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Kuhkomfort: Die Möglichkeit zur Körperpflege steigert das Tierwohl.
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Kuhkomfort: Die Möglichkeit zur Körperpflege steigert das Tierwohl.

Tierschutz

Gutachten zur Milchkuh- und Kälberhaltung

Tierschutz-Gesetzgebung in Europa: Wissenschaftliche Gutachten sprechen sich gegen die Anbindehaltung  von Kühen und die Einzelhaltung von Kälbern aus. 

Bewegungsfreiheit für Milchkühe

Weide, Laufstall, angebunden an der Kette: Milchkühe werden in Europa auf viele unterschiedliche Arten gehalten. Den Einfluss spezifischer Haltungsformen auf das Tierwohl  zu bestimmen, ist angesichts dieser Vielfalt nicht einfach. Eine Gruppe europäischer Experten hat sich dennoch an diese Arbeit gemacht und kommt zu dem Schluss: Milchkühe brauchen mehr Platz für Bewegung und zum Liegen.

Der anstehenden Reform des europäischen Tierschutzrechts gehen wissenschaftliche Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu Nutztierarten voraus. Sie enthalten Empfehlungen zum Tierschutz für die Europäische Kommission, die vermutlich in der zweiten Jahreshälfte 2023 die ersten Vorschläge für neue Tierschutzvorschriften in Europa vorlegen wird.

Empfehlungen für Kühe: Keine Anbindehaltung und mehr Platz


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Im Mai 2023 ist das Gutachten für Milchkühe erschienen. Es bezieht insbesondere klar Position gegen die Anbindehaltung.

Die wichtigsten Empfehlungen der Wissenschaftler an die Europäische Kommission lauten:

  • keine ganzjährige Anbindehaltung für Milchkühe
  • eine Übergangsphase für saisonale/zeitweise Anbindehaltung mit Weidegang im Sommer oder regelmäßigem Zugang zu Laufhöfen ist denkbar
  • mindestens eine Box pro Kuh in Liegeboxenställen
  • mindestens 9 m2 pro Kuh bei reiner Stallhaltung
  • Zugang zu trockenen Weiden mit Schattenplätzen
  • trockene, weiche, verformbare Liegeflächen (mind. 30 cm Einstreu auf Beton bzw. mind. 5 cm komprimierte Einstreu auf Matten/Matratzen)
  • Kuhbürsten zur Körperpflege

Die Experten empfehlen darüber hinaus eine regelmäßige Überwachung auf Lahmheit, Mastitis und Stoffwechselstörungen und schlagen Kriterien zur risikobasierten Überwachung des Tierwohls in einer Michviehherde vor.

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Kälberhaltung nur in der Gruppe

Bereits im März 2023 wurde das EFSA-Gutachten zur Kälberhaltung veröffentlicht. Die Experten sprechen sich gegen die Einzelhaltung von Kälbern (Kälberhütte) aus und befürworten zudem einen längeren Kontakt zwischen Kalb und Mutterkuh.

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Kälberhütte: Das Gutachten der EFSA zur Kälberhaltung spricht sich gegen die Einzelhaltung von Kälbern aus.
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Kälberhütte: Das Gutachten der EFSA zur Kälberhaltung spricht sich gegen die Einzelhaltung von Kälbern aus.

Empfehlungen für Kälber: gut füttern und nicht isolieren

Die wichtigsten Empfehlungen für die Kälberhaltung lauten:

  • gutes Kolostrum-Management und ausreichend Milch in den ersten Lebenswochen (20% des Körpergewichts)
  • Haltung in kleinen Gruppen von zwei bis sieben Tieren in den ersten Lebenswochen und danach in stabilen Gruppen
  • möglichst 20 m2 Platz pro Kalb um Spielverhalten zuzulassen und mindestens 3 m2 um zumindest bequemes Liegen zu ermöglichen
  • verformbare Liegefläche
  • langgeschnittenes Futter ab dem Alter von zwei Wochen
  • durchschnittlich 1 kg Ballaststoffe pro Tag (möglichst langgeschnittenes Heu)

Für den Kontakt zwischen Kuh und Kalb empfehlen die Wissenschaftler, dass das Kalb mindestens einen Tag nach der Geburt bei der Kuh verbringt. Ist ein längerer Kontakt zur Mutterkuh umsetzbar, ist er laut EFSA-Empfehlung vorteilhaft für das Wohl des Kalbes.

Gutachten auch für Zuchtschweine, Geflügel und Tiertransporte

Die EFSA hat im Rahmen der laufenden Überarbeitung der Tierschutzgesetzgebung der Europäischen Union außer den Gutachten für Milchkühe und Kälber bereits Bewertungen zum Tierwohl von Zuchtschweinen, Masthühnen, Legehennen, Enten, Gänsen und Wachteln sowie Tieren beim Transport veröffentlicht. 

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