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Dexmedetomidin

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Pharmakokinetik von Dexmedetomidin

Obwohl Dexmedetomidin häufig zur Sedation und Analgesie beim Hund eingesetzt wird, fehlten bislang Untersuchungen zur Pharmakokinetik und -dynamik dieses Wirkstoffs.

Als selektiver Alpha-2-Rezeptoragonist wird Dexmedetomidin sowohl in der Humanmedizin als auch in der Kleintierpraxis eingesetzt. Im Vordergrund steht dabei vor allem die sedierende Wirkung. Gleichzeitig wird durch die Verabreichung eine Schmerzlinderung angestrebt. Erstaunlicherweise lagen bis vor Kurzem keine gesicherten Daten zur Pharmakokinetik und -dynamik des Wirkstoffs bei alleiniger intramuskulärer Verabreichung vor. Diese Wissenslücke konnten nun Tierärzte aus Nordamerika mit ihrer Forschungsarbeit schließen.

Zuverlässige Sedierung mit bekannten Nebenwirkungen

Die Forscher untersuchten bei sechs Laborhunden die Plasmaspiegel von Dexmedetomidin nach intramuskulärer Verabreichung von 10 µg/kg Körpergewicht. Als Injektionsort wählten sie die Rückenmuskulatur der Hunde. Nach der Applikation entnahmen sie in regelmäßigen Abständen Blutproben, um anschließend die Plasmaspiegel des Wirkstoffs mittels Laboranalysen zu ermitteln. Gleichzeitig dokumentierten sie durch Scoringprotokolle die Tiefe der Sedierung. Eine Ermittlung von Herz- und Atemfrequenz rundete die Datensammlung ab. Bei allen untersuchten Hunden konnte eine zuverlässige Sedierung innerhalb von weniger als 10 Minuten erreicht werden. Am stärksten ausgeprägt war der Effekt jedoch im Zeitraum zwischen 30 und 90 Minuten nach der Injektion. Ebenso zeigte sich eine Kreislaufdepression mit reduzierter Herz- und Atemfrequenz, welche besonders deutlich zwischen 30 und 120 Minuten nach der Verabreichung auftrat. Zudem war auffällig, dass sich die Plasmaspiegel nicht nur zwischen den Hunden in signifikanter Weise unterschieden, sondern auch beim einzelnen Hund eine starke Fluktuation aufwiesen. Dies ohne erkennbare Auswirkung auf die jeweilige Tiefe der Sedation.

Mehrere Aspekte noch unklar

Darüber, wie es zu dieser Fluktuation der Wirkstoffspiegel kommt, können die Studienautoren nur spekulieren. Am ehesten vermuten sie die Ursache in einer lokalen Vasokonstriktion im Injektionsareal, welche die Absorption maßgeblich beeinträchtigen dürfte. Ob dies durch die Wahl anderer Injektionsstellen beeinflusst werden könnte, müssten weitere Untersuchungen zeigen. Ebenso könnte abgeklärt werden, ob das Dexmedetomidin sich im Blut an die Erythrozyten bindet und damit zu variierenden Plasmaspiegeln führt. Weitere Forschungsarbeiten sind also erforderlich, um die Pharmakokinetik und -dynamik von Dexmedetomidin vollständig verstehen zu können.

Originalpublikation

Aarnes TK, Dent BT, Lakritz J, KuKanich B, Wavreille VA, Lerche P, Pereira CHR, Bednarski RM (2023): Pharmacokinetics and pharmacodynamics of intramuscular dexmedetomidine in dogs. Am J Vet Med Assoc 84: doi.org/10.2460/ajvr.22.10.0184.

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