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Die Fütterung kann Einfluss auf die Bioverfügbarkeit von Medikamenten haben.
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Die Fütterung kann Einfluss auf die Bioverfügbarkeit von Medikamenten haben.

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Pharmakokinetik von Hanfextrakten beim Kaninchen

Nicht nur in der Humanmedizin werden Präparate aus Hanfextrakt zunehmend therapeutisch eingesetzt. Auch in der Veterinärmedizin wird ein Potenzial für diesen Therapieansatz vermutet – doch es bedarf noch ausführlicher Grundlagenforschung.

Nach heutigem Wissensstand geht man davon aus, dass das Endocannabinoid-System als Teil des Nervensystems einheitlich bei den meisten Tierarten vorkommt. Es spielt eine wichtige Rolle bei den natürlichen Abläufen von Entzündung und Schmerz. Die beim Tier eingesetzten Wirkstoffe der Hanfpflanze besitzen keinerlei psychotrope Wirkung und werden beispielsweise beim Hund zur Behandlung der Osteoarthritis genutzt. Bevor entsprechende Medikamente zur Anwendung bei weiteren Spezies empfohlen werden können, bedarf es grundlegender Erkenntnisse zur Pharmakokinetik und eventueller Nebenwirkungen.

Eindeutiger Einfluss durch Verabreichung mit Futter

Um diese Voraussetzungen beim Hauskaninchen zu schaffen, führten nordamerikanische Forscher eine experimentelle Studie mit sechs Laborkaninchen durch. Den Tieren wurde eine Ölsuspension mit einer bekannten Konzentration der Wirkstoffe Cannabidiol (CBD) und Cannabidiolsäure (CBDA) oral verabreicht. Dieses Prozedere wurde einmal ohne weitere Fütterung und einmal mit unverzüglicher Verabreichung einer Ration faserreichen Päppelfutters angewandt. Anschließend wurde der Verlauf der Plasmaspiegel von zwei Cannabinoid-Wirkstoffen ermittelt.

Dabei zeigte sich, dass die Verabreichung ohne weiteres Futter zu erheblich höheren Plasmaspiegeln führte. Die Studienautoren gehen davon aus, dass möglicherweise die Pflanzenfasern ein Teil der Hanfwirkstoffe binden und diese dadurch im Gastrointestinaltrakt nicht absorbiert werden können. Da das faserreiche Päppelfutter bei der Behandlung von Kaninchen häufig Anwendung findet, ist dieser festgestellte Zusammenhang von praktischer Relevanz.


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Weitere Untersuchungen dringend erforderlich

Zwar erlauben die vorliegenden Erkenntnisse die Ableitung einer Verabreichungsempfehlung ohne zusätzliches Futter. Jedoch bleiben zahlreiche Fragen offen. So sind erst weitere Studien notwendig, um zu belegen, dass die Cannabidiole beim Kaninchen überhaupt eine Wirkung bei klinischer Krankheit haben können.

Zudem muss untersucht werden, in welcher Dosierung die Medikation erfolgen sollte, insbesondere da bei der vorliegenden Studie nur eine Einzeldosis verabreicht wurde. Bis diese Fragen geklärt sind, können für den Kleintierpraktiker keine klaren Anwendungsempfehlungen und Indikationen genannt werden.

Originalpublikation

Rooney TA, Carpenter JW, KuKanich B, Gardhouse SM, Magnin GC, Tully TN (2022): Feeding decreases the oral bioavailability of cannabidiol and cannabidiolic acid in hemp oil in New Zealand White rabbits (Oryctolagus cuniculus). Am J Vet Res 83: ajvr.22.01.0006. doi.org/10.2460/ajvr.22.01.0006.

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