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Wenn es juckt, kommt beim Hund nicht selten Oclatinib zum Einsatz.

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Oclacitinib in der Tiermedizin – was haben wir nach zehn Jahren gelernt?

Vor einer Dekade hat der Wirkstoff Oclacitinib in den USA die Marktzulassung erhalten. Seither haben zahlreiche Studien und Fallberichte unser Wissen zu diesem Wirkstoff enorm erweitert.

Der zentrale Wirkmechanismus von Oclacitinib ist eine Hemmung des Enzyms Januskinase. Dieses ist ein entscheidendes Glied in der Entzündungskaskade der Haut. Insbesondere kommt es durch die Unterbrechung dieser Kaskade nicht zur Bildung von Interleukin-31. Letzteres Chemokin spielt nach aktuellem Wissensstand eine bedeutende Rolle in der Entstehung von Juckreiz. Abhängig von der Dosierung kann Oclacitinib jedoch auch weitere immunmodulatorische Wirkungen entfalten und damit zumindest theoretisch zahlreiche Regelkreise im Körper beeinflussen. Während dies in der Humanmedizin zu etlichen Zulassungen von Präparaten aus dieser Wirkstoffklasse mit unterschiedlichen Indikationen geführt hat, ist in der Tiermedizin bislang nur ein einziges Medikament auf dem Markt. Dieses ist ausschließlich für die Anwendung beim Hund mit der Indikation atopische Dermatitis und Juckreiz bei allergischer Dermatitis zugelassen.

Wundermittel oder folgenschwere Nebenwirkungen?

Präparats in der Kleintierpraxis entstand im Laufe der Jahre eine Datenbasis, welche nun rückblickend eine noch verlässlichere Einschätzung des Wirkstoffes erlaubt. Um diese Daten in verständlicher Form zusammenzustellen, sammelten nordamerikanische Forscher alle bislang publizierten Studienergebnisse und Fallberichte. Sie gliederten diese thematisch und veröffentlichten ihre Einschätzung kürzlich.

Dabei wird deutlich, dass durch die Wirkung am Ort der Juckreizentstehung mit einer zeitnahen Linderung der Symptomatik beim Hund gerechnet werden darf. Erstaunlicherweise trat diese laut einiger Studien sogar schneller ein als bei Injektion eines klassischen Kortisonpräparats.


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Ein weiterer Vorteil liegt zudem im geringen Auftreten von Nebenwirkungen, was ebenso in der gezielten Wirkweise seine Begründung finden könnte. In den Jahren nach Zulassung wurde wiederholt die Befürchtung laut, durch die immunmodulatorische Wirkung könnte die Entstehung von Neoplasien begünstigt werden. Laut vorliegender Übersichtsarbeit konnte bis heute kein entsprechender Zusammenhang nachgewiesen werden.

Vorteile scheinen überzeugend

Oclacitinib scheint also in den vergangenen zehn Jahren die in diesen Wirkstoff gesetzten Erwartungen erfüllt zu haben. Zahlreiche Studien weisen jedoch darauf hin, dass eine korrekte Dosierung unter Berücksichtigung des Verabreichungsintervalls für die Effektivität entscheidend ist. Durch eine höhere Dosierung kann kein schnellerer Behandlungserfolg erwartet, jedoch das Risiko für Nebenwirkungen vergrößert werden. Ob Oclacitinib auch für weitere Tierarten zur Behandlung von allergischem Juckreiz eine Zulassung erhalten könnte, muss mit entsprechender Grundlagenforschung erst noch gezeigt werden.

Originalpublikation

Marsella R, Doerr K, Gonzales A, Rosenkrantz W, Schissler J, White A (2023): Oclacitinib 10 years later: lessons learned and directions for the future. J Am Vet Med Assoc 261: 36–47. doi.org/10.2460/javma.22.12.0570.

Buchtipp – zum Weiterlesen

Rosanna Marsella: Praxishandbuch Katzendermatologie – Symptome, Diagnostik, Therapie 89,- €, 2023, 200 Seiten, 275 Abb., Schlütersche, ISBN 978-3-8426-0057-7

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