- Das Verletzungsrisiko im Hundesport ist relativ hoch. Eine aktuelle Studie untersucht Risikofaktoren.
- Neben tierbedingten Faktoren hängt das individuelle Risiko insbesondere vom Trainingszustand des Hundes und der Erfahrung des Besitzers ab.
Die Studie basiert auf einem von den Hundeführern ausgefüllten und online verfügbaren Fragebogen. Der Gruppe von 260 im Agility aktiven Hunden mit kranialem Kreuzbandriss (Gruppe 1) steht eine Kontrollgruppe von insgesamt 1.006 Hunden ohne Kreuzbandriss (Gruppe 2) gegenüber, welche ebenfalls im Agility geführt werden. Ob der Kreuzbandriss der betroffenen Hunde progressiv degenerativer Ursache ist oder durch ein akutes Trauma entstand, ist anhand der Umfrage nicht nachvollziehbar.
Der Fokus der Auswertung liegt auf den Antworten zum Signalement und den körperlichen Eigenschaften des Hundes, zur Hundesporterfahrung des Hundeführers und zu körperlichen Aktivitäten vor dem Kreuzbandriss.
Körperlich bedingte Risikofaktoren
Mit anderen Studien übereinstimmend wurde ein signifikant erhöhtes Risiko für einen Kreuzbandriss festgestellt bei
- kastrierten Hündinnen,
- jüngeren Hunden,
- schwereren Hunden (höheres Körpergewicht/ höherer Body Conditon Score/ größeres Körpergewicht-zu-Körpergrößen-Verhältnis.
In dieser Studie ist der Australian Shepherd in beiden Gruppen überrepräsentiert. Obwohl das Vorhandensein einer Rute in der Umfrage nicht abgefragt wurde, vermuten die Autoren, dass es durch die in den USA typische Kurzschwänzigkeit beim Australian Shepherd zu Beeinträchtigungen in der Balance kommt. Dadurch angepasste Bewegungsmuster könnten eine Prädisposition für einen Kreuzbandriss darstellen.
Risikofaktoren durch den Hundesport
Bei Hunden, welche in einer niedrigen Wettkampfebene oder seltener als zehnmal im Jahr antreten, kommt ein Kreuzbandriss häufiger vor als bei Hunden, welche höher qualifiziert sind und häufiger starten. Schlechtere Fitness der Hunde und Unerfahrenheit der Hundeführer können demnach das Verletzungsrisiko erhöhen.
Zudem ist die Gestaltung des Parcours von Bedeutung. Durch niedrigere Hürden, Hindernisse ohne Sprünge und weiter auseinanderliegende Elemente erreichen die Hunde höhere Geschwindigkeiten, womit die Verletzungsgefahr steigt. Auch zusätzliche Hundesportarten wie Flyball, welche durch Sprints, abrupte Bewegungen und Sprünge charakterisiert sind, erhöhen die Belastung der Kreuzbänder und das Risiko einer Ruptur. Hundesportarten wie Nasenarbeit, Rally Obedience oder Dockspringen zeichnen sich hingegen durch eine ausgewogene Belastung vieler Muskelgruppen ohne abrupte Bewegungen aus.
Im Allgemeinen können eine gute Fitness sowie Kraft und Stabilität der Körpermitte einer Ruptur des kranialen Kreuzbandes bei im Agility geführten Hunden vorbeugen. (Lydia van Dyck)
Originalpublikation
Sellon DC, Marcellin-Little DJ (2022): Risk factors for cranial cruciate ligament rupture in dogs participating in canine agility. BMC Vet Res doi.org/10.1186/s12917-022-03146-2