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Der Praktische Tierarzt

Genetisch-statistische Analyse von Verhaltensmerkmalen der Jugendbeurteilung und Zuchttauglichkeitsprüfung bei Hovawart Hunden

Der Praktische Tierarzt 119

Publiziert: 05/2006

Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, das vom Rassezuchtverein für Hovawart-Hunde e.V. zur Verfügung gestellte Datenmaterial der bei den Jugendbeurteilungen und Zuchttauglichkeitsprüfungen getesteten Verhaltensmerkmale im Hinblick auf genetische und umweltbedingte Variationsursachen zu untersuchen. Insgesamt standen die Ergebnisse von 1.882 Hunden bei der Jugendbeurteilung und 929 Hunden bei der Zuchttauglichkeitsprüfung der Geburtsjahrgänge 1995–2000 zur Verfügung. Die Merkmale Erscheinungsbild, Spieltrieb, Beutetrieb mit und ohne Fremdperson, Menschengruppe, Schussgleichgültigkeit, akustische und optische Einflüsse (Puppe, Schlitten, auffällige Fremdperson) und Temperament wurden mittels Residual Maximum Likelihood-Methoden in multivariaten linearen Tiermodellen ausgewertet. Als fixe Effekte gingen die Testsaison pro Jahr, das Geschlecht, die Wurfstärkeklasse, die Altersklasse und die Inzuchtkoeffizientenklasse in das Modell ein. Als zufällige Effekte wurden der Zwinger, die permanente Wurfumwelt und der additiv-genetische Effekt des Tieres berücksichtigt. Das Geschlecht erwies sich bei den Merkmalen Erscheinungsbild, Spieltrieb, Beutetrieb mit Fremdperson, akustische Einflüsse sowie optische Einflüsse (Schlitten, Puppe) der Jugendbeurteilung als signifikant. Bis auf das Erscheinungsbild und den optischen Einfluss (Puppe) konnte auch bei der Zuchttauglichkeitsprüfung eine übereinstimmende Signifikanz des Geschlechtes bei den Merkmalen nachgewiesen werden. Daneben zeigte bei der Zuchttauglichkeitsprüfung das Geschlecht einen signifikanten Einfluss auf das Temperament. Das Alter des Tieres zum Testzeitpunkt zeigte eine Signifikanz auf die Ausprägung der Merkmale Spieltrieb, Beutetrieb ohne Fremdperson und akustische Einflüsse der Jugendbeurteilung und Beutetrieb mit und ohne Fremdperson und optischer Einfluss (Puppe) der Zuchttauglichkeitsprüfung. Für die Testsaison pro Jahr wurde eine Signifikanz auf alle Merkmale außer dem Beutetrieb mit Fremdperson und Menschengruppe der Jugendbeurteilung ermittelt. Bei der Zuchttauglichkeitsprüfung konnte bis auf die Merkmale Erscheinungsbild und Temperament ein übereinstimmendes Ergebnis gefunden werden. Ein signifikanter Einfluss der Inzuchtkoeffizientenklasse konnte für die Merkmale Erscheinungsbild der Jugendbeurteilung und Spieltrieb der Zuchttauglichkeitsprüfung nachgewiesen werden. Die Wurfgröße wies keinen signifikanten Einfluss auf die Merkmale beider Prüfungen auf. Die Heritabilitätsschätzwerte aus den multivariaten Analysen für die Testmerkmale bewegten sich zwischen h2 = 0,01 bis h2 = 0,13 bei der Jugendbeurteilung und h2 = 0,01 bis h2 = 0,14 bei der Zuchttauglichkeitsprüfung. Die Standardfehler waren bei beiden Prüfungen stets kleiner oder gleich 0,03. Zwischen den meisten Merkmalen der Jugendbeurteilung und Zuchttauglichkeitsprüfung konnten additiv-genetische Korrelationen im mittleren bis hoch positiven Bereich ermittelt werden (rg = 0,20 bis rg = 1,0 bzw. rg = 0,29 bis rg = 1,0). Negative additiv-genetische Korrelationen zeigten sich nur zwischen einzelnen Merkmalen der Jugendbeurteilung (rg = –0,02 bis rg = –0,58) sowie der Zuchttauglichkeitsprüfung (rg = –0,28 bis rg = –0,83). Da die zu erwartenden Selektionserfolge für die untersuchten Verhaltensmerkmale gering sind, wenn nur die über den einzelnen Hund gewonnene Information zur Selektionsentscheidung verwendet wird, erscheint eine züchterische Verbesserung dieser Merkmale nur über eine Zuchtwertschätzung mit einem Tiermodell unter Ausnutzung aller verwandten Tiere möglich zu sein.

Summary

The objective of the present study was to evaluate the importance of genetic and environmental sources of variation for results of behaviour tests recorded at juvenile and breeding performance tests in the Hovawart dog. For these analyses behaviour test results of 1,882 (juvenile evaluation), respectively 929 dogs (breeding performance test) born in 1995 to 2000 had been used. Variance component estimation was performed for the traits appearance, play instinct, hunting affinity, group of people, shoot, acoustical and optical influences and temperament using multivariate linear animal models and Residual Maximum Likelihood (REML). The models included test-year-season, sex, litter size, age and inbreeding coefficient of the animal as fixed effects. Additive genetic effects of the animal, permanent environmental effect of the litter and the effect of the kennel were considered as random factors. The sex of the dog was significant for appearance, play instinct, hunting affinity, acoustical and optical influences of juvenile evaluation and for the traits temperament, play instinct, hunting affinity, acoustical and one of the optical influences of breeding performance test. The age of the dog at test significantly influenced the traits play instinct, hunting affinity and acoustical influences of juvenile evaluation and optical influences and hunting affinity of breeding performance test. All traits with exception of hunting affinity and group of people were significantly affected by the test-year-season. The inbreeding coefficient was significant for appearance of juvenile evaluation and play affinity of breeding performance test. The effect litter size did not influence any of the traits significantly. The estimated heritabilities for the behaviour traits of juvenile and breeding performance test ranged from h2 = 0.01 to h2 = 0.13, respectively 2 = 0.01 to h2 = 0.14, with standard errors of up to 0.03. The additive genetic correlations between most of the traits were moderately to highly positive (rg = 0.20 to rg = 1.0, respectively rg = 0.29 to rg = 1.0). Negative additive genetic correlations were only found for a few traits of juvenile (rg = –0.02 to rg = –0.58) and breeding performance test (rg = –0.28 to rg = –0.83). Progress in breeding for the behaviour traits investigated here may only be meaningful when information from all relatives is used in an animal model instead of selection based on the phenotype of the single animal.




 

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