Klagendes Wolfsgeheul in einsamen Wäldern treibt uns Menschen Schauer über den Rücken. Den Wölfen dient es dazu, sich über weite Strecken zu verständigen, Reviergrenzen zu kommunizieren und das Rudel zusammenzuhalten. Beim Haushund in der Mietwohnung beeindruckt das Heulen hingegen weit weniger. Im Gegensatz zum Wolf hört man viele Hunde tatsächlich selten oder nie heulen – vermutlich eine Verhaltensänderung infolge der Domestizierung. Wissenschaftler aus Budapest, Ungarn, wollten jetzt genau wissen, welche Hunde mit den Wölfen heulen. Sie spielten im Labor 68 reinrassigen Hunden Wolfsgeheul vom Tonband vor. Hier wurde ihre Studie veröffentlicht.
Moderne Hunde bellen
Ein Antwort-Geheul ließen vor allem Hunde sehr alter, genetisch eng mit dem Wolf verwandter Rassen hören: Husky, Basenjy, Chow Chow und Sharpei gehören zu den Sängern unter den Hunden. Je größer die genetische Entfernung zum Wolf, desto zurückhaltender fiel die Antwort auf das Wolfsgeheul aus. Modernere Rassen bevorzugten das Bellen, eine Form der Kommunikation, deren Adressat vermutlich eher der Mensch ist.
Heulen als Stressreaktion
Die Hunde alter Rassen, die den Wölfen mit Geheul antworteten, wirkten gestresster als Hunde, die ruhig blieben oder bellten. Die Wissenschaftler vermuten, dass sie mehr von der „Sprache der Wölfe“ verstehen, sich beispielsweise als Eindringlinge im fremden Revier fühlen und darauf mit Geheul reagieren. Kastrierte Rüden heulten häufiger als intakte – das könnte mit größerer Ängstlichkeit zu tun haben. Bei weiblichen Tieren machte der Kastrationsstatus keinen Unterschied.
Besonders interessant fanden die Wissenschaftler, dass die genetischen Unterschiede erst bei Hunden zum Tragen kamen, die älter als fünf Jahre waren. Bei den jüngeren Tieren traten die Rasseunterschiede beim Geheul nicht auf.
Das Heulen hat seine Funktion verloren
Im Grunde können also Hunde aller Rassen noch heulen wie ein Wolf. Das Heulen hat aber als Kommunikationssignal über weite Entfernungen mit der Domestikation seine Bedeutung verloren und ist daher nicht mehr Teil des Kommunikationsrepertoires moderner Hunderassen. Die Domestizierung hat die vokale Kommunikation bei Kaniden einschneidend verändert.