Beim Menschen besteht die Ödemtherapie hauptsächlich aus drei Komponenten: der manuellen Lymphdrainage, der Kompression und der Bewegung unter Kompression. Obwohl die verursachenden Mechanismen beim tierischen Patienten identisch sind, ist die Ödemtherapie bislang deutlich weniger weit entwickelt als in der Humanmedizin. Ein Grund dafür dürfte sein, dass insbesondere die manuelle Lymphdrainage mit einem hohen personellen Aufwand einhergeht. Daher untersuchten Tierärzte aus Nordamerika, ob diese Therapie durch einen technischen Ansatz ersetzt werden könnte.
Effektiver Abtransport über die Lymphbahnen
Dazu testeten sie ein pneumatisches Kompressionsgerät, welches durch zahlreiche hintereinandergeschaltete Luftkammern einen gerichteten Druck zu erzeugen vermag. Vergleichbare Geräte werden beim Menschen seit Längerem eingesetzt. Für die Anwendung beim Pferd wurden Manschetten an die Anatomie der Pferdeextremität angepasst.
Um die Wirkungsweise darzustellen, nutzten die Forscher die Lymphoszintigrafie. Sie applizierten sechs gesunden Pferden unter Sedation eine radioaktive Substanz subkutan im Fesselbereich und eruierten anschließend engmaschig per Szintigrafie deren Aufnahme und Transport bis in die Lymphknoten am Ellbogengelenk. Die Kompressionsmanschette führte in nahezu allen Fällen zu einem deutlich effektiveren und schnelleren Abtransport der Substanz über die Lymphbahnen. Das Gerät wurde von den Pferden ausnahmslos toleriert.
Top Job:
Einsatz bei Turnierpferden denkbar
Obwohl die Resultate der Untersuchung vielversprechend erscheinen, bleiben zahlreiche Fragen vorerst ungeklärt. Zum einen muss nachgewiesen werden, dass die Kompressionsmanschette auch bei erkrankten Pferden ihre positive Wirkweise entfalten kann. Zudem fehlen bisher definierte Protokolle zum Beispiel zu Dauer und Druckintensität bei der praktischen Anwendung. Ebenso wäre eine Gegenüberstellung mit der manuellen Lymphdrainage von Interesse. Sollte sich die pneumatische Kompressionsmanschette auch bei diesen Untersuchungen als effizient herausstellen, wäre ein Einsatz nicht nur bei erkrankten Pferden, sondern auch zur Regeneration im Hochleistungsbereich durchaus denkbar. Christian Schiffmann