Image
Augenkammer luxierte Linse
Foto: AniCura Kleintierzentrum Reutlingen
Eine vollständig in die vordere Augenkammer luxierte Linse. Man beachte den hellen Rand der Linse, der mit einem weißen Pfeil markiert ist.

Kleintierpraxis

Transkorneale Reduktion (Couching) bei einem Hund mit einer Luxatio lentis anterior

Transkorneale Reduktion (Couching) on a dog with Luxatio lentis anterior

Kleintierpraxis 68, 436-445

DOI: 10.2377/0023-2076-68- 436

Eingereicht: 1. Dezember 2022

Akzeptiert: 2. Juni 2023

Publiziert: 09/2023

Zusammenfassung

Eine in die vordere Augenkammer luxierte Linse (Luxatio lentis anterior) kann durch ihr Erscheinungsbild oft einfach diagnostiziert und sollte als ophthalmologischer Notfall zeitnah behandelt werden. Eine Luxatio lentis anterior kann zu gravierenden Folgeschäden wie einem Glaukom mit möglichem Visusverlust oder einer Uveitis führen. Meist wird zu einer chirurgischen intrakapsulären Linsenextraktion in Allgemeinanästhesie mittels Phakoemulsifikation geraten. Diese Operation wird in der Regel von ophthalmologischen Spezialisten durchgeführt. Die ursächliche Grunderkrankung sollte durch eine eingehende ophthalmologische Untersuchung ermittelt und, falls möglich, mittherapiert werden. Um bei nicht narkosefähigen Patienten die Gefahr von Folgeschäden durch die Luxation in die vordere Augenkammer zu minimieren, kann die Linse durch die hier beschriebene transkorneale Reduktion mittels rollender Bewegungen mit einem Wattestäbchen auf der Hornhaut im Wachzustand oder leichter Sedation aus der vorderen Augenkammer reponiert beziehungsweise in die hintere Augenkammer überführt werden.

Diese Methode eignet sich beispielsweise auch als Behandlung bei indolenten Patienten mit bereits erloschenem Visus als Alternative zur Enukleation sowie bei Patienten mit akuter primärer Linsenluxation.

Das Ziel der transkornealen Reduktion ist die vollständige Luxation der Linse in die hintere Augenkammer. In dieser Position treten deutlich seltener Komplikationen auf. Oft sinkt die Linse auf den Boden des Glaskörpers ab. In dieser Position treten deutlich seltener Komplikationen auf. Die benötigten Materialien sind neben sterilen handelsüblichen Wattestäbchen, einer sterilen isotonen Natriumchloridlösung sowie sterilem Ultraschallgel Augentropfen zur lokalen Analgesie, beispielsweise Cepecain® 10 mg/ml, zur Mydriasis Tropicamid® 5 mg/ml und zur Miosis ein Prostaglandinanalogon wie Travoprost AL 40 µg 2,5 ml.

Luxatio lentis anterior
Linsenluxation bei Hunden
transkorneale Reduktion

Summary

A lens luxated into the anterior chamber of the eye (luxatio lentis anterior) can often be easily diagnosed by its appearance and should be treated promptly as an ophthalmologic emergency. Luxatio lentis anterior can have serious consequences such as glaucoma with possible loss of visual acuity or uveitis. In most cases, surgical intracapsular lens extraction under general anaesthesia using phacoemulsification is advised. This surgery is typically performed by ophthalmological specialists. The causative underlying disease should be determined by a thorough ophthalmologic examination and, if possible, co-treated. In order to minimize the risk of consequential damage due to dislocation into the anterior chamber of the eye in patients who are not able to undergo anaesthesia, the lens can be repositioned from the anterior chamber of the eye or transferred to the posterior chamber of the eye by means of the transcorneal reduction described here using rolling movements with a cotton swab on the cornea while the patient is awake or under light sedation.

For instance, this method can be used on patients with lapsed visual acuity as an alternative to enucleation, or on patients with an acute primary lens luxation.

The aim of transcorneal reduction is the complete dislocation of the lens into the posterior chamber of the eye. In this position, complications occur much less frequently. Often, the lens descends to the bottom of the vitreous body. The materials required are, in addition to sterile commercial cotton swabs, a sterile isotonic sodium chloride solution and sterile ultrasound gel, eye drops for local analgesia, for example, Cepecain® 10mg/ml for mydriasis Tropicamid® 5 mg/ml and for miosis a prostaglandin analogue such as Travoprost AL 40 µg 2.5 ml.

luxatio lentis anterior
lens luxation in a dog
transcorneal reduction

Image
KTP_Logo


 

Jetzt abonnieren und weiterlesen!

Die Kleintierpraxis bietet Ihnen klinisch interessante Originalarbeiten, Übersichtsartikel und Fallberichte. Als Abonnent haben Sie online Zugriff auf aktuelle und archivierte Fachartikel. Ein Fortbildungsbeitrag in jedem Heft sichert Ihnen 12 ATF-Stunden pro Jahr, die Teilnahme ist online möglich.

Jetzt Abo anfragen

Image
Röntgen laterolateral (rechtsanliegend) des Halses und Thorax in Narkose mit Intubation von Fallbeispiel 1. Ventral von C2–3 zeigen sich subfasziale, granulierte, feine Gaseinschlüsse sowie ventral der Trachea ebenfalls subfaszial bzw. subkutan kleine Gaseinschlüsse. Die thorakalen und mediastinalen Strukturen sind unauffällig.
Foto: Tierklinik Hofheim, Tierärzte IVC Evidensia GmbH
Image
Befunde an Dünndarm und Mesenterium in der diagnostischen Laparotomie. Auf der serosalen Oberfläche des Dünndarms und der Dünndarmaufhängung fanden sich multifokale bis miliare, weißliche Umfangsvermehrungen (eine Auswahl dieser angedeutet durch weiße Pfeile), welche in der pathohistologischen Untersuchung als granulomatöse Veränderungen befundet wurden.
Foto: Kleintierspezialisten Marienberg
Image
Röntgenaufnahme laterolateraler Strahlengang
Foto: Kleintierpraxis Dr. Wirth