Image
Mit Fragen nach der Ernährung und Aktivität des Tieres und der Bestimmung des Körpergewichts, des Body Condition Score (BCS) und des Muscle Condition Score (MCS) kann sich der Tierarzt einen Eindruck über die Ernährungssituation des Patienten verschaffen.
Foto: boryanam - stock.adobe.com
Mit Fragen nach der Ernährung und Aktivität des Tieres und der Bestimmung des Körpergewichts, des Body Condition Score (BCS) und des Muscle Condition Score (MCS) kann sich der Tierarzt einen Eindruck über die Ernährungssituation des Patienten verschaffen.

Inhaltsverzeichnis

Aus der Wissenschaft

Ernährung und Gewichtskontrolle

Die Richtlinien der American Animal Hospital Association (AAHA) erleichtern die ernährungsphysiologische Bewertung von Hunde- und Katzenpatienten sowie die Kommunikation mit den Besitzern.

Der positive Einfluss einer an den Bedarf und die individuellen Bedürfnisse angepassten Ernährung auf die Gesundheit von Haustieren ist unumstritten. Auch bei bestimmten chronischen Erkrankungen wie chronischen Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus und Osteoarthritis kann die Ernährung zu einer Besserung beitragen. Daher ist die Ernährungsberatung ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsvorsorge für Hunde- und Katzenpatienten. Die Ernährung kann durch die Empfehlungen des Tierarztes maßgeblich beeinflusst werden, wenn ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Besitzer, Tierarzt und Praxisteam besteht. Futterauswahl, Fütterungsgewohnheiten sowie insbesondere Übergewicht können jedoch für die Besitzer sensible Themen sein und müssen entsprechend kommuniziert werden.

Die Ernährungs- und Gewichtsmanagement-Richtlinien für Hunde und Katzen der American Animal Hospital Association (AAHA) von 2021 aktualisieren und ergänzen die zuvor veröffentlichten und nach wie vor relevanten ernährungsbezogenen Richtlinien der AAHA. Dazu gehören die publizierten „2010 AAHA Nutrition Assessment Guidelines for Dogs and Cats“ und die „2014 AAHA Weight Management Guidelines for Dogs and Cats“. Die aktuellen Richtlinien umfassen die Schritt-für-Schritt-Durchführung einer vollständigen Ernährungsbeurteilung, die Erstellung von individuellen Ernährungsplänen und Kommunikationstipps für Gespräche mit den Besitzern. Es wird hervorgehoben, dass diese Richtlinien nicht als Vorschrift oder Standardvorgehensweise anzusehen sind, sondern als Empfehlung, die individuell für jede einzelne Praxis und gegebenenfalls jeden Patienten abgeändert werden kann.

Ernährungsphysiologische Bewertung

Eine erste Einschätzung, ob die Fütterung des Tieres bedarfsgerecht ist, kann und sollte idealerweise bei jedem Tierarztbesuch durchgeführt werden. Mit Fragen nach der Ernährung und Aktivität des Tieres und der Bestimmung des Körpergewichts, des Body Condition Score (BCS) und des Muscle Condition Score (MCS) kann sich der Tierarzt einen Eindruck über die Ernährungssituation des Patienten verschaffen. Hierbei ist insbesondere hervorzuheben, dass bei einem entsprechend geschulten Personal die Parameter BCS und MCS ohne großen zeitlichen Mehraufwand im Rahmen der Allgemeinuntersuchung erhoben werden können. Fragen zur Ernährung sollten sich dabei nicht nur auf die Futteraufnahme und die Zusammensetzung des Hauptfutters beschränken, sondern auch Futtermittelzusätze und Ergänzungen einbeziehen. Mit dem BCS (Abb. 1a und bTab. 1) lässt sich der Ernährungszustand bzw. die Ausprägung des Fettgewebes (Körperfettanteil) bestimmen, der MCS dient zur Bewertung der Ausprägung der Muskulatur. Durch Adspektion und Palpation der Muskulatur über der Wirbelsäule, den Schulterblättern, dem Schädel und dem Becken kann die Muskelmasse beurteilt werden. Die Beurteilung der Bemuskelung hilft vor allem, Patienten mit Muskelabbau zu identifizieren. Beim Muskelabbau wird zwischen Kachexie (Muskelabbau infolge einer Erkrankung) und Sarkopenie (altersbedingter Verlust an Muskelmasse) unterschieden. In den AAHA-Empfehlungen wird eine Einstufung des MCS in „normal“ oder „leichten, moderaten oder starken Muskelabbau“ vorgeschlagen. BCS und MCS hängen nicht unbedingt zusammen und müssen daher separat bewertet werden. Übergewichtige Tiere können durchaus gleichzeitig einen niedrigen MCS haben. Untergewichtige Patienten haben oft sowohl wenig Körperfett – als auch wenig Muskelmasse.


Top Job:


Wenn ein BCS < 4/9 oder > 5/9, ein reduzierter MCS oder eine deutliche Gewichtsveränderung festgestellt wurde, sollte genauer hingeschaut werden. Auch eine schlechte Haut- und Fellqualität kann ein Hinweis auf einen ernährungsbedingten Mangel sein. Folgende Überlegungen sind zur weiteren Einschätzung hilfreich: Hat sich das Aktivitätslevel verändert? Sind die Haltung und die Umgebung angemessen? Gibt es Anzeichen auf eine gastrointestinale oder sonstige Erkrankung? Wie sind die Zusammensetzung, Menge und Qualität des Futters? Leidet das Tier an Zahnerkrankungen oder anderen schmerzhaften Erkrankungen?

