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Der Praktische Tierarzt

Rückstandsbestimmung in Kuhmilch gestern und heute

Der Praktische Tierarzt 90, 356-362

Publiziert: 04/2009

Zusammenfassung

Hemmstoffrückstände sind heute durch verbesserteUntersuchungsverfahren bereits in geringerenKonzentrationen nachweisbar.

Bereits vor etwa 100 Jahren berichteten Bucara (1907) sowie Wesenberg(1910) über die Problematik des Übergangs von Arzneistoffenin Frauen- und Kuhmilch. Diese Problematik besteht bis zumheutigen Tage unverändert, die Hemmstoffrückstände sind jedochdurch die verbesserten Untersuchungsverfahren bereits in geringerenKonzentrationen nachweisbar.

Diese Erkenntnisse wurden jedoch damals, aus untersuchungstechnischenGründen, nicht weiter berücksichtigt, so dass derGrundstein für die heutige Betrachtung der Hemmstoffe in Lebensmittelnvor ungefähr 50 Jahren durch eine grundlegende Arbeit vonRachel Louise Carson (1907–1964) „Der stumme Frühling“ („SilentSpring“) [1962] zum Übergang von Rückständen von Pflanzenschutz-und Schädlingsbekämpfungsmitteln (PSM) in pflanzlicheund tierische Lebensmittel und damit auch auf den Menschen gelegtwurde. Darin problematisiert sie die toxische Belastung desmenschlichen Körpers im Zusammenhang mit der Vergiftung derUmwelt.

Nachdem bereits in den Jahren des 2. Weltkrieges geheimeBerichte über Pestizide, besonders DDT, in den USA existierten,zeigten 1950 medizinische Untersuchungen, dass das fettlöslicheDDT sich im Körper ablagert, anreichert und an Säuglinge weitergegebenwird. 1957 erschien eine klassisch gewordene Studieüber persistente, schwer abbaubare Pestizide in der Nahrungsketteam Beispiel von Tauchervögeln. Diese Erkenntnisse führten Anfang1958 zum ersten Pestizidprozess in der amerikanischen Geschichte.Daraufhin entschloss sich R. L. Carson, ein kurzes Buchüber dieses Thema zu schreiben und Auszüge in der großen Tageszeitung„New Yorker“ erscheinen zu lassen. Sie begann 1958mit eigenen Recherchen zum Pestizidproblem, konzentrierte ihreTätigkeiten vollständig auf die Wirkung synthetischer Pestizide aufOrganismen und ökologische Systeme, was schließlich 1961 zur sogenannten „Kennedy-Note“ führte. Auf deren Grundlage wurden inder 1863 gegründeten National Academy of Science drei Unterausschüssegegründet, die sich mit
– dem Zusammenhang zwischen Pestiziden und Wildtieren,
– Methoden und Verfahren der Schädlingsbekämpfung und
– notwendigen Forschungsarbeiten
beschäftigten. Ihre Arbeit blieb jedoch wegen der Fehlbesetzung derAusschussmitglieder erfolglos. Nach der Vorveröffentlichung in derZeitung „New Yorker“ setzte Kennedy dann eine Kommission derFachgruppe Biologie des wissenschaftlichen Beratungsausschusses(„Life Sciences Panel of the President‘s Advisory Committee“) zurLösung dieser Aufgaben ein. Das führte zu Restriktionen der PSMAnwendungin den USA, Europa und in Deutschland. Auch in derDDR wurde der Einsatz persistenter Verbindungen auf der Grundlagedes so genannten „DDT-Stufenprogrammes“ schrittweise reduziert.

 

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