Hühnerrassen mit hervorragender Legeleistung eignen sich nicht besonders gut für die Mast. Bei der Zucht von Legehennen war das Töten männlicher Eintagsküken daher lange Zeit gängige Praxis. Das soll im Januar 2022 ein Ende finden: Das Kükentöten wird verboten.
Alternativen zur Kükentötung
Voraussetzung für den Ausstieg sind marktreife Alternativen zur Tötung männlicher Küken. Langfristiges Ziel ist der Umstieg auf Zweinutzungsrassen. Bis sich die Bruderhähne etablieren, soll eine Geschlechtsbestimmung im Ei ein frühzeitiges Aussortieren der männlichen Embryonen ermöglichen. Diverse Verfahren befinden sich in der Entwicklung:
- Nah-Infrator-Rahman-Spektroskopie
- Kernspintomografie (MRT)
- Markier-Gen mittels CRIPR-CAS
- endokrinologische Methode
Top Job:
Marktreife hat bisher allein das Verfahren zur endokrinologischen Geschlechtsbestimmung im Brutei erlangt, das Einspanier mit ihren Kolleginnen und Kollegen entwickelt hat. Seit 2018 finden sich unter der Marke respeggt Eier von Legehennen im Einzelhandel, deren männliche Geschwister nicht als Küken, sondern bereits als Embryo im Ei aussortiert wurden.
Professor Niklas-Medaille
„Es ist ein schönes Gefühl, wenn man durch den Supermarkt geht und sieht, dass die Technik, die man vor Jahren mal im Labor entwickelt hat, jetzt marktreif ist“, sagt Almuth Einspanier. Die Veterinärmedizinerin von der Universität Leipzig freut sich über eine Auszeichnung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Die Professor Niklas-Medaille wird alljährlich für besondere Verdienste verliehen, die im Zuständigkeitsbereich des Ministeriums liegen. 2021 ging sie unter anderem an Einspanier – für ein Verfahren, das als Brückentechnologie den Ausstieg aus der Kükentötung ermöglicht. Ministerin Julia Klöckner sagte anlässlich der Verleihung: „Durch Ihre Arbeit ist es gelungen, dass wir mehr für den Tierschutz tun können.“
Im Jahr 2020 wurde unter anderem Professor Jörg Hartung für sein jahrelanges Engagement für tier- und umweltgerechte Tierhaltung mit der Professor Niklas-Medaille ausgezeichnet. Hier lesen Sie mehr.
So funktioniert die endokrinologische Geschlechtsbestimmung im Ei
- Am 9. Tag des Brutprozesses wird den Eiern ein kleiner Tropfen Allantois-Flüssigkeit entnommen.
- Nach Vermischen dieses Tropfens mit einem Marker zeigt die Farbe an, welches Geschlecht das Küken einmal haben wird. Beim Vorhandensein von Östradiol bzw. Östronsulfat erfolgt ein Farbumschlag.
- Die männlichen Eier können somit aussortiert und zu Tierfutter verarbeitet werden.
- Aus den übrigen Bruteiern schlüpfen nach 21 Tagen nur weibliche Küken, die dann als Legehennen respeggt-Eier legen.
Der große Kritikpunkt an dem Verfahren: Es ermöglicht eine Geschlechtsbestimmung erst ab Tag 9. Schmerzempfindlich sind Hühnerembryonen im Ei aber bereits ab dem siebten Bebrütungstag. Deshalb kann die endokrinologische Geschlechtsbestimmung in der jetzigen Form keine Dauerlösung für die Zucht von Legehennen sein.
Endokrinologische Geschlechtsbestimmung als Brückentechnologie
In Deutschland ist ein zweistufiges Verbot des Kükentötens vorgesehen. Ab Januar 2022 sollen Verfahren wie das endokrinologische eingesetzt werden, die eine Geschlechtsbestimmung im Ei zwischen dem 9. und 14. Bebrütungstag erlauben. Ab Januar 2024 wird das Töten von Hühnerembryonen bereits nach dem sechsten Bruttag verboten. Bis dahin sollen die endokrinologische Geschlechtsbestimmung weiterentwickelt und andere Verfahren wie die Rahman-Spektroskopie zur Marktreife gebracht werden, um eine deutlich frühere Geschlechtsbestimmung zu ermöglichen.
Aktuelle Artikel aus allen tiermedizinischen Fachgebieten, News und Tipps zum Praxismanagement gibt es im kostenlosen vetline.de-Newsletter. Jetzt anmelden!