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Equines Parvovirus: Nasensekret ist infektiös

Erst überraschend lange nach der Infektion kommt es zur Virusübertragung auf andere Pferde. Neue Erkenntnisse zur Ausbreitung des equinen Parvovirus in der Pferdepopulation.

Die Infektion mit dem equinen Parvovirus kann bei Pferden in schweren Fällen zu einer lebensbedrohlichen Hepatitis führen. Zwar geht man von einer weiten Verbreitung des Virus in der Pferdepopulation aus, jedoch war bislang unbekannt, wie der Erreger zwischen Pferden übertragen wird. Diese Frage zu beantworten, setzten sich nordamerikanische Forscher zum Ziel.

Bekannt ist, dass das equine Parvovirus iatrogen übertragen werden kann und anschließend von Pferden über Nasensekrete, Speichel und Kot ausgeschieden wird. Die infizierten Pferde sind häufig symptomlos, wobei auch Fälle mit schwerer bis lebensbedrohlicher Hepatitis auftreten können. Um den Übertragungsweg zwischen Pferden zu ermitteln, führten die Wissenschaftler eine Studie durch, in welcher sie elf serologisch negative Pferde mit dem equinen Parvovirus infizierten.

Inkubationszeit bis zu drei Monate

Im ersten Ansatz verabreichten sie den Pferden eine Dosis des Virus oral und überwachten die Probanden anschließend auf das Auftreten einer Virämie und die folgende Antikörperantwort. Dabei zeigte sich bei keinem der Pferde eine Infektion. Im zweiten Ansatz wurde das Virus intranasal verabreicht. Daraufhin zeigten wenige der Pferde eine Virämie mit Serokonversion und die Untersuchungen wurden wie geplant nach acht Wochen beendet.

Als jedoch in den folgenden Wochen ein Großteil der Versuchsherde klinisch erkrankte, wurden erneut Proben gesammelt. Diese zeigten eine Parvovirus-Infektion bei zehn der elf Pferde. Die Studienautoren schließen aus ihren Resultaten, dass das equine Parvovirus über Nasensekrete übertragen werden und sich so in einer Pferdegruppe ausbreiten kann. Dabei zeigte sich eine unerwartet lange Phase ohne erkennbare Virämie von bis zu zwölf Wochen.

Isolation und Überwachung als wichtigste Prävention

Um eine Übertragung durch Nasensekret zwischen Pferden zu vermeiden, müsste die räumliche Trennung garantiert werden können. Dies über einen angemessen langen Zeitraum von deutlich über vier Wochen zu gewährleisten, dürfte in der Praxis eine Herausforderung darstellen. Ob weitere Übertragungswege, beispielsweise über Stechinsekten, bestehen, wäre relevant für die Prävention. Dies müsste jedoch erst in weiteren Studien untersucht werden.

Originalpublikation

Tomlinson JE, Van de Walle GR (2022): Nasal transmission of equine parvovirus hepatitis. J Vet Intern Med 36: 2238–2244. doi.org/10.1111/jvim.16569

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