In bestimmten Lebensphasen wie Wachstum, Trächtigkeit, Laktation und im fortgeschrittenen Alter verändert sich der Energie- und Nährstoffbedarf des Tieres. Supplemente, Leckerchen oder Futter, mit dem Medikamente verabreicht werden, können zudem eine durchaus relevante zusätzliche Energiezufuhr bedingen. Wenn diese „Ergänzungen“ mehr als 10 % der täglichen Kalorienaufnahme ausmachen, kann dies die Ausgewogenheit der Ration gefährden und zudem zu einer bedarfsüberschreitenden Energiezufuhr führen.

Bei einem Klinikaufenthalt sollte der Ernährungsstatus bei der Aufnahme beurteilt werden. Die Besitzer sollten nach den Vorlieben des Patienten und dem Appetit in der letzten Zeit befragt werden. Des Weiteren ist während des stationären Aufenthalts eine tägliche Überprüfung der Futteraufnahme und des Körpergewichts anzuraten.

Individuelle Ernährungsempfehlungen

Futterpläne für gesunde, normalgewichtige Hunde und Katzen

Für gesunde Tiere, die ihr Idealgewicht halten, sind wahrscheinlich keine größeren Änderungen vorzunehmen, außer es wurden ernährungsbedingte Risikofaktoren festgestellt. Nachfolgend einige Tipps für die Kommunikation von Fütterungsempfehlungen:

  • Geben Sie dem Besitzer konkrete Fütterungsempfehlungen einschließlich der Menge und Häufigkeit der Mahlzeiten. Machen Sie auch Angaben zur täglichen Menge an Leckerchen und etwaigen Ergänzungen.
  • Eine langsame, stufenweise Integration eines neuen Futters über vier bis sieben Tage kann gastrointestinale Beschwerden bei der Futterumstellung reduzieren.
  • Auch wenn keine Änderung der Fütterung notwendig ist, können Sie die Gelegenheit nutzen und auf eine optimale Ernährung in weiteren Lebensphasen des Tieres hinweisen. Erklären Sie den Besitzern, wie sie den BCS und den MCS bei ihrem Tier selbst bewerten können.
  • Besprechen Sie auch das Fütterungsmanagement und andere umgebungsbedingte Faktoren, beispielsweise freier Zugang zum Futter, Futterneid und soziale Hierarchie bei mehreren Tieren und Freigang mit möglicher unbeobachteter Futteraufnahme.
  • Futterspendende Spielzeuge und Automaten sowie „slow feeder“ können hilfreich sein, um den Futterzugang und die Menge bzw. die Futteraufnahmegeschwindigkeit zu kontrollieren, und haben außerdem einen positiven Effekt auf die Aktivität und Umgebungsanreicherung.

Auch wenn ein Tier gesund ist und ein angemessenes Körpergewicht hält, ist es ratsam, sich zu versichern, dass die Fütterung bedarfsdeckend/ausgewogen ist und in adäquater Menge gefüttert wird, um zukünftige Probleme zu vermeiden. Ein kommerzielles Futtermittel, das als Alleinfuttermittel vermarktet wird, muss entsprechend dem Futtermittelrecht bei Fütterung in adäquater Menge alle nötigten Nährstoffe zur Verfügung stellen und darf keine kritischen Überversorgungen bedingen (wobei leider nicht alle als Alleinfuttermittel deklarierten Futtermittel diese Anforderung erfüllen), teilweise ist die Überprüfung der Qualität jedoch schwierig. Manche Futtermittel sind nur für den temporären Einsatz oder als Ergänzungsfuttermittel konzipiert.

Um festzustellen, ob die Energiezufuhr angemessen ist, können der Ruheenergiebedarf (RER) und der Erhaltungsenergiebedarf (MER) kalkuliert werden:

RER (kcal) = KGW (kg)0,75 x 70

MER (kcal) = RER (kcal) x Lebensstadium-Faktor

Der MER bezieht die Aktivität und den aktuellen Lebensabschnitt des Tieres in die Bedarfskalkulation mit ein (Tab. 2).

Anschließend wird die aktuelle Kalorienzufuhr aus allen gefütterten Komponenten berechnet und mit dem MER verglichen. Mindestens 90 % der gesamten Energiezufuhr sollten aus einem ausgewogenen Alleinfuttermittel stammen und maximal 10 % aus Leckerchen. Wenn es einen signifikanten Unterschied zwischen MER und der tatsächlichen Energiezufuhr gibt, sollten die Genauigkeit der Kalkulation überprüft und eine ausführliche ernährungsphysiologische Bewertung, besonders bei Über- oder Untergewicht, vorgenommen werden.

