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Freigang bereichert das Katzenleben, ist aber ein hohes Risiko – mit Halsband oder ohne.
Foto: Denise Riggers
Freigang bereichert das Katzenleben, ist aber ein hohes Risiko – mit Halsband oder ohne.

Journal Club

Ungesicherter Freigang mit und ohne Halsband

Wie gefährlich ist ungesicherter Freigang wirklich für Hauskatzen? Und welchen Einfluss hat das Tragen eines Halsbandes dabei?

In einer retrospektiven Studie wurden die Daten von über 5.000 Katzenbesitzern aus Mittel­europa gesammelt und ausgewertet. Ziel dieser Online-Fragebögen war es, Daten zu Häufigkeit und Art der Hauptrisiken von Freigang zu gewinnen.

Ungesicherter Freigang ist riskant

Die häufigsten festgestellten Risiken waren:

  • Konflikte mit anderen Tieren (24,9 %, zu 0,8–1 % mit Todesfolge)
  • Verkehrsunfälle (23,6 %, zu 70,5 % mit Todesfolge)
  • zeitweises Entlaufen (21,3 %)
  • Entlaufen ohne Rückkehr (12,7 %)

Top Job:


Identifizierung und Registrierung in einem Haustierregister erhöhten deutlich die Wahrscheinlichkeit, dass Katzen wieder mit ihren Besitzern zusammengeführt werden konnten.

Wie gefährlich sind Halsbänder für Katzen?

Das Risiko für Katzen, an einem Vorfall in Zusammenhang mit einem Halsband zu sterben, lag bei 0,6 %. Damit ist es deutlich geringer als andere Risiken, denen Katzen im Freilauf ausgesetzt sind. Die häufigsten Risiken im Zusammenhang mit dem Tragen eines Halsbandes waren:

  • Fell-/Hautprobleme (16,7 %)
  • Hängenbleiben mit dem Halsband in der Umgebung ohne Verletzung (15,4 %)
  • Verletzung durch Hängenbleiben mit dem Halsband (2,7 %)

Obwohl tödliche Unfälle durch die Nutzung eines Halsbandes vergleichsweise selten sind, können sie potenziell mit jeder Form von Halsband auftreten. Halsbänder mit Sicherheitsverschluss reduzierten das Unfallrisiko nicht. Auch die Art des Halsbandes hatte auf die Schwere der Unfälle keinen direkten Einfluss.

Eine sehr risikoarme Möglichkeit zur Kennzeichnung von Freigängern könnten allerdings Papierhalsbänder sein (in Kombination mit einer zweiten Kennzeichnungsmethode wie einem Mikrochip).

Warum überhaupt Freigang?

Im weltweiten Vergleich werden europäische Katzen vergleichsweise häufig als Freigänger gehalten (69,8 %), während in Australien und Neuseeland (57,8 %) oder Nordamerika (19,4 %) der Anteil an Katzen mit Freigang an der gesamten Hauskatzenpopulation deutlich geringer ist.

Der Vorteil am Freigang: Katzen haben dabei die Möglichkeit, selbstbestimmt mit ihrer Umwelt zu interagieren und ihre Grundbedürfnisse auszuleben. Dazu gehören:

  • Jagdverhalten
  • Exploration
  • Beobachten der Umgebung
  • Bewegung durch Klettern, Laufen etc.

Katzen, die als reine Wohnungskatzen ohne Freigang gehalten werden, sollten daher unbedingt über regelmäßige Jagdspiele die Möglichkeit erhalten, ihren natürlichen Jagdinstinkt auszuleben. Auch auf die Erfüllung aller Grundbedürfnisse muss bei reiner Indoor-Haltung durch eine entsprechende Wohnungsgestaltung verstärkt geachtet werden.

Eine – wenn auch nicht für jeden Halter umsetzbare – Lösung, welche den Schutz der Katze mit den Vorteilen des Freigangs kombiniert, wäre der gesicherte Freigang, beispielsweise in einem Freigehege.

Originalpublikation

Arhant C, Lesch R, Heizmann V, Schauberger G, Windschnurer I (2022): Risks associated with free-roaming and collar use in cats – An online survey. J Vet Behav 58: 23–36. doi.org/10.1016/j.jveb.2022.10.002.

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