Die Infektion mit Dirofilaria immitis ist eine wichtige durch Mücken übertragene Erkrankung bei Hunden. Adulte Herzwürmer halten sich für gewöhnlich in den Pulmonalarterien auf, wo sie zu Entzündungen und Endothelschädigungen führen. Klinische Symptome können auftreten und umfassen Husten, Dyspnoe, Synkopen und Apathie. Die Schwere der Symptome hängt von der Immunantwort des Wirtes, der Wurmlast und der Dauer der Infektion ab.
Herzwürmer sind eine mögliche Ursache für pulmonäre Hypertension beim Hund. Sie können zudem von den Pulmonalarterien ins Herz wandern und zum lebensbedrohlichen Vena-cava-Syndrom führen, hierbei kommt es zu einer Beeinträchtigung des Blutstroms und zur mechanischen Schädigung der Erythrozyten.
Ziel der Studie
Ziel der Studie war es, die klinischen und echokardiografischen Befunde, einschließlich der Wurmlast, des Auftretens von pulmonärer Hypertension sowie Pigmenturie, bei Hunden mit intrakardialen Herzwürmern zu beschreiben.
Top Job:
Material und Methoden
Es wurden 72 Hunde aus privater Haltung mit Herzwürmern in diese retrospektive Studie eingeschlossen. Die Daten wurden den Krankenakten von Hunden mit intrakardialen Herzwürmern (2010–2019) entnommen und klinisch-pathologische und echokardiografische Befunde sowie Informationen zum weiteren Vorgehen ausgewertet. Patienten, bei denen der Herzwurmbefall auf die Pulmonalarterien beschränkt war, wurden aus der Studie ausgeschlossen.
Ergebnisse
Die mittels Echokardiografie geschätzte Herzwurmlast war niedrig bei 14 von 72 (19 %) und hoch bei 58 von 72 (81 %) Hunden. Am häufigsten waren kleine Rassen mit 54 der 72 (75 %) Patienten vertreten, 29/72 (40 %) waren Chihuahuas.
Einen positiven Antigentest für eine Herzwurminfektion oder einen Nachweis von Mikrofilarien wiesen 97 % (70/72) der Hunde auf. Die häufigsten klinischen Befunde waren
- Apathie (32/72; 44 %)
- Pigmenturie (31/72; 43 %)
- Inappetenz (27/72; 38 %)
- Dyspnoe und Husten (je 24/72; 33 %)
Die Herzwürmer befanden sich im rechten Atrium (71/72; 99 %), im rechten Ventrikel (58/72; 81 %), im Pulmonalarterienstamm (38/72; 53 %) und/oder in der rechten Pulmonalarterie (57/72; 79 %). Eine Extraktion der Herzwürmer wurde bei 47 der 72 (65 %) Hunde durchgeführt.
Die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer pulmonären Hypertension war hoch (67/72; 93 %). Eine schwerwiegende Vergrößerung des rechten Ventrikels zeigten 40 der 72 (56 %) Hunde. Anämie (37/55; 36 %), Pigmenturie (30/58; 52 %) und Bilirubinurie (28/36; 78 %) traten signifikant häufiger bei Hunden mit einer hohen Wurmlast auf (p < 0,05).
Der mediane Hämatokrit lag bei 34 % bei 67 Hunden (Spannweite: 13–60 %). In der Studienpopulation zeigten 33 von 52 (62 %) Patienten eine Leukozytose (WBC > 17.000). Eine Eosinophilie trat bei zehn von 49 Hunden auf und wurde somit eher selten beobachtet; mit Ausnahme eines Hundes wiesen alle diese Patienten eine hohe Wurmlast auf. Bezogen auf das Vorkommen einer Thrombozytopenie ergab sich kein Unterschied im Hinblick auf die Schwere der Wurmlast. Auf Grundlage des Vorliegens von Anämie, Pigmenturie sowie der entsprechenden klinischen Symptome wurde bei 18 der 72 (25 %) Hunde das Bestehen eines Vena-cava-Kompressionssyndroms angenommen.
Schlussfolgerung und klinische Relevanz
Obwohl die Mehrzahl der Patienten mit intrakardialen Herzwürmern eine hohe Wurmlast sowie eine hohe Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer pulmonären Hypertension aufwiesen, bestanden nur bei 25 % der Hunde klinische Hinweise auf ein Vena-cava-Syndrom. Hunde kleiner Rassen könnten für die Wanderung der Würmer vom Pulmonalarterienstamm ins Herz prädisponiert sein.
Die Echokardiografie ist ein hilfreiches Mittel, um intrakardiale Herzwürmer zu erkennen und die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer pulmonären Hypertension abzuschätzen. Sie ermöglicht bei auf Herzwürmer positiv getesteten Hunden kleiner Rassen über die Beurteilung der intrakardialen Migration von Herzwürmern ein Staging der Erkrankung.
Originalpublikation
Romano AE, Saunders AB, Gordon SG, Wesselowski S (2021): Intracardiac heartworms in dogs: Clinical and echocardiographic characteristics in 72 cases (2010-2019). J Vet Intern Med 35(1): 88–97. doi.org/10.1111/jvim.15985.