Vergleicht man eine Deutsche Dogge mit einem Chihuahua, fallen auf den ersten Blick zahlreiche Unterschiede auf. Der offensichtlichste ist wahrscheinlich die Körpergröße: Während die Deutsche Dogge zu den größten Hunderassen überhaupt zählt, ist der Chihuahua ein sehr kleiner Vertreter seiner Art. Nicht so offensichtlich ist die Tatsache, dass große Hunde erfahrungsgemäß eine mitunter weitaus niedrigere Lebenserwartung haben als kleine Hunde.
Der Multimorbidity Index wird genutzt, um die Prognose von Patienten anhand ihrer Diagnosen vorherzusagen. Auch für Hunde steht fest, dass die Anzahl an Krankheiten mit den Lebensjahren ansteigt. Interessanterweise hat die Körpergröße darauf keinen Einfluss. Große Hunde haben also nicht mehr Krankheiten als kleine Hunde. Vielmehr weisen sie andere Erkrankungen auf, die zu einem früheren Ableben führen könnten.
Vier Organsysteme am häufigsten betroffen
Diesen Ansatz greift eine aktuelle Studie der University of Washington (Seattle, USA) auf, die im Zuge des „Dog Aging Project“ entstand.
Top Job:
Als Studiengrundlage dienten 27.541 Fragebögen, die Hundebesitzer bezüglich des Signalements und der Krankheitshistorie ihrer Vierbeiner ausfüllten. In der Auswertung bestätigte sich, dass im Laufe eines jeden Hundelebens die Krankenakte immer dicker wird. Zudem wurden die Krankheiten nach Organsystemen kategorisiert – und diese waren häufig mit der Körpergröße assoziiert. Große Hunde (ab einem Körpergewicht von 30 kg) litten demnach häufiger an
- Hauterkrankungen (32 %),
- orthopädischen Erkrankungen (23 %),
- gastrointestinalen Erkrankungen (15 %) und
- Neoplasien (8 %).
Schnelles Wachstum führt zu gesundheitlichen Problemen
Die Autoren gehen davon aus, dass das schnelle Wachstum großer Hunde im Welpen- bzw. Junghundalter zu erhöhtem oxidativen Stress führt. Dieser und die vermehrte Ausschüttung von Wachstumshormonen begünstigen die Entstehung von Hauterkrankungen, orthopädischen Problemen und Tumoren. Auch eine schnelle Gewichtszunahme und ein insgesamt höheres Körpergewicht können perspektivisch orthopädische Krankheiten hervorrufen.
Des Weiteren kommen bei großen Hunden verhältnismäßig höhere Behandlungskosten und erschwerte Bedingungen im Management für die Besitzer wortwörtlich zum Tragen. Sehen diese die Lebensqualität ihrer Hunde zu stark eingeschränkt, heißt es nicht selten Abschied nehmen. Auch wenn die Todesursache nicht Bestandteil der Auswertung war, sollte die Euthanasie als Faktor, der die Lebensspanne von größeren Hunden deutlich schmälern kann, berücksichtigt werden.
Die Studie „Dog size and patterns of disease history across the canine age spectrum: Results from the Dog Aging Project“ erschien in der Fachzeitschrift PLOS ONE.