Die typische europäische Tierärztin ist weiblich, zwischen 35 und 39 Jahre alt, seit sechs bis zehn Jahren im Beruf und arbeitet möglicherweise in Teilzeit. Sie ist wahrscheinlich Kleintierpraktikerin und verdient im Jahr den Teilzeit-Anteil von 48.000 Euro. Erkennen Sie sich wieder?
Der europäische Tierärzteverband FVE hat 2023 zum dritten Mal Tierärztinnen und Tierärzte befragt, um Einblicke in ihre Arbeitswelt zu gewinnen. Mit etwa 12.400 Teilnehmenden aus 37 Ländern ist die Umfrage nicht repräsentativ, liefert aber dennoch spannende Daten. Etwa 328.500 Tierärztinnen und Tierärzte leben in Europa, die meisten davon in Deutschland (41.000). 65 Prozent sind weiblich und der Frauen-Anteil wird immer größer, langsam auch in Führungspositionen.
Das bringt die Zukunft
Die befragten Tierärztinnen und Tierärzte glauben, dass der Bedarf an tierärztlichen Dienstleistungen in der Kleintiermedizin und bei Exoten weiter wachsen, bei Pferden und kleinen Wiederkäuern aber abnehmen wird. Der Trend geht weiterhin zu mehr Spezialisierung. Die Telemedizin wird ebenfalls als Wachstumsfeld genannt. Zusätzlich zur fachlichen Spezialisierung halten die Kolleginnen in den nächsten Jahren eine Weiterbildung in den Bereichen Kommunikation, Wirtschaft und Digitalisierung für unverzichtbar.
Top Job:
Die größten Herausforderungen für die Praxen und Kliniken:
- wachsende Kosten für Medizinprodukte und Arzneimittel
- Kunden, die nicht zahlen können
- Administration
Arbeitszeiten und Gehalt
Hohe Arbeitslast und Fachkräftemangel werden als die größten Herausforderungen für die Profession insgesamt genannt.
Der Jahresverdienst (durchschnittlich 48.000 €) ist in der Schweiz und in Irland am höchsten (>85.000 €) und in Serbien und Rumänien am niedrigsten (<14.500 €). Die Bestverdiener unter den Tierärzten arbeiten in diesen Berufsfeldern:
- Ausbildung und Forschung (59.000 €)
- Regierungsangestellte/öffentlicher Dienst (57.600 €)
- Angestellte bei Klinikketten (52.490 €)
Die Zahl der Arbeitsstunden ist in den letzten Jahren zurückgegangen: Im Vertrag stehen nun durchschnittlich 36,9 Wochenstunden (2015: 40,2), wirklich gearbeitet wird aber 42,4 Stunden (2015: 46,8). Ein Drittel der befragten Tierärztinnen und Tierärzte macht keinen Notdienst.
Tierarzt bleibt ein toller Beruf, dem die Kollegen 7/10 Punkte geben. Doch Work-Life-Balance und Einkommen bekommen nur 5 bzw. 5,5/10 Punkte. Am glücklichsten sind Kollegen in der Schweiz, Dänemark und Finnland. Insgesamt gibt jedoch ein Viertel der Befragten an, dass sie den Tierarztberuf wahrscheinlich verlassen werden, weitere 18 Prozent sagen, das sei nicht unwahrscheinlich. Erschreckende Zahlen angesichts des Fachkräftemangels!