Wussten Sie schon, dass viele Augenveränderungen Hinweise auf systemisch vorliegende Erkrankungen sind? Mit etwas Know-How, geringem finanziellen Materialaufwand und gutem Handling können Augenveränderungen ganz einfach durchgeführt werden.
In der täglichen Sprechstunde werden immer wieder Augenpatienten vorgestellt und diese manchmal aus Angst oder Unkenntnis eher stiefmütterlich behandelt. Die Kombination aus TMFAs (Tiermedizinische Fachangestellten), die nicht sicher sind, was zu tun ist und Tierärzten, die nicht wissen, was sie da sehen, kann schnell in massiven Stress für alle ausarten, inklusive des Tieres. Außerdem führen zu spät erkannte Augenveränderungen oder falsch durchgeführte Augenbehandlungen zu viel Leid und verschlechtern die Heilungschancen oft stark.
Den Patienten ganzheitlich in Augenschein nehmen
Es gibt Erkrankungen, die „nur“ das Auge betreffen, wie Distichien, Lidfehlstellungen oder Linsenluxation. Daneben wird eine Vielzahl an Befunden erhoben, die auf ein ganzheitliches Problem hinweisen. So kann beispielsweise ein eingeblutetes Auge (Hyphäma) bei einer jungen Katze von einem Trauma stammen. Bei einer alten Katze ist ein Bluthochdruck jedoch viel wahrscheinlicher! Daher dräng sich die Frage auf: Woher kommt die Hypertension? Chronische Niereninsuffizienz, Hyperthyreose, Conn-Syndrom, Cushing oder ein Phäochromozytom könnten die Ursache sein. Haben Sie an Lungenwürmer als Auslöser gedacht und eine Wurmkur mitgegeben oder an eine Gerinnungsstörung und Citratplasma-Röhrchen bereitgelegt? All diese Ursachen müssen gezielt untersucht und zusätzlich behandelt werden, neben der gezielten Augentherapie.
Top Job:
Ein trübe Vorderkammer kann auf eine Uveitis hinweisen. Bei der Katze sollte an FIP, Toxoplasmose, Enzephalitozoonose, Neospora u. a. gedacht werden. Beim Hund kommen Infektionen (Leptospirose), Lymphome und andere Tumore oder Autoimmunreaktionen infrage. Auch ein Primärglaukom oder ein sekundärer Druckschub durch Linsenluxation können ursächlich dafür sein. In diesem Fall wäre es gut, das Auge für eine Druckmessung oder einen Ultraschall routiniert vorzubereiten.
Wer kennt diese Patienten nicht? Das Tier reibt ständig am Auge und alles ist trüb und entzündet. Hier wartet man lieber mit der BU (bakteriologische Untersuchung) und macht zuerst einen Schirmer-Tränen-Test, um ein trockenes Auge (KCS, Keratokonjunktivitis sicca) zu identifizieren. Ist es ein alter Hund, schaut man eher hinter die Augenkulisse und sucht das Cushing-Syndrom oder die Hypothyreose. Bei Katzen sind Infektion mit Herpes-Viren (mit KCS) oder eine eosinophile Keratitis wahrscheinlicher. Hier empfiehlt sich eine Cytobrush-Bürste, um einen gefärbten Abstrich unter dem Mikroskop anzuschauen.
Die diagnostische Aufarbeitung von Patienten mit Augenveränderungen erfordert also durchaus einen geschärften Blick und ein waches Auge.
Seien Sie mit dabei!
Auf der FVO-Tagung vom 22.–24.03.2024 in Chemnitz gehen wir diesen Themen und noch vielen weiteren auf den Grund und beleuchten Innere Medizin mit dem Fokus auf Augenveränderungen. Hier können Sie gezielt Themen lernen, vertiefen und festigen.
Zusätzlich zu dem seit Jahren für Tierärzte etablierten Augenfortbildungswochenende wird es erstmalig Seminare und ein interessantes Fortbildungsprogramm für TFAs geben.
Wir freuen uns riesig, Sie auf unserer Tagung begrüßen zu dürfen und hoffen auf rege Teilnahme und einen guten kollegialen Austausch. (Tagungspräsidentin Dr. Theresa Eulitz und das Team vom Fachzentrum für Kleintiermedizin am Chemnitz Center)