Rund zwei Millionen Straßenkatzen leben in Deutschland, versteckt auf Bauernhöfen und verlassenen Grundstücken, in Schrebergärten, aber auch im Industriegebiet.
Der Deutsche Tierschutzbund hat im August 2023 eine Kampagne zu ihrem Schutz gestartet und veröffentlicht im Katzenschutzreport Daten aus eigenen Umfragen unter Tierheimen und Katzenbesitzern, um die aktuelle Situation der Tiere zu beschreiben.
Großes Leid bei Straßenkatzen
Tierschutzvereine mit Kontakt zu Straßenkatzen geben an, dass fast alle Katzen krank sind und über die Hälfte an ernsthaften Erkrankungen leiden. Am häufigsten wird bei den Tieren diagnostiziert:
Top Job:
- Parasitenbefall
- Unterernährung
- Katzenschnupfen.
Unbehandelte (Infektions-)krankheiten stellen nach Einschätzung der Tierheime auch die größte Lebensgefahr für die Tiere dar, direkt danach folgen der Straßenverkehr und die Unter- bzw. Mangelernährung.
Kitten haben geringe Überlebenschancen
Dementsprechend schätzen die Tierheime auch die Lebenserwartung von Straßenkatzen als deutlich geringer ein als die von Hauskatzen. Der Katzenschutzreport zitiert einen Fachbeitrag zum Populationsmanagement von Katharina Schröder, Welttierschutzgesellschaft, aus Der Praktische Tierarzt (2015): „Welpen von frei lebenden Katzen haben eine unerklärbar hohe Sterberate. Bis zu 75 % erreichen nicht den sechsten Lebensmonat, davon sterben 48 %, bevor sie 100 Tage alt sind. Als Hauptgründe werden Traumata, respiratorische und intestinale Erkrankungen angegeben.“ Schröder hebt außerdem hervor, dass die durchseuchte Straßenkatzenpopulation Infektionserregern ein großes Reservoir bietet und so auch Hauskatzen gefährdet.
Mehr Straßenkatzen seit der Pandemie
Viele der Tierheime, die Futterstellen betreuen und eine tierärztliche Versorgung organisieren, fühlen sich mit der Aufgabe überfordert. Etwa die Hälfte gibt an, dass die Anzahl der Straßenkatzen seit der Corona-Pandemie zugenommen hat. Dafür vermuten sie folgende Ursachen:
- Während der Lockdowns haben sich sehr viele Menschen ein Haustier angeschafft. Teilweise seien diese Tiere nicht kastriert worden.
- Seit Pandemieende werden vermutlich vermehrt Katzen ausgesetzt. In einer 2022 durchgeführten Befragung von Menschen, die sich während der Pandemie ein Haustier angeschafft haben, gab ein Fünftel an, dies inzwischen zu bereuen. Die Anzahl von Katzen in Privathaushalten ist nach Angaben von IVH und ZZF von 2021 auf 2022 um ganze 1,5 Millionen gesunken.
- Kastrationsaktionen wurden teilweise pandemiebedingt ausgesetzt.
- Zudem könnte die Personalknappheit in Tierarztpraxen dazu geführt haben, dass Freigänger aus Privathaushalten erst verspätet kastriert wurden. Auch hier zeichnen sich also bereits tierschutzrelevante Folgen des Tierarztmangels ab.
Kastrationsverweigerer als Problem für den Tierschutz
In einer repräsentativen Umfrage unter etwa 1.000 Katzenbesitzern gab jeder zehnte an, dass sein Tier nicht kastriert ist. Zu einer Kastration bewegen könnte diese Besitzer am ehesten, wenn sie wüssten, dass es nach dem Eingriff dem eigenen Tier besser ginge (25 %). Eine Kostenerstattung könnte fast 20 % der Besitzer nicht-kastrierter Katzen überzeugen, 11 % bräuchten eine Beratung durch Tierärztin oder Tierarzt. 20 % lehnten dieser Besitzer lehnten eine Kastration allerdings komplett ab und stimmten der Aussage zu: „Ich werde mein Tier unter keinen Umständen kastrieren lassen.“
Tierschützer plädieren für bundesweite Kastrationspflicht
Der Deutsche Tierschutzbund verbindet den Katzenschutzreport mit einer Forderung an die Politik nach mehr finanzieller Unterstützung für den Katzenschutz. Darüber hinaus plädiert der Verein für eine bundesweite Kastrationspflicht für Freigängerkatzen, um die Population an Straßenkatzen langfristig zu reduzieren und Tierleid vorzubeugen.