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Ab der dritten Laktation sollte Calcium ergänzt werden.
Foto: Katrin Mahlkow-Nerge
Ab der dritten Laktation sollte Calcium ergänzt werden.

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Nutzen von oralen Calciumgaben

Eine Metaanalyse zeigt die Beziehung zwischen Calciumspiegel, Leistung und Fruchtbarkeit.

Neun relevante Studien wurden nach einer systematischen Überprüfung der zwischen Januar 2010 und 2021 veröffentlichten Literatur identifiziert. Acht der infrage kommenden Studien arbeiteten mit einer niedrigen Kationen:Anionen-Bilanz/DCAB (< 140 mEq/kg TS) in der Trockensteherration. Die Herdengrößen lagen zwischen 60 und 3.949 Färsen und Kühen. Alle Tiere stammten aus konventionell bewirtschafteten Herden teilweise mit Weidegang, der DCAB-Wert der Trockensteherration lag zwischen –180 bis +140 mEq kg TS Trockenmasse. Die Tiere bekamen eine bis fünf Calciumgaben (Boli, Gel) rund um den Kalbetermin. Eine orale Calciumgabe betrug 43–86 g pro Dosis. Die Milchleistung wurde in monatlichen bzw. jährlichen Milchkontrollen überwacht.

Ergebnisse: pauschale Calcium-Applikation ohne Effekt

Die Metaanalyse zeigte, dass die pauschale Calcium-Applikation an alle Tiere nach der Kalbung keine signifikanten Auswirkungen auf die Herdenmilchleistung und den Erstbesamungserfolg zeigte. Nicht untersucht wurde die Auswirkung auf die Krankheitsinzidenz der Einzelkühe oder auf Herdenebene. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Auswirkungen der oralen Calcium-Supplementierung zu bewerten.

Originalpublikation


Top Job:


Valldecabres A, Branco-Lopes R, Bernal-Córdoba C, Silva-Del-Rio N (2023): Production and reproduction responses for dairy cattle supplemented with oral calcium bolus after calving: Systematic review and meta-analysis. JDS Commun 4: 9–13. doi.org/10.3168/jdsc.2022-0235.

Interview: Calcium oral ab der dritten Laktation

Die Calciumergänzung gehört in vielen Milchkuhherden zur Routine. Fragen über den Nutzen an Dr. Peter Venjakob. Er forscht seit vielen Jahren an diesem Thema.

Was bringt die Calcium-Applikation überhaupt?

Venjakob: Die orale Verabreichung von Calcium eignet sich vor allem, um ein bestehendes oder zu erwartendes Calciumdefizit auszugleichen. Somit kann sie dem Auftreten von klinischer Hypokalzämie (Milchfieber) bei Risikotieren vorbeugen. Ob die Behandlung darüber hinaus einen positiven Effekt hat, ist unklar. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass Tiere mit hoher Milchleistung in der Vorlaktation nach oraler Calcium-Applikation mehr Milch hatten als unbehandelte Kontrolltiere und dass lahme Tiere, die Calcium erhielten, ein geringeres Risiko für das Auftreten weiterer Erkrankungen hatten.

Ist es sinnvoll, allen Kühen um die Kalbung oral Calcium zu verabreichen?

Venjakob: Das Risiko für das Auftreten eines Calciummangels steigt mit dem Alter der Tiere. Insbesondere ab der dritten Laktation zeigt ein Großteil der Kühe (ca. 50 %) einen Calciummangel. Eine Strategie, um das Risiko für Milchfieber bei diesen Tieren einzugrenzen, ist die orale Verabreichung von Calcium.

Muss es unbedingt oral verabreichtes Calcium sein, geht das auch subkutan?

Venjakob: Auch durch die subkutane Injektion von Calcium kann das Risiko einer klinischen Hypokalzämie verringert werden. Im Vergleich zur oralen Calcium-Applikation steigt die Calciumkonzentration (je nach Infusionsmenge) jedoch stärker an, was die körpereigenen Regulationsmechanismen der Kuh beeinträchtigen kann.

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