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Auch bei Bartagame scheint die subkutane Gabe von Flüssigkeit gut möglich zu sein.
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Auch bei Bartagame scheint die subkutane Gabe von Flüssigkeit gut möglich zu sein.

Journal Club

Subkutane Applikation zur Infusionstherapie bei Bartagamen praktikabel

Bislang galt die Empfehlung, bei Reptilien zur Infusionstherapie den subkutanen Applikationsweg aufgrund geringer Vaskularisation zu vermeiden. Doch gerade dieser Weg ist bei Bartagamen zumindest im Experiment erfolgreich, das zeigten kürzlich Nordamerikanische Forscher.

  • Bisher wurde angenommen, dass Reptilien Flüssigkeit subkutan nur langsam aufnehmen können.
  • Eine Studie an Bartagamen zeigt: In den ersten Minuten wird Flüssigkeit über das Zölom tatsächlich schneller aufgenommen.
  • Bereits nach einer Stunde scheint die subkutane Flüssigkeitsgabe der Infusion ins Zölom aber nicht mehr unterlegen zu sein. 

Zur Infusionstherapie bei Säugetieren steht dem praktizierenden Tierarzt die subkutane, intravenöse, intraperitoneale oder intraossäre Route zur Verfügung. Demgegenüber ging die Lehrmeinung bei Reptilien bislang von einer geringeren subkutanen Vaskularisation aus. Daher wurde angenommen, dass die subkutane Verabreichung von Flüssigkeit bei Reptilien mit einer äußerst langsamen Absorptionsrate einhergehen würde und daher in der Infusionstherapie nicht hilfreich wäre. Als Alternative wurde bei Reptilien bislang die Applikation von Flüssigkeit in die Leibeshöhle, das sogenannte Zölom, empfohlen. Diese Verabreichungsroute besitzt jedoch naturgemäß eine höhere Komplikationsrate, da das Risiko einer versehentlichen Organpunktion oder eines erhöhten Drucks auf die Lungen nicht zu vermeiden ist. Diese eher unbefriedigende Situation nahmen Wissenschaftler nun zum Anlass um die intrazölomiale und subkutane Applikationsroute bei Bartagamen zu untersuchen.

Absorption aus der Leibeshöhle nur kurzfristig schneller

Dazu konstruierten sie ein Experiment, in welchem neun gesunde Bartagamen erst per Furosemidapplikation dehydriert und anschließend per Infusion behandelt wurden. Dabei wurde der Infusionslösung Dextrose beigefügt. Als Maß für die Absorption der applizierten Flüssigkeit ermittelten die Forscher anschließend den Anstieg des Blutzuckerspiegels. Die Messungen zeigten einen sehr zeitnahen Anstieg der Spiegel nach Verabreichung der Infusion in die Leibeshöhle, welcher deutlich über der Rate der subkutanen Infusion lag. Bereits nach einer Stunde unterschieden sich die Blutzuckerspiegel jedoch nicht mehr in signifikanter Weise und blieben bis 24 Stunden nach der Verabreichung auf einem vergleichbaren Niveau.

Die passende Lösung: Infusionstherapie bei Reptilien

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Subkutane Infusion scheint durchaus praktikabel

Obwohl die vorliegende Studie neben der kleinen Stichprobe die Limitierung einer experimentellen Dehydrierung aufweist, betrachten die Autoren ihre Erkenntnisse als durchaus verlässlich. So deutet ihr Experiment eindeutig daraufhin, dass der subkutane Applikationsweg zur Infusionstherapie bei Bartagamen durchaus Potential besitzt und gleichzeitig risikoärmer als die Verabreichung ins Zölom ist. Ob dies auch bei weiteren Reptilienspezies und kranken Individuen Gültigkeit besitzt, bedarf weiterer Untersuchungen. 

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