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ugapfel rechts mit beschriebenen Veränderungen von der Seite.  a: Kornea mit stromalem Ödem, b: Melanom, welches bis an das Endothel der Kornea ragt, und Synechien, der Übergang von tumorösem Gewebe zur Iris ist nicht abgrenzbar, c: Hyperpigmentation der Kornea, d: Neovaskularisation im ventralen Bereich.
Foto: Jennifer Antpöhler
Augapfel rechts mit beschriebenen Veränderungen von der Seite. a: Kornea mit stromalem Ödem, b: Melanom, welches bis an das Endothel der Kornea ragt, und Synechien, der Übergang von tumorösem Gewebe zur Iris ist nicht abgrenzbar, c: Hyperpigmentation der Kornea, d: Neovaskularisation im ventralen Bereich.

Der Praktische Tierarzt

Uveales Melanom bei einer sechsjährigen Schimmel-Stute – Diagnostik und Therapie

Uveal melanoma in a six-years old gray mare – diagnostic and therapy

Der Praktische Tierarzt 105, 160–170

DOI: 10.2376/0032-681X-2406

Eingereicht: 9. August 2023

Akzeptiert: 20. Oktober 2023

Publiziert: 02/2024

Zusammenfassung

Eine sechsjährige Warmblut-Schimmelstute wurde aufgrund einer plötzlichen milchigen Trübung eines Auges in der Klinik vorgestellt. Die ophthalmologische Untersuchung zeigte hochgradige Veränderungen des rechten Auges, welche zu der Verdachtsdiagnose intraokuläres Melanom führten. Aufgrund der hochgradigen Veränderungen und der Invasivität des Tumors wurde eine transpalpebrale Bulbusexstirpation als Therapie durchgeführt. Zusätzlich wurden drei kleine Umfangsvermehrungen der Haut festgestellt und chirurgisch exzidiert. Die histopathologische Untersuchung ergab ein uveales Melanom und drei Hautmelanome. Drei von vier Operationswunden heilten primär und es wurden innerhalb von sechs Monaten nach der Operation weder Rezidive noch Metastasen durch die Besitzerin festgestellt. Intraokuläre Tumoren beim Pferd sind selten und werden oftmals erst spät diagnostiziert. Am häufigsten treten intra­okuläre Melanome bei Schimmeln auf, in der Regel handelt es sich um primäre Tumoren, sie kommen aber auch in Verbindung mit Hauttumoren vor. Die Behandlung stellt eine Herausforderung dar, denn die Voraussetzung für eine chirurgische Entfernung des Tumors bei Erhalt des Bulbus ist die frühzeitige Diagnose. Bei fortgeschritten Tumoren ist eine „In-toto-Tumorresektion“ oft nicht mehr möglich, ohne das Auge massiv zu schädigen, weshalb weitere adjunktive Therapien oder eine Bulbusexstirpation notwendig werden. Aktuell gibt es zu wenige Möglichkeiten einer sicheren, visuserhaltenden Therapie, dennoch gibt es mehrere Ansätze, wie bspw. die Laser-Photokoagulation und die Tyrosinase-DNA-Impfung, welche es in Zukunft vereinfachen könnten, intraokuläre Melanome zu behandeln. Am wichtigsten bleibt die Früherkennung der Erkrankung, welche man zum Beispiel durch eine Routine-Augen- und Hautuntersuchung von Schimmeln erreichen könnte. Kleine unkomplizierte intraokuläre Tumoren sollten regelmäßig klinisch und/oder sonografisch kontrolliert sowie bei Bedarf und Möglichkeit mit Laser oder anderen Methoden behandelt werden. Größere und wachsende Tumoren sollten frühzeitig einer partiellen Iridektomie (Sektoriridektomie) oder als Ultima Ratio einer Bulbusexstirpation unterzogen werden. Jeder Einzelfall muss genau evaluiert werden, um die Therapie individuell abzustimmen. Das grundsätzliche Therapieziel ist der Erhalt des Visus und des Auges, weitere Ziele sind die Vermeidung von Schmerzen, Rezidiven und Metastasen.

Augentumor
Neoplasie
intraokularer Tumor
Bulbusexstirpation

Summary

A six-year-old gray warmblood mare was presented with a sudden onset of a corneal opacity. Ophthalmologic examination revealed severe pathologies in the right eye with a tentative diagnosis of intraocular melanoma. Due to the severe signs and invasiveness of the tumor, enucleation was performed. In addition, three small skin tumors were noted and surgically removed. Histopathologic examination revealed one uveal melanoma and three cutaneous melanomas. Three out of four surgical wounds healed on primary intention, the owner did not recognize recurrences or metastases within six months after surgery. Intraocular tumors in horses are rare and often diagnosed late. Intraocular melanomas are most common in gray horses and are usually primary tumors, but they can also occur in association with skin tumors. Treatment is challenging because early diagnosis is required for surgical removal of the tumor. In advanced tumors, complete resection of the tumor is often no longer possible without massive damage of the eye, so further adjunctive therapies or enucleation are required. Currently, there are too few options for safe, vision-preserving therapy, but several approaches, such as laser photocoagulation and tyrosinase DNA vaccination, may be an option for the treatment of intraocular melanoma in the future. Most important remains early detection of the disease, which could be diagnosed, for example, by routine eye and skin examination of grey horses. Small uncomplicated intraocular tumors should be monitored regularly by clinical examination and ultrasound if needed, they can be treated with laser or other methods. If tumor shows certain size or begins to grow partial iridectomy should be performed quickly or enucleation as last option. Each individual case must be carefully evaluated to individualize therapy. The aim is to preserve the vision and the eye, but also it is essential to avoid pain, recurrences and metastases.

eye tumor
uveal neoplasia
intraocular tumour
nucleation

 

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