Abuses of emergency slaughter certificates – when private veterinary practitioners become official veterinarians
Der Praktische Tierarzt 104, 470-483
DOI: 10.2376/0032-681X-2316
© Schlütersche Fachmedien. 2023
Eingereicht: 27. Januar 2023
Akzeptiert: 17. März 2023
Publiziert: 05/2022
Zusammenfassung
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Notschlachtungen stellen die Schlachtung eines akut verunfallten, ansonsten jedoch gesunden Tieres dar. Amtliche Tierärzte bzw. zu amtlichen Tierärzten ernannte approbierte Tierärzte müssen bei Notschlachtungen eine Schlachttieruntersuchung durchführen. Das Tier wird im landwirtschaftlichen Betrieb betäubt und entblutet und anschließend mit einer Veterinärbescheinigung zu einem nahegelegenen Schlachtbetrieb verbracht. Da bei den Notschlachtungen die amtlichen Tierärzte zumeist gleichzeitig auch die praktizierenden bestandsbetreuenden Tierärzte der landwirtschaftlichen Betriebe sind, ergeben sich Interessenkonflikte für die Tierärzte. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, anhand einer reinen Dokumentenprüfung von Notschlachtbegleitscheinen zu überprüfen, ob die Anforderungen an eine Notschlachtung erfüllt werden.
Hierzu wurden insgesamt 364 Begleitscheine zu Rinder-Notschlachtungen über einen Erfassungszeitraum von Oktober 2019 bis Dezember 2020 (15 Monate) systematisch ausgewertet. Bei der Auswertung waren 67,58 % (246/364) der Begleitscheine unvollständig ausgefüllt. Vereinzelt wurden Rinder notgeschlachtet, bei denen anhand der Diagnose eine Notschlachtung nicht gerechtfertigt gewesen wäre. Zudem ist bei einzelnen Tieren aufgrund von Verzögerungen zwischen der Schlachttieruntersuchung und der eigentlichen Notschlachtung von über zwölf Stunden von länger anhaltenden erheblichen Schmerzen und Leiden der Tiere auszugehen. 4,12 % (15/364) der notgeschlachteten Rinder waren vorbehandelt und bei zwei dieser Tiere wurden die Wartezeiten für Rinder für essbares Gewebe nicht eingehalten. Darüber hinaus erweckten einzelne Begleitscheine den Anschein, nicht wahrheitsgemäß ausgefüllt worden zu sein.
Trotz des Interessenkonfliktes müssen Tierärzte ihrer Verantwortung an Verbraucherschutz und Tierschutz im Zusammenhang mit Notschlachtungen gerecht werden.
Summary
Emergency slaughter is the slaughter of an acutely injured but otherwise healthy animal. Official veterinarians or veterinary practitioners appointed as official veterinarians must carry out an ante-mortem inspection in the case of emergency slaughter. The animal is stunned and bled on the farm and then transported with a veterinary certificate to a nearby slaughterhouse. Due to the fact that in most cases the official veterinarians are also the veterinary practitioners on the farm, there are conflicts of interests for the veterinarians. Thus, the aim of this study was to check whether the requirements of an emergency slaughter were fulfilled by using a documentary check of emergency slaughter certificates.
A total of 364 emergency slaughter certificates of cattle were systematically evaluated over a data collection period from October 2019 to December 2020 (15 months). 67.58 % (246/364) of the emergency slaughter certificates were incomplete. Occasionally, cattle were emergency slaughtered although an emergency slaughter was not justified based on the diagnosis. In addition, delays of more than twelve hours between the ante-mortem inspection and the emergency slaughter can be assumed to cause prolonged pain and suffering for individual animals. 4.12 % (15/364) of the emergency slaughtered cattle were treated and the withdrawal periods for cattle for meat were not observed in two of these animals. Furthermore, some of the certificates seemed to be filled in untruthfully.
However, there is a conflict of interest, veterinarians have to take their responsibility for consumer protection and animal welfare concerning emergency slaughter.