Futterpläne für stationäre Patienten mit reduzierter/unzureichender freiwilliger Futteraufnahme

Anorektische oder hyporektische Tiere können mit verschiedenen Maßnahmen zum Fressen animiert werden (Angebot von unterschiedlichen Arten bzw. Geschmacksrichtungen von Futter, Erwärmen des Futters, Entfernung des Halskragens). Bei Patienten ohne Kontraindikationen können zudem Diäten mit einem hohen Fettanteil eingesetzt werden. Diese haben eine hohe Kaloriendichte, wodurch weniger Futter benötigt wird, um den Energiebedarf zu decken. Zu erwägen sind auch eine medikamentöse Appetitstimulation, Antiemetika und Prokinetika. Wenn die spontane, freiwillige Futteraufnahme dadurch nicht verbessert werden kann, wird eine Fütterung mit der Magensonde empfohlen. Auch bei Katzen werden nasogastrale Sonden häufig eingesetzt. Gut geeignete, flüssige Futtermittel für eine Sondenernährung sind auf dem Markt verfügbar. Die Ernährung via Sonde sollte erfolgen, wenn die Kalorienzufuhr innerhalb von 72 Stunden weniger als ein Drittel der RER beträgt. Die Zeit vor dem stationären Aufenthalt ist dabei einzubeziehen. Zu einer Zwangsfütterung mit der Spritze wird aufgrund der möglichen Futteraversion und -aspiration nicht mehr geraten. Eine enterale Ernährung ist grundsätzlich einer parenteralen Ernährung vorzuziehen.

Vorbeugung von Übergewicht

Übergewicht und Fettleibigkeit beeinträchtigen die Lebensqualität und können das Leben des Patienten verkürzen. Es ist leichter, einer Gewichtszunahme vorzubeugen, als Gewicht zu reduzieren. Ist ein Patient übergewichtig, sollte dies und die möglichen Folgen des Übergewichts unbedingt, aber mit Feingefühl kommuniziert werden, sodass die Besitzer es nicht als Kritik auffassen.

Komorbiditäten der Fettleibigkeit schließen Osteoarthritis und endokrine Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Hypothyreose und Hyperadrenokortizismus ein. In manchen Fällen begünstigt das Übergewicht die Erkrankung, wie bei Diabetes mellitus, in anderen Fällen macht die Erkrankung die Patienten anfälliger für Übergewicht, beispielsweise bei Hypothyreose.

Um Übergewicht erfolgreich vorzubeugen, sollten Risikofaktoren beurteilt werden. Einer der bedeutendsten Risikofaktoren ist die Gabe zu großer Mengen des Hauptfuttermittels. Zudem neigen viele Besitzer dazu, zu viel Leckerchen zu füttern und die Aktivität ihrer Tiere zu überschätzen. Manchmal haben die Tiere auch Zugang zum Futter anderer im Haushalt lebender Tiere. Die Besitzer sollten ermutigt werden, für mehr Bewegung ihrer Haustiere zu sorgen; bei Katzen kann dies mit Spielzeug und Kratzbäumen gelingen (Abb. 2). Auch vom Tier ausgehende Risikofaktoren müssen bedacht werden. So ist zum Beispiel der Energiebedarf nach der Kastration reduziert und bestimmte Rassen wie Labrador Retriever, Beagle, Norwegische Waldkatzen und Perserkatzen neigen zu Übergewicht. Es wird angenommen, dass der Energiebedarf im mittleren Alter sinkt, wodurch die Tiere in diesem Lebensabschnitt häufiger übergewichtig sind. Bei Katzen in fortgeschrittenem Alter kann die Verdauungsleistung hingegen abnehmen und sie können an Gewicht verlieren. Zu bedenken ist allerdings, dass Katzen auch aufgrund von Schmerzen, beispielsweise bedingt durch unerkannte orthopädische Probleme oder oftmals auch durch Zahnprobleme, weniger Futter aufnehmen und es dadurch zu einem Gewichtsverlust kommen kann – auch eine Hyperthyreose kann ursächlich sein.

Zuletzt ist wichtig, dass das gesamte Praxisteam geschult ist und die Besitzer einheitlich berät.

Image
Abb. 2: Um Übergewicht vorzubeugen, ist es wichtig, die Patienten­besitzer zu motivieren, für ausreichend Bewegung zu sorgen. Katzen sind beispielsweise gut spielerisch zu animieren.
Foto: pfluegler photo - stock.adobe.com
Abb. 2: Um Übergewicht vorzubeugen, ist es wichtig, die Patienten­besitzer zu motivieren, für ausreichend Bewegung zu sorgen. Katzen sind beispielsweise gut spielerisch zu animieren.

Gewichtsreduktion bei Adipositas

Wenn ein Tier übermäßig an Gewicht zugelegt hat, ist es hilfreich, ein Diätprogramm zur Gewichtsreduktion vorzuschlagen. Willigt der Besitzer ein, sollte der Tierarzt ihm Anleitung und Unterstützung für die Dauer des Programms anbieten. Folgende Kalorienzufuhr wird zur Gewichtsreduktion über zwölf Wochen empfohlen: 63 +/– 10,2 kcal/kg0,75 für Hunde und 52 +/– 4,9 kcal/kg0,711 für Katzen. Dieser Kalkulation ist das Idealgewicht zugrunde zu legen und an den individuellen Patienten unter Einbezug der derzeitigen Kalorienzufuhr und des Lebensstils anzupassen. Fütterungsmanagement und Bewegung sind weitere wichtige Bestandteile des Programms.

