Der Praktische Tierarzt 93, 59-65
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2012
Publiziert: 01/2012
Zusammenfassung
Angeborene Augenmissbildungen treten beiKälbern aufgrund genetischer Defekte, intrauteriner infektiöser Erkrankungenwie BVD, oder beispielsweise bei Vitamin-A-Mangelauf. In den meisten Fällen sind beide Augen von der Missbildungbetroffen. Häufig sind okuläre Missbildungen mit anderen schwerwiegendenangeborenen Organdefekten vergesellschaftet, die miteinem (Über-) Leben des Kalbes nur schwer vereinbar sind. Seltenist, wie in dem hier vorliegenden Fall, nur ein Auge betroffen.Vorgestellt wurde ein neugeborenes Kalb mit rechtsseitigem Hydrophthalmusund Leukoma corneae. Da sich der Bulbus in denfolgenden zwei Wochen deutlich vergrößerte und ein Lidschlussnicht mehr gewährleistet war, wurde unter Sedation und lokalerAnästhesie erfolgreich eine transpalpebrale Bulbusextirpation vorgenommen.Die als Tamponade in die Augenhöhle eingebrachte,mit Gentamicin getränkte Gazebinde wurde im Verlauf der folgendensieben Tage abschnittsweise gezogen. Die nachfolgendeEntwicklung des Kalbes verlief normal. Die chirurgische Entfernungdes missgebildeten Auges war bei diesem Tier eine einfacheund praxisrelevante Möglichkeit, die weitere ungestörte Entwicklungdes Kalbes zu ermöglichen. Ob eine spätere Nutzung alsMilchkuh möglich ist, bleibt jedoch abzuwarten.Summary
Orbital enucleation in a calf with unilateralcongenital hydrophthalmosCongenital ophthalmic anomalies in calves may be inheritedor result from intrauterine infectious insults like bovine virusdiarrhea virus, or vitamin A deficiency. In most cases, both eyesare involved. Malformation of the bovine eye is frequently associatedwith congenital defects of other organs, resulting in nonviableneonates. Congenital ocular defects of only one eye are very rare.A newborn calf with hydrophthalmos and leukoma corneae of theright eye was presented. Over the next two weeks, the globe wasgetting bigger and bigger, so closing of eyelids was not possibleany more. After sedation and local anesthesia, transpalpebral enucleationwas therefore performed. A gentamicin containing drainwas placed in the orbit. The drain was pulled out step by step inthe following seven days. Afterwards, the calf developed normally.Surgical removal of the defect eye proved to be a simple and practicalmethod to enable the calf to grow up normally. It remains to beseen, however, if the animal can be used as a dairy cow later in life.