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Russköpfchen (Agapornis nigrigenis)

Journal Club

Stabile Sedation durch Alfaxalon bei Unzertrennlichen

Die manuelle Fixation stellt für Vogelpatienten eine enorme Stressbelastung dar. Trotzdem bleibt dem Kleintierpraktiker oft keine Alternative, um Vögel untersuchen zu können. Ob dabei eine Sedation mit Alfaxalon hilfreich sein könnte, untersuchte eine aktuelle Studie.

Obwohl auch Hunde und Katzen in der tierärztlichen Praxis häufig gestresst sind, ist die Situation bei den gefiederten Patienten eine andere. Alleine schon die kurzzeitige manuelle Fixation bedeutet eine extreme Belastung für Vogelpatienten und darf nur wohlüberlegt erfolgen. Unabhängig davon ist die gründliche Untersuchung und Durchführung diagnostischer Maßnahmen auch beim Vogelpatienten entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Aus diesen Gründen wünschen sich Praktiker zur Untersuchung von Vögeln oftmals eine stabile und einfach zu verabreichende Sedation. Aktuell gilt dabei die Inhalationsnarkose durch Isofluran als Mittel der Wahl. Jedoch bedeutet dies eine oftmals lange Fixierung während der Einleitungsphase, ein Risiko der Umgebungskontamination durch die Verabreichung per Maske und es setzt das Vorhandensein eines Gasnarkosegerätes voraus. Angesichts dieser Limitationen erschiene eine Sedation mittels einfacher Injektion wünschenswert und könnte die Belastung des Vogelpatienten in bedeutsamer Weise reduzieren.

Macrorhabdiose in der Praxis diagnostizieren

Bei der Macrorhabdiose handelt es sich um eine chronische Infektion des Vogelmagens mit Hefepilzen. Die Prognose ist stets vorsichtig zu bewerten und eine frühe Diagnosestellung unabdingbar.
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Stabile Sedation ohne analgetischen Effekt

Um herauszufinden, ob eine Sedation per Injektion mit dem neuroaktiven Steroid Alfaxalon praktikabel zur Untersuchung von Unzertrennlichen sein könnte, setzten Tierärzte im Zoo Kopenhagen diese Substanz bei neun Russköpfchen (Agapornis nigrigenis) ein. Dabei injizierten sie eine Dosis von 12.6 mg pro Kilogramm Körpergewicht subkutan und beobachteten die Tiefe der Sedation und die Erholungsphase. Anhand von Herz- und Atemfrequenz überwachten sie das Kreislaufsystem der Vögel. Die neun untersuchten Kleinpapageien zeigten ausnahmslos eine stabile Sedation, welche eine röntgenologische Untersuchung spätestens 20 Minuten nach der Injektion zuließ. Nach rund einer Stunde hatten sich alle Vögel erholt und waren wieder in der Lage auf der Stange zu sitzen.


Top Job:


Eine verlässliche Alternative zur Inhalationsnarkose

Die Wissenschaftler bewerten die Sedation in der gewählten Dosierung als praktikable Alternative zum Einsatz von Isofluran zur Sedation von Vögeln. Es gilt jedoch zu bedenken, dass dabei keine analgetische Wirkung erwartet werden kann und daher ausschließlich Maßnahmen durchgeführt werden sollten, die für den Vogel nicht mit Schmerzen verbunden sind. Weitere Studien sind erforderlich um den Einsatz bei anderen Vogelarten zu prüfen. 

Originalpublikation

Greunz EM, Limón D, Bertelsen MF (2021): Alfaxalone sedation in black-cheeked lovebirds (Agapornis nigrigenis) for non-invasive procedures. J Av Med Surg 35: 161–166. DOI 10.1647/19-00015

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