Als intrazellulären Bakterien gelingt es den Chlamydien, sich in die Wirtszelle einzuschleusen und sich darin zu vermehren, ohne vom Immunsystem des Wirtes angegriffen zu werden. Anschließend können zahlreiche infektiöse Stadien aus der Zelle freigesetzt werden und die Ausbreitung des Bakteriums im Körper bewirken. Die Infektion kann in Abhängigkeit von der Verfassung des Wirtes, der Erregerlast und Umgebungsfaktoren von asymptomatisch bis fatal verlaufen.
Da nicht nur beim tierischen Hauptwirt, sondern auch beim Menschen als Fehlwirt mit schwerwiegenden Krankheitsverläufen gerechnet werden muss, sind Chlamydien als Zoonoseerreger von erheblicher Relevanz. Erst in den vergangenen Jahren hat sich unser Wissen dazu erweitert, was Schweizer Forscher kürzlich in einer Übersichtsarbeit zusammengefasst haben.
Infektionsquelle sind nicht nur Papageien
Höchste Bekanntheit unter den für den Menschen relevanten Chlamydienarten mit tierischem Hauptwirt hat zweifelsohne die Psittakose, auch Ornithose genannt. Bei dieser oftmals schweren Erkrankung der Atemwege kommt es durch Aufnahme von Chlamydia psittaci über Staubpartikel aus Federn und Kot zur Infektion des Menschen.
Papageien galten traditionell als Hauptwirt und damit als Ansteckungsquelle für den Menschen. Neuere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass der Erreger auch in Tauben relativ weit verbreitet ist. Auch diese können infektiöse Partikel hinterlassen. Zudem wurde das Bakterium mittlerweile auch bei Pferden nachgewiesen.
Bei den in Geflügelbeständen beobachteten Chlamydien hingegen scheint es sich aktuellen Genanalysen zufolge meistens um Chlamydia gallinacea zu handeln. Letzterer besitzt nach heutigem Kenntnisstand kein zoonotisches Potenzial.
Ganz anders sieht es diesbezüglich bei Chlamydia abortus aus. Dieser Erreger stellt nicht nur für die Schaf- und Ziegenzucht eine große Bedrohung dar, sondern insbesondere für schwangere Frauen. Bei weiteren Chlamydienarten konnte noch nicht eruiert werden, ob sie vom Tier auf den Menschen übertragen werden können und dort zur Erkrankung führen.
One Health: interdisziplinäre Zusammenarbeit entscheidend
Angesichts dieser Erkenntnisse wird offensichtlich, dass Schwangere den Kontakt zu Zuchtgruppen kleiner Wiederkäuer unbedingt vermeiden sollten und bei der Vogelpflege Wert auf geringe Staubentwicklung und gegebenenfalls das Tragen von Schutzkleidung gelegt werden sollte.
Neben einer gewissenhaften Diagnostik bei Tieren und dem Einhalten gesetzlicher Meldepflichten sehen die Autoren des Artikels vor allem eine zwingende Notwendigkeit zur ganzheitlichen Betrachtung der Chlamydieninfektionen. So sollte die Situation aus der Perspektive eines One-Health-Ansatzes angesehen werden und Human- und Veterinärmediziner eine enge Zusammenarbeit pflegen.
Originalpublikation
Albini S, Marti H, Imkamp F, Borel N (2023): Update zum Zoonosepotential von Chlamydien. Schweiz Arch Tierheilkd 165: 165178. doi.org/10.17236/sat00387.