„Das Leben ist hart, doch der Mensch ist dafür gemacht hartes zu tun“, so oder ähnlich eröffnete die Tierärztin Renate Weller ihren Vortrag zum Thema Resilienz in der Hauptstadt. Gemeinsam mit dem Neurologen Holger Volk, den sie vom Royal Veterinary College kennt, stellte sie den Zuhörerinnen und Zuhörern Handwerkszeug zur Verfügung, mit dem diese ihr löchriges Nervenkostüm im Alltag flicken können. Denn das wird durch den anhaltenden Kontakt mit Menschen häufig zum Flattern gebracht. „Wenn jemand anruft und als erstes sagt, dass er kein Geld hat, das nervt mich tierisch“, sagt Holger Volk. Das Lustige: Der Kontakt zum Menschen ist das, was uns am meisten Energie kostet und gleichzeitig das, was wir unbedingt brauchen, um resilient durchs Leben zu gehen. Folgende Tipps sollten sie laut Volk und Weller zusätzlich beherzigen:
1. Soziale Beziehungen pflegen
Der Mensch ist ein Nesthocker, er ist auf ein soziales Miteinander angewiesen und braucht Zugehörigkeit. „Sie brauchen nicht zehn Menschen, aber mindestens einen guten Wegbegleiter“, so Renate Weller. „Dieser sollte ihnen mehr Energie schenken, als er entzieht.“
Top Job:
2. Abstand und Pausen einlegen
Ein Tierarzt hat den ganzen Tag mit Menschen zu tun, was mental anstrengend ist. Daher ist es wichtig, Abstand zur Arbeit zu gewinnen und regelmäßig Pausen zu machen, am besten in der Natur. „Bewegen Sie sich!“, so Weller und auch Volk pflichtet ihr bei: „Ab in den Wald, atmen und Schritte sammeln.“
3. Energiefresser aussortieren
„Haben Sie schon mal aufgeschrieben, wer oder was Ihnen Energie entzieht und wer oder was Ihnen Energie schenkt? Holger Volk rät beides zu notieren und im Anschluss möglichst viele Energiefresser aus dem Alltag zu eliminieren. Die Energielieferanten sollten hingegen möglichst häufig konsumiert oder getroffen werden.
4. Das Unkontrollierbare akzeptieren
Das Meiste von dem was uns stresst, können wir eh nicht kontrollieren. „Schreiben Sie mal alle Stressoren auf und markieren sie dann diese, die in ihrer Hand liegen“, so Volk. Das sei oft erhellend und beruhigend: Denn wozu aufregen, wenn ein Großteil der Stressoren eh nicht beeinflusst werden können? Manches müssten Tierärztinnen und Tierärzte einfach als gegeben hinnehmen und sich so Energie in Form von Ärger sparen.
5. Sich in sozialer Intelligenz üben
Menschen mit einer ausgeprägten sozialen Intelligenz sind in der Lage, ihre eigenen Emotionen sowie die anderer wahrzunehmen und auszudrücken. Dies hilft dabei, gute Beziehungen aufzubauen, was wiederum die Resilienz stärkt. Das Gute: Soziale Intelligenz ist eine Fähigkeit, die durchaus geübt werden kann, zum Beispiel, indem man seine eigenen Gefühle beginnt zu dokumentieren, mit anderen über herausfordernde Situationen spricht oder mal bewusst beginnt, Menschen zu beobachten.
6. Sport treiben und ausreichend schlafen
Ausreichend Schlaf sei übrigens genauso essenziell wie regelmäßiger Sport, so Renate Weller, die sich selbst austrickst: Nur auf dem Laufband dürfe sie ihre Lieblingsmusik hören, das steigere die Motivation. So und nicht anders käme die so wichtige Bewegung rein, welche das Nervenkostüm so dringend braucht.
Insgesamt können Volk und Weller ein beruhigendes Fazit ziehen: Viele der Dinge, welche die psychische Widerstandskraft steigern, sind auch nur Fähigkeiten, die mit etwas Durchhaltevermögen geübt werden können. Den hierfür notwendigen Ehrgeiz haben Tierärzte ja meist und das nicht zu knapp. „Die Tierarztpersönlichkeit muss eher lernen, mal Pause zu machen“, so Volk.
Wie Holger Volk seinen Alltag gestaltet und wer ihm Resilienz schenkt, können Sie in unserer aktuellen Reportage lesen.