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Ist die Gabe von Antibiotika nach einer OP sinnvoll? Das kommt auf den Eingriff an!

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Perioperative Antibiose – sinnvoll oder nicht?

Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht – das zeigt eine aktuelle Studie aus der Schweiz.

Bei jeder Operation wird durch die Schnittführung die natürliche Schutzfunktion der Haut verletzt. Darunterliegende Strukturen werden den Mikroorganismen aus der Umgebung ausgesetzt. Entsprechend besteht nach jedem chirurgischen Eingriff das Risiko einer postoperativen Infektion. Aus Sicht des tierärztlichen Praktikers ist es von eminenter Bedeutung, dieses Risiko so gering wie nur möglich zu halten. Mit der Operations- und Anästhesiedauer konnten in der Vergangenheit bedeutsame Risikofaktoren definiert werden. Ob auch die perioperative Antibiose dazugehört, wollten Schweizer Forscher mit einer prospektiven Beobachtungsstudie von sauberen und sauber-kontaminierten Operationen untersuchen. Sie vermuteten, dass sich keine Korrelation der Antibiose mit einem geringeren Infektionsrisiko darstellen ließe.

Perioperative Antibiose ist nicht immer obsolet

Dies würde bedeuten, dass der perioperative Antibiotikaeinsatz häufig obsolet ist und nicht dem Anspruch einer verantwortungsvollen Tierarzneimittelanwendung genügen würde. Um dies zu prüfen, sammelten die Wissenschaftler Daten zu sauberen und sauber-kontaminierten Eingriffen an Hund und Katze, welche an der Kleintierklinik der Universität Zürich vorgenommen wurden. Dabei hielten sie neben den patientenspezifischen Daten stets fest, ob eine perioperative Antibiose verordnet wurde oder nicht. Im postoperativen Zeitraum dokumentierten sie dann das allfällige Auftreten einer Infektion. Dabei mussten sie feststellen, dass das Risiko einer postoperativen Infektion bei Verabreichung einer perioperativen Antibiose in signifikanter Weise reduziert wurde. Ein Ergebnis, welches der Ausgangshypothese eindeutig widersprach.

Keine Pauschalisierung möglich


Top Job:


Die Studienautoren geben jedoch zu bedenken, dass die Daten durchaus differenzierter betrachtet werden sollten. In der vorliegenden Studie wurden die insgesamt 807 Operationen zur Analyse nicht weiter kategorisiert. Dies wäre jedoch unbedingt erforderlich, denn der Vorteil einer Antibiose ergab sich vor allem aus den Ergebnissen bei Osteosynthesen, gastrointestinalen Eingriffen und Hautchirurgie. Zum Beispiel bei Kastrationen zeigte sich keinerlei positiver Einfluss durch die perioperative Antibiose und auch für eine prophylaktische postoperative Antibiose konnte kein protektiver Effekt nachgewiesen werden. Daher raten die Forscher dringend dazu, keine Pauschalisierung vorzunehmen, sondern viel eher jeden einzelnen Eingriff bezüglich Notwendigkeit einer perioperativen Antibiose zu beurteilen. Entsprechende Leitlinien könnten dem Kleintierpraktiker dabei eine große Hilfe sein.

Originalpublikation

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