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Foto: Anneli Graner

Der Praktische Tierarzt

Die Anwendung von Tigilanoltiglat bei zwei Pferden mit Mastzelltumoren

The use of tigilanol tiglate in two horses with mastcell tumors

Der Praktische Tierarzt 102, 1298–1308

DOI: 10.2376/0032-681X-2155

Eingereicht: 29. Juli 2021

Akzeptiert: 1. Oktober 2021

Publiziert: 12/2021

Zusammenfassung

In dieser Fallstudie werden zwei Pferde mit Mastzelltumoren (MZT) vorgestellt, die eine Injektion mit dem neuartigen Antitumorwirkstoff Tigilanoltiglat erhalten haben. Das erste Pferd wies einen rundlichen, ulzerierten MZT an der Unterlippe auf. Eine operative Entfernung kam aufgrund der Lage und Ausdehnung des Tumors nicht infrage. Das zweite Pferd hatte ebenfalls einen MZT an der Unterlippe und einen weiteren in der Maulhöhle, der strangartig von bukkal zum Gaumen zog. Auch hier war eine operative Entfernung nicht möglich. Bei diesem Patienten erfolgte die Therapie in zwei Schritten und zunächst wurde der Tumor an der Unterlippe behandelt.Der Einsatz von Tigilanoltiglat bei Hunden mit MZTs wird durch die EMA-Zulassung abgedeckt. Darüber hinaus gibt es erste Publikationen zum Einsatz bei Pferden mit equinen Sarkoiden, Plattenepithelkarzinomen und humanen Patienten. Bislang liegt allerdings nach bestem Wissen von Autoren und Hersteller weltweit kein Bericht über die Behandlung eines MZTs beim Pferd mit Tigilanoltiglat vor. In Anlehnung an bisherige Erfahrungen mit equinen Sarkoiden wurden jeweils intratumorale Injektionen von 0,35 mg Tigilanoltiglat/cm³ Tumorvolumen vorgenommen. Beide Patienten zeigten zeitnah zu den Injektionen deutliche Entzündungsreaktionen und Hämatome. Es kam schnell zur schwärzlichen Verfärbung des Tumorgewebes. Die Entzündungsreaktion ging innerhalb von wenigen Tagen in eine hämorrhagische Nekrose über. Schließlich löste sich an Tag 7 bei Patient 1 der verbliebene MZT aus dem umliegenden Gewebe. Bei Patient 2 löste sich der Tumor an der Unterlippe nach neun Tagen ab. Der MZT in der Maulhöhle erforderte eine besonders große Injektionsmenge und dies führte zur massiven Ödembildung am Kopf, die innerhalb weniger Tage unter begleitender Therapie abklang. Dieser Tumor löste sich ebenfalls zeitnah ab. Die anschließende Wundheilung war in allen Fällen bemerkenswert schnell. Beim bukkalen Tumor entwickelte sich im Laufe der Wundheilung ein Abszess, der sich nach außen eröffnete und dann ebenfalls zügig abheilte. Bei beiden Pferden konnte mit einer einmaligen Injektion ein vollständiges Ansprechen des Tumors erreicht werden und nach zwölf bzw. sieben Monaten ist kein Rezidiv aufgetreten. Die Ergebnisse sprechen für weitere Untersuchungen zum Einsatz von Tigilanoltiglat als Behandlungsoption bei equinen Hauttumoren.

Intratumoral equiner Hauttumor
EBC-46
Protokoll

Summary

This case study presents two horses with mastcell tumors (MCT) that received an injection of the novel antitumor agent tigilanol tiglate. The first horse had a roundish, already ulcerated MCT on the lower lip. Surgical removal was not an option due to the unfavorable location and extent of the tumor. The second horse also had a MCT on the lower lip and an additional one in the oral cavity that extended in a cord-like fashion from buccal to palatal. Again, surgical removal was not possible. In the second horse, therapy was performed in two steps startinng with the lower lip. Using tigilanol tiglate in dogs with MCT is covered by the EMA approval. Besides, there are initial publications on the use in horses with equine sarcoids, squamous cell carcinoma and human patients. However, to the best of the authors’ and the manufacturer’s knowledge, worldwide there is no report about the treatment of a horse with a MCT with tigilanol tiglate. Based on previous experience with equine sarcoids, intratumoral injections of 0.35 mg tigilanol tiglate/cm³ tumor volume were given. Both patients showed marked inflammatory reactions and hematomas promptly after the injections. There was rapid blackish discoloration of the tumor tissue. The inflammatory reaction progressed to hemorrhagic necrosis within a few days. Finally, on day 7, the remaining MCT detached from the surrounding tissue in the first patient. In the second patient, the tumor on the lower lip detached after nine days. The MCT in the oral cavity required a particularly high injection volume and this led to massive edema formation on the head, which, however, subsided within a few days under concomitant therapy. This tumor also resolved promptly. Subsequent wound healing was remarkably rapid in all cases. Regarding the buccal tumor, an abscess developed during wound healing, opened outward and then healed quickly. In both horses, a complete response of the tumor was achieved by a single injection. The first patient showed no recurrence twelve months after treatment, nor did the second after seven months. The results support further investigation into the use of tigilanol tiglate as a treatment option for equine skin tumors.

intratumoral equine skin tumor
EBC-46
protocol

 

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