed turkeys and one group of birds with intact beaks were provided with a diet that contained processed animal protein (haemoglobin powder and fish meal). The two other groups were fed with a commercial plant protein based diet. The results of the current investigation with animal protein diet did not reveal any effects on final body weight, mortality, pecking damage and cannibalism. In fact, pecking damage and the occurrence of cannibalism were significantly affected by the condition of the beak. In conclusion, the presented data of this orientating investigation show that the use of an animal protein based diet could not reduce damages caused by injurious pecking in turkeys.
Zusammenfassung
In der konventionellen Mastputenhaltung ist das Kürzen der Schnabelspitze durchaus übliche Praxis, um schwerwiegende Schäden durch Kannibalismus zu reduzieren. In Deutschland ist geplant ab 2019 zumindest bei Putenhennen keine routinemäßigen Ausnahmegenehmigungen für das Kürzen der Schnabelspitze zu erteilen. Dies stellt eine besondere Herausforderung dar, zumal die Auslöser dieser Verhaltensstörung bei Puten noch weitgehend unbekannt sind. Ein möglicher Einflussfaktor wird dabei in der Futterzusammensetzung, speziell im Angebot von tierischem Protein, gesehen. Ziel dieser Studie war es daher zu prüfen, welchen Einfluss sowohl der Einsatz von tierischem Protein im Mischfutter als auch der Verzicht auf das Kürzen der Schnabelspitze auf das Vorkommen und Ausmaß von Pickverletzungen bei praxisüblich gehaltenen Putenhennen haben. Dazu wurden Putenhennen (B.U.T 6) unter konventionellen Bedingungen über zwei Mastdurchgänge hinweg (n = 5080 Puten je Durchgang) in jeweils vier Gruppen gehalten. Von den vier zeitgleich gehaltenen Gruppen, waren die Schnäbel der Tiere von jeweils zwei Gruppen gekürzt bzw. intakt. Jeweils eine Gruppe mit schnabelgekürzten sowie eine mit nicht schnabelgekürzten Putenhennen erhielten ein Futter mit tierischem Protein (Hämoglobinpulver und Fischmehl) und die beiden anderen Gruppen ein handelsübliches Alleinfutter, das ausschließlich Proteine pflanzlicher Herkunft enthielt. Gezeigt werden konnte, dass weder das Schlachtgewicht und die Verlustrate, noch das Vorkommen von Pickverletzungen und Kannibalismus durch das eingesetzte Futtermittel mit tierischer Proteinquelle beeinflusst wurde. Vielmehr wurden oftmals signifikante Effekte des Schnabelzustandes festgestellt. Demnach weisen die Ergebnisse dieser Orientierungsstudie darauf hin, dass der Einsatz von tierischem Protein im Alleinfutter von Puten nicht vermag, die Schäden durch gegenseitiges Bepicken zu reduzieren.