Obwohl die Entstehungsweise von Harnsteinen beim Meerschweinchen längst nicht vollständig verstanden ist, geht man zurzeit von einem starken Einfluss der Fütterung aus. Dies nicht zuletzt, weil die Harnsteine beim Meerschweinchen sehr häufig kalziumhaltig sind. Es wird daher vermutet, dass eine Ernährung mit hohem Kalziumgehalt wie dies beispielsweise bei Luzerne der Fall ist, die Steinbildung begünstigen könnte. Welche Faktoren tatsächlich das Risiko erhöhen und welche Parameter eine verlässliche Einschätzung der Prognose erlauben, eruierte eine Studie australischer und amerikanischer Tierärzte.
Röntgendiagnostik oftmals hilfreich
Sie durchsuchten dazu die Krankenakten einer spezialisierten Klinik über den Zeitraum von 10 Jahren. Dabei extrahierten sie alle Fälle von Meerschweinchen mit bestätigten Harnsteinen und sammelten alle verfügbaren Informationen zu diesen Patienten. Auf dieser Basis konnten sie anschließend statistisch potentielle Zusammenhänge überprüfen. Von den insgesamt 158 dokumentierten Fällen wurde erstaunlicherweise annähernd die Hälfte ohne klare Harnwegssymptome vorstellig. Vielmehr zeigten die Meerschweinchen unspezifische Symptome wie Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit. Da die kalziumhaltigen Steine mittels Röntgendiagnostik gut darstellbar sind, erachten die Studienautoren dieses bildgebende Verfahren als äußerst hilfreich beim Patient Meerschweinchen.
Risikofaktoren nur schwer zu identifizieren
Dank ihrer akribischen Datensammlung konnten die Forscher ein höheres Alter, die Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht, Gewichtsverlust und eine reduzierte Rektaltemperatur als Risikofaktoren für einen fatalen Verlauf bei Harnsteinerkrankung festmachen. Die chirurgische Intervention schien demgegenüber das Überlebensrisiko nicht zu beeinträchtigen. Welche Aspekte jedoch überhaupt erst die Steinbildung im Harntrakt begünstigen, konnten die Wissenschaftler auf der Grundlage ihrer Recherche nicht ermitteln. Derartige Erkenntnisse könnten ein präventives Vorgehen ermöglichen und machen weitere Studien dringend empfehlenswert. Bis dahin wird dem Kleintierpraktiker geraten, beim Meerschweinchenpatienten stets an Harnsteine zu denken, sowie unbedingt die Diagnostik per Röntgen und gegebenenfalls den chirurgischen Therapieansatz in Betracht zu ziehen.
Originalpublikation
Edell AS, Vella DG, Sheen JC, Carotenuto SE, McKee T, Bergman PJ (2022): Retrospective analysis of risk factors, clinical features, and prognostic indicators for urolithiasis in guinea pigs: 158 cases (2009-2019). J Am Vet Med Assoc 260: S95-S100. doi.org/10.2460/javma.21.09.0421.