Ein Diätprogramm durchzuhalten, ist für viele Besitzer nicht einfach. Nach dem Beginn ist es daher ratsam, den Kontakt zum Besitzer innerhalb von ein paar Tagen aufzunehmen, um sich zu erkundigen, wie er mit dem Programm zurechtkommt und ihn zum Weitermachen zu ermutigen. Besitzer haben oft eine starke Bindung zum Tier und der Verzicht auf das Füttern gewohnter Leckereien kann für sie schwierig sein. Statt Leckerchen können sie dem Tier Aufmerksamkeit in Form von Interaktionen (Spaziergänge, Spiele, Streicheleinheiten) geben.

Kommerzielle Diäten zur Gewichtsverringerung werden empfohlen, wenn eine deutliche Kalorienreduktion notwendig ist, denn diese enthalten bei reduzierter Energiedichte ausreichend Nährstoffe bzw. eine erhöhte Nährstoffkonzentration je Energieeinheit, wodurch ein Nährstoffdefizit vermieden werden kann. Proteine und Ballaststoffe können zu einem Sättigungseffekt beitragen. Ballaststoffe reduzieren zudem die Energiedichte und verringern die Verdaulichkeit. Tierbesitzer sollten darauf hingewiesen werden, dass sich hierdurch allgemein das Kotvolumen vergrößert. Futtermittel mit einem hohen Wassergehalt können bei Katzen ebenso ein Sättigungsgefühl erzeugen und dadurch eine Gewichtsabnahme unterstützen.

Diätetische Konzepte für spezifische Erkrankungen

Diätfuttermittel sind Futtermittel, die speziell für Tiere entwickelt wurden, die aufgrund von gesundheitlichen Problemen oder zur Prophylaxe von Erkrankungen eine besondere Ernährung benötigen. Diese Futtermittel enthalten spezifische Inhaltsstoffe, die dazu beitragen können, die Gesundheit des Tieres zu verbessern oder zu erhalten. Diätetische Konzepte hingegen beziehen sich auf spezielle Ernährungspläne für das Tier, die aufgrund von gesundheitlichen Problemen eine besondere Ernährung benötigen. Diese Konzepte können spezielle Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel oder andere Produkte umfassen und bedürfen häufig einer individuell zusammengestellte Ration, wenn kein Angebot eines Diätfuttermittels zur Verfügung steht.

Patienten mit diätetisch beeinflussbaren Erkrankungen können daher nicht nur von kommerziellen Diätfuttermitteln, sondern auch von individuell formulierten Rationen sowie Anpassungen der Fütterung profitieren.

Die besonderen Ernährungszwecke und die erforderlichen zusätzlichen Kennzeichnungsangaben werden im Anhang, Teil A und Teil B, der Verordnung (EU) 2020/354 festgelegt. Nachfolgend sind diätetische Maßnahmen für eine Reihe von Erkrankungen gelistet, die in der Verordnung (EU) 2020/354 enthaltenen Indikationen und diätetische Konzepte sind durch Fettdruck hervorgehoben:

  • Futtermittelallergien und -unverträglichkeiten – neue Proteinquelle, hydrolysierte Proteine, begrenzte Menge an Zutaten
  • entzündliche Hautkrankheiten – hoher Anteil an Omega-3-Fettsäuren, Vit. A, Vit. E, Zink und Antioxidanzien
  • Osteoarthritis – hoher Anteil an EPA/DHA, Zusatz von Glukosaminen, Chondroitin und Antioxidanzien, geringe Energiedichte bei Übergewicht
  • kognitive Dysfunktion – Zusatz von Liponsäure, Carnitin, Antioxidanzien, hoher Anteil an EPA/DHA
  • idiopathische Epilepsie – Zusatz von mittelkettigen Triglyceriden
  • Angst – L-Tryptophan, hydrolysiertem Casein und Antioxidanzien
  • degenerative Herzklappenerkrankung; hypertrophe Kardiomyopathie – natriumarme Diät, hoher Anteil an EPA/DHA, Vermeidung von geringem Proteinanteil
  • dilatative Kardiomyopathie – kontrollierte Natriumzufuhr, hoher Anteil an EPA/DHA, Vermeidung von geringem Proteinanteil, Zusatz von Taurin und Carnitin
  • Urolithiasis: Kalziumoxalat – oxalat- und kalziumarme Diät mit angemessenem Kalzium-Phosphor-Verhältnis, kein Zusatz von Vit. C, niedrige relative Übersättigung, Zusatz von Wasser
  • Urolithiasis: Struvit – angepasster Magnesium-, Phosphor- und Proteingehalt, Ansäuerung des Urins, Zusatz von Wasser
  • Urolithiasis: Urat – wenig Purine, Alkalisierung des Urins, Zusatz von Wasser
  • Urolithiasis: Cystin – angepasster Cystin- und Methioningehalt, Alkalisierung des Urins, Zusatz von Wasser
  • feline idiopathische Zystitis – Zusatz von Antioxidanzien, hoher Anteil an EPA/DHA, Zusatz von Wasser, geringe Energiedichte bei Übergewicht
  • Diabetes mellitus – hoher Anteil an löslichen und unlöslichen Ballaststoffen, wenig Kohlenhydrate (Katzen), hoher Protein­anteil, geringe Energiedichte bei Übergewicht
  • Pankreatitis – wenig Fett (Hunde), begrenzte Antigene (Katze)
  • exokrine Pankreasinsuffizienz – meist keine spezifische Diät nötig bei angemessener Enzymsupplementation, bei Bedarf Cobalamin- und Ballaststoffzusatz
  • akutes Erbrechen – hochverdauliche Diät mit niedrigem bis moderatem Fettanteil
  • chronische Enteropathie – neues/hydrolysiertes Protein, +/– Veränderung der Ballaststoffe, +/– wenig Fett
  • intestinale Dysbiose – Einsatz von fermentierbaren/nicht fermentierbaren Fasern
  • ballaststoffresponsive Colitis, Dickdarmdurchfall – moderater bis hoher Ballaststoffanteil, verschiedene Ballaststoffarten
  • Konstipation – moderater bis hoher Ballaststoffanteil, verschiedene Ballaststoffarten, geringe Energiedichte bei Übergewicht, Zusatz von Wasser
  • Obstipation – hochverdauliche Diät, geringe Energiedichte bei Übergewicht
  • Hyperlipidämie – geringer Fettgehalt bei ausreichender Zufuhr an essenziellen Fettsäuren
  • feline idiopathische Hyperkalzämie – angepasster Kalziumgehalt, Vermeidung von Vit.-D- und Vit.-A-Überschuss, +/– erhöhter Ballaststoffanteil
  • Hyperthyreose – jodreduzierte Diät, nicht nötig bei bereits behandelter Hyperthyreose
  • hepatische Enzephalopathie – geringer Proteinanteil, +/– Vit.-B12-Zusatz
  • andere Lebererkrankungen – geringer Proteinanteil
  • kupferassoziierte Hepatopathie – geringer Kupfergehalt, Zusatz von Zink
  • Nephropathie mit Proteinverlust – 25–50 % Proteinreduktion mit Deckung des Bedarfs an essenziellen Aminosäuren, hoher Anteil an EPA/DHA, geringer Phosphorgehalt bei Azotämie
  • akute Nierenerkrankung – moderater Proteingehalt
  • chronische Nierenerkrankung – reduzierter Phosphorgehalt, +/– Kaliumsupplementation, bei Bedarf erhöhte Energiedichte, um das Gewicht zu halten
  • Adipositas – hoher Proteingehalt, moderater bis hoher Ballaststoffanteil, geringe Energiedichte, erhöhtes Nährstoff-Energie-Verhältnis, moderater bis niedriger Fettanteil

