Der Praktische Tierarzt 92, 48-58
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2011
Publiziert: 01/2011
Zusammenfassung
In der vorliegenden Untersuchung zur EnzootischenBronchopneumonie der Rinder (EBP) wurde der Erfolgeiner metaphylaktischen Behandlung mit Florfenicol im Vergleichzu einem etablierten Verfahren unter Anwendung von Tulathromycinuntersucht. Es wurden die Erkrankungsraten, die Erkrankungsdauer,die Nebenwirkungen und die Lebendmasseentwicklung inbeiden Behandlungsgruppen miteinander verglichen. Außerdemwurde untersucht, ob es mittels Bestimmung des Haptoglobin-Serum-Spiegels möglich ist, in einer Tiergruppe frühzeitig zwischenan EBP erkrankten und gesunden Kälbern zu unterscheiden. DieUntersuchungen wurden in einem Fressererzeugerbetrieb übereinen Zeitraum von 60 Tagen in der Zeit von Oktober bis Dezember2008 durchgeführt. Zu Beginn des Versuchszeitraums waren die80 männlichen Kälber der Rasse Deutsches Fleckvieh 3 bis 10 Wochen(x amp;#713; =6,6 Wochen, s=±11 Tage) alt und hatten eine Lebendmassevon 77–112 kg ( amp;#713; x=90,15 kg). Alle Tiere wurden einer Einstallungsuntersuchungunterzogen und von der Studie ausgeschlossen,wenn die klinischen Befunde das Vorliegen anderer Krankheitenals EBP vermuten ließen. Anschließend erfolgte die Zuordnung derKälber zu einer der zwei Behandlungsgruppen nach dem Zufallsprinzip.Nach dem Auftreten erster EBP-Erkrankungsfälle erfolgteam Tag 3 der Studie die metaphylaktische Behandlung der Tiereder Gruppe 1 mit Florfenicol (40 mg/kg LM s. c.) und der Tiere derGruppe 2 mit Tulathromycin (2,5