Bei parallelem Vorliegen mehrerer Erkrankungen bzw. multiplen Erkrankungen ist abzuwägen, welches Nährstoffprofil sinnvoll ist und welche Erkrankung gegebenenfalls vorrangig diätetisch behandelt werden muss. Des Weiteren ist eine spezifisch an den Bedarf angepasste individuelle, fachtierärztlich erstellte Ration anzuraten.

Kommunikation mit dem Tierhalter

Bei der Ernährungsberatung gibt es drei Aspekte, die während der Kommunikation mit den Besitzern zu berücksichtigen sind:

  • das Fachwissen, das für eine vollständige und angemessene Ernährungsempfehlung benötigt wird
  • die Art und Weise, einen Besitzer in ein Gespräch über die Ernährung seines Tieres einzubinden
  • die Wahrnehmung der Kommunikation – hierbei spielen die Überzeugung und Denkweise eine wichtige Rolle

Obwohl sich die meisten Tierärzte oft auf den Inhalt der Kommunikation konzentrieren, sind die zwei anderen Aspekte entscheidend für eine erfolgreiche Beratung.

Was Tierärzte selbst in ein Ernährungsgespräch einbringen, ihre Ideen, ihr Wissen und ihre Vorerfahrungen, ist ein entscheidender Ausgangspunkt. Es ist wichtig, eigene Vorurteile zu erkennen und zu bewältigen. Ohne Verständnis des Tierarztes für die Sichtweise des Besitzers wird dieser die Ratschläge des Tierarztes wahrscheinlich ablehnen, unabhängig von den kommunizierten Inhalten. Ernährungsgespräche erfordern daher eine gewisse Offenheit und Neugier, die Sichtweise der Besitzer zu verstehen, zumal Fütterung oftmals ein sehr emotionales Thema ist.

Eine sorgfältige Anamnese ist die Grundlage jeder Ernährungsempfehlung. Fragen sollten zunächst offen formuliert werden, um die Besitzer nicht zu beeinflussen und ernährungsbedingte Risikofaktoren leichter zu erkennen. Beispiele für offene Fragen sind: „Erzählen Sie mir, wie es Ihrem Tier seit dem letzten Besuch ergangen ist?“, „Beschreiben Sie, was Ihr Tier über den Tag frisst, beginnend mit dem Morgen bis hin zum Abend“, „Was halten Sie von der bisherigen Fütterung?“, „Worauf achten Sie, wenn Sie ein Futter auswählen? Welche Aspekte sind Ihnen besonders wichtig?“ Im weiteren Gesprächsverlauf können spezifischere Fragen gestellt werden, beispielsweise: „Erbricht Ihr Tier?“, „Hat Ihr Tier Verstopfung?“, „Ist Ihnen bezüglich der Kotmenge oder Qualität etwas aufgefallen?“ „Wie oft/wie viel füttern Sie?“ Tierärzte sollten vorsichtig sein, wenn sie einfache Fragen mit vorangestelltem „Was“ (z. B. „Was füttern Sie Ihrem Tier?“) stellen. Obwohl solche Fragen häufig verwendet werden, bleibt die dadurch gewonnene Information oft begrenzt. Zudem können sie die Abwehrhaltung von Besitzern fördern. Auch die Bezeichnung „Leckerchen“ sollte vermieden werden, besser sind Formulierungen wie Snacks, Belohnungen oder zusätzliche Futtermittel.

Wenn keine sorgfältige Ernährungsanamnese erhoben wurde, kann es vorkommen, dass die Ernährungsempfehlung nicht mit den Erwartungen des Kunden übereinstimmt und deshalb nicht umgesetzt wird. Es sollten daher die Gründe des Besitzers gehört werden, warum er ein bestimmtes Futter oder eine bestimmte Marke bevorzugt. Bei der Ausarbeitung einer Ernährungsempfehlung müssen sowohl ernährungs- als auch umwelt-, tier- und menschenbezogene Faktoren Berücksichtigung finden. Manche Besitzer reagieren möglicherweise auch skeptisch, wenn nur ein bestimmtes, kommerzielles Futtermittel empfohlen wird, und vermuten ein wirtschaftliches Interesse seitens des Tierarztes. In diesem Fall ist es wichtig, die ernährungsbezogene Fütterungsempfehlung von der Empfehlung eines bestimmten Produkts zu trennen. Zuerst sollte daher eine allgemeine Fütterungsempfehlung ausgesprochen und anschließend, falls erforderlich, ein kommerzielles Diätfuttermittel vorgeschlagen werden. In manchen Fällen ist auch die Erstellung eines an die speziellen Bedürfnisse des Tieres angepassten Ernährungsplans zum Selbstzubereiten des Futters sinnvoll und notwendig. Gegebenenfalls ist das Tier hierfür an einen spezialisierten Kollegen zu überweisen. Vor allem bei Tierbesitzern, die kommerziellen Futtermitteln sehr skeptisch gegenüberstehen, kann dies erforderlich sein, um sicherzustellen, dass das Tier entsprechend seinen besonderen Bedürfnissen ernährt wird.

Ein Gespräch über die Ernährung sollte vorsichtig begonnen werden, um die Bereitschaft des Besitzers für eine Beratung einzuschätzen. Um Erlaubnis zu bitten, ist eine Möglichkeit, dem Besitzer respektvoll entgegenzutreten und eine vertrauensvolle Beziehung zu stärken (z. B. „Ich würde gerne mit Ihnen über die Ernährung Ihres Tieres reden. Wäre das in Ordnung für Sie?“). Oft nehmen die Besitzer die Einladung an und der Tierarzt kann das Ernährungsgespräch beginnen. Gelegentlich wird ein Besitzer diese Anfrage ausdrücklich ablehnen. Dadurch ist nichts verloren, denn dieser Besitzer wäre wahrscheinlich ohnehin beratungsresistent.

Eine Ernährungsberatung ist oftmals zeitintensiv und die Dauer des Gesprächs schwer einzuschätzen. Dies macht es für Tierärzte schwer, diese Gespräche spontan in den Praxisalltag zu integrieren. Studien zeigen aber, dass sich viele Tierbesitzer eine entsprechende Beratung von ihrem Tierarzt wünschen. Etliche Tierärzte scheuen jedoch davor zurück, diese Beratung in Rechnung zu stellen, wenngleich viele Besitzer bereit sind, für eine fundierte Beratung zu zahlen.

Dem Besitzer sollten während des Gesprächs alle gesundheits- und ernährungsbezogenen Optionen aufgezeigt werden. Viele Tierärzte neigen dazu, dem Besitzer nur die Möglichkeit zu präsentieren, die sie für die beste halten. Untersuchungen zeigen aber, dass die meisten Haustierbesitzer über alle Möglichkeiten informiert werden möchten, auch ungeachtet der Kosten. So wird der Besitzer aktiv in die Entscheidungsfindung einbezogen.

Der Tierarzt sollte sich zudem Zeit nehmen, die Besitzer über die Vorteile (und Risiken) verschiedener Ernährungsmöglichkeiten und deren Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Haustieres aufzuklären (längere Lebenserwartung, verbesserte Lebensqualität, positiver Effekt auf eine chronische Krankheit etc.).

Nachdem ein Besitzer auf die verfügbaren Möglichkeiten aufmerksam gemacht und in den Entscheidungsprozess einbezogen wurde, ist es dennoch die Aufgabe des Tierarztes, eine klare Empfehlung auszusprechen, die sowohl die spezifischen Bedürfnisse des Tieres als auch die Ziele des Kunden berücksichtigt. Es hat sich gezeigt, dass sich Besitzer eher an eine klare als an eine mehrdeutige Empfehlung halten. Im Anschluss ist es ratsam, sich zu versichern, ob der Vorschlag die Zustimmung des Besitzers findet und ob noch Fragen oder Bedenken bestehen. Gegebenenfalls ist eine Anpassung an die Erwartungen und Wünsche des Besitzers erforderlich.

Ein paar Tage nach dem Futterwechsel ist es empfehlenswert, Kontakt zum Besitzer aufzunehmen, um Fragen zu beantworten oder eventuell notwendige Modifikationen bzw. Änderungen zu besprechen.

Wahrnehmung der Kommunikation

Persönliche Einstellungen, Überzeugungen und Wissen beeinflussen die Auswahl der Futtermittel. Zutaten, Qualität, Kosten, Ruf des Unternehmens, tierärztliche Empfehlung und Einfachheit des Einkaufs bzw. der Zubereitung tragen zur Kaufentscheidung bei. Zeigt der Tierarzt kein Verständnis oder Interesse für die Sichtweise des Besitzers, können Emotionen wie Zögern, Frustration und Argwohn das Gespräch dominieren. Einige Besitzer fühlen sich möglicherweise unwohl oder gar eingeschüchtert und wenden sich bezüglich der Fragen zur Ernährung ihres Tieres an andere, wie Tierheilpraktiker oder „Ernährungsberater“ mit teils zweifelhafter Ausbildung. Sowohl bei Tierärzten als auch bei Praxismitarbeitern kann Frustration entstehen, wenn Kunden vorgefasste Meinungen äußern oder ihr Wissen aus fragwürdigen Quellen beziehen. Das Praxisteam sollte sich darauf konzentrieren, die Ernährung auf eine offene, ehrliche und nahbare Art zu besprechen, Bedenken ernst zu nehmen und auch auf nonverbale Hinweise zu hören. Es ist jedoch dabei selbstverständlich nicht das Ziel, falsche Annahmen und Bedenken des Kunden zu bestärken, sondern zu einem gemeinsamen Verständnis zu kommen.

Aufteilung der Aufgaben

In die Ernährungsberatung und das -management kann das ganze Praxisteam eingebunden werden. Es ist sinnvoll, die Arbeit aufzuteilen. So können beispielsweise auch Tiermedizinische Fachangestellte (TFA) den BCS und MCS bestimmen, den Patienten wiegen und die Ernährungsanamnese aufnehmen (Abb. 3). Für TFAs gibt es rund um das Thema „Ernährung“ ein vielfältiges Weiterbildungsangebot und geeignete Schulungsmaßnahmen. Viele Praxen haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, einzelne TFAs diesbezüglich besonders zu schulen und deren Qualifikation auch den Tierbesitzern zu kommunizieren. Die von den TFAs erhobenen Parameter und Informationen sollten an den Tierarzt weitergegeben werden, der daraus, zusammen mit der weiteren Befragung, Diagnostik und Untersuchung, eine Ernährungsempfehlung erstellen kann. Die Tiermedizinischen Fachangestellten können anschließend dem Besitzer die Empfehlung und den Futterplan näher erläutern. Ein fester Ansprechpartner für den Patientenbesitzer fördert zudem die Kundenbindung.

Image
Abb. 3: Die Tiermedizinische Fachangestellte mit in die Ernährungsberatung einzubeziehen, verbessert nicht nur das Zeitmanagement, sondern fördert auch die Teamarbeit.
Foto: DragonImages - stock.adobe.com
Abb. 3: Die Tiermedizinische Fachangestellte mit in die Ernährungsberatung einzubeziehen, verbessert nicht nur das Zeitmanagement, sondern fördert auch die Teamarbeit.

Weitere aktuelle Ernährungsthemen

Hausgemachte Diäten

Zu Hause zubereitete Mahlzeiten für Hunde und Katzen können gekochte oder rohe Lebens- und Futtermittel (z. B. Pansen) enthalten. Die meisten Rezepte, die in Büchern und auf Websites zu finden sind, selbst die von Tierärzten verfassten, sind für eine vollständige und ausgewogene Ernährung nicht geeignet. Haustierbesitzern, die das Futter selbst zubereiteten möchten, sollte daher eine fachtierärztliche Ernährungsberatung empfohlen werden. Es ist wichtig, dass das zusammengestellte Rezept zum einen präzise die eingesetzten Komponenten beschreibt (z. B. nicht nur XY Gramm „Fleisch“, sondern nähere Charakterisierung bezüglich des Fettgehaltes, genaue Beschreibung des empfohlenen Mineralfutters) und zum anderen auch genau eingehalten wird, um zu gewährleisten, dass der Bedarf an allen Makro- und Mikronährstoffen gedeckt ist. Häufig modifizieren jedoch die Besitzer die Rezepte im Laufe der Zeit, daher sollten Tierärzte sich bei Folgeterminen erkundigen, wie die aktuell gefütterte Ration zusammengesetzt ist und ob die ursprüngliche Fütterungsempfehlung immer noch befolgt wird.

Rohe Futtermittel

Die AAHA ist ausdrücklich weder für noch gegen die Fütterung von rohen oder dehydrierten, nicht sterilisierten Futtermitteln an Haustiere. Die Fütterung von roher Nahrung erhöht jedoch das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern auf Haustiere und auch auf deren Besitzer. Hunde und Katzen können beispielsweise Salmonellen ausscheiden, ohne irgendwelche klinischen Krankheitsanzeichen zu zeigen.

Alters- und rassespezifische Diäten

Hunde- und Katzenwelpen sollten während des Wachstums bis zur Skelettreife mit einem adäquaten, bedarfsdeckenden Futter gefüttert werden. Bei Katzen und kleinen bis mittelgroßen Hunde ist die Skelettreife in der Regel nach etwa einem Jahr erreicht, bei großen Hunderassen nach 15–16 Monaten. Es ist wichtig, das Wachstum von Welpen großer Rassen entsprechend zu unterstützen, um einen schlanken BCS aufrechtzuerhalten und eine adäquate Mineralstoffzufuhr sicherzustellen (Abb. 4). Der Energiebedarf ausgewachsener Tiere kann sich mit dem Alter ändern, aber es gibt keine festgelegten Ernährungsempfehlungen für ältere oder geriatrische Haustiere. Tierhalter und Tierärzte müssen die Ernährung ihres Haustieres nicht automatisch umstellen, sobald es ein bestimmtes Alter erreicht hat. Wenn es einem älteren Hund oder einer älteren Katze mit einem ausgewogenen Futtermittel für adulte Tiere gut geht, ist es vollkommen in Ordnung, dieses Futtermittel beizubehalten, bis es eine Indikation für einen Futterwechsel gibt. Dies gilt insbesondere, wenn man bedenkt, dass es noch keine klare wissenschaftliche Empfehlung gibt, was ein Futtermittel für ältere Tiere enthalten sollte.

Image
Abb. 4: Vor allem bei großwüchsigen Rassen ist es in der Entwicklungsphase wichtig, den Wachstumskurven entsprechend zu füttern.
Foto: Tatiana Katsai - stock.adobe.com
Abb. 4: Vor allem bei großwüchsigen Rassen ist es in der Entwicklungsphase wichtig, den Wachstumskurven entsprechend zu füttern.

Mikrobiom und Probiotika

Ein gesundes Darmmikrobiom ist von großer Bedeutung. Es beeinflusst nicht nur den Magen-Darm-Trakt, sondern auch andere Organsysteme. Haustierbesitzer und Tierärzte sollten jedoch vorsichtig sein, wenn Unternehmen damit werben, das Mikrobiom eines Haustieres zu testen, insbesondere wenn dann Nahrungsergänzungsmittel empfohlen werden. In vielen Fällen kann ein weicher Kot oder Durchfall durch eine Futterumstellung positiv beeinflusst werden. Willkürliche Antibiotika gegen akuten Durchfall werden nicht empfohlen! Vorsicht ist auch bei der Auswahl eines Probiotikums geboten, denn die Qualität und die Wirksamkeit dieser Produkte können sehr unterschiedlich sein.

Fazit für die Praxis

Die Ernährung ist die Grundlage für Gesundheit und Wohlbefinden und sollte auch ein zentraler Bestandteil des Gesundheitsmanagements jedes Hunde- und Katzenpatienten sein. Eine objektive Bewertung der Ernährung unter Berücksichtigung von Alter, Gesundheitszustand und Risikofaktoren ist der erste Schritt für ein systematisches Ernährungsmanagement. Basierend auf dieser Beurteilung können patientenindividuelle Empfehlungen für die Ernährung ausgesprochen werden. Neben der Erhaltung der Gesundheit haben diese Empfehlungen oft bestimmte therapeutische, diätetisch beeinflussbare Ziele wie Gewichtsabnahme oder Unterstützung einer akuten oder chronischen Krankheit. Die Einstellung der Besitzer zur Ernährung ihrer Tieres basiert nicht selten auf individuellen Vorurteilen und subjektiven, aber fest verankerten Überzeugungen. Aus diesem Grund ist die Kommunikation ein wichtiger Faktor, um die Einhaltung der Ernährungsempfehlungen zu erreichen. Ernährungsgespräche mit Besitzern sollten nach Möglichkeit so geführt werden, dass sowohl die Inhalte als auch der Kommunikationsprozess positiv wahrgenommen werden. Die Integration des Ernährungsmanagements als wesentlichem Bestandteil der Praxiskultur erfordert das Engagement des gesamten Praxisteams. Ein gutes Ernährungsberatungsprogramm fördert eine optimale Tiergesundheit, therapeutischen Erfolg, eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Tierarzt, Besitzer und Tier und zudem auch eine langfristige Kundenbindung an die Praxis.

Literatur

Die Inhalte basieren, redaktionell erweitert, auf folgender Publikation: Cline MG, Burns KM, Coe JB, Downing R, Durzi T, Murphy M, Parker V (2021): 2021 AAHA Nutrition and Weight Management Guidelines for Dogs and Cats. J Am Anim Hosp Assoc 57(4): 153–178. doi.org/10.5326/JAAHA-MS-7232.

Kostenfreier Download

Klicken Sie hier, wenn Sie das PDF Tabelle1.pdf (0.03 MB) herunterladen möchten

Kostenfreier Download

Klicken Sie hier, wenn Sie das PDF Tabelle2.pdf (0.03 MB) herunterladen möchten

Image
Foto: Alexey Kuznetsov - stock.adobe.com

news4vets

Der Degu als Patient

Aufgrund seiner physiologischen und anatomischen Besonderheiten stellt das Nagetier Tierärztinnen und Tierärzte vor spezielle Probleme.

Image
Regelmäßige Gewichtskontrollen sind das Um und Auf bei der Ernährungsberatung.
Foto: L. Klose-Bergmann (TIERplus)

News4Vets

Chronischer Durchfall beim Hund aus diätetischer Sicht

Fütterungsfehler können Durchfall verursachen, während korrekte Diäten dem Hund Linderung oder sogar Heilung bringen.

Image
Er frisst Blumen! Auch für Hunde liegt vegane Ernährung im Trend.
Foto: Dvorakova Veronika - stock.adobe.com

Tierernährung

So gesund sind vegan ernährte Hunde

Immer mehr Menschen möchten auf tierische Produkte in der eigenen Ernährung verzichten. Aber funktioniert das auch für ihre Hunde? Britische Forschende geben grünes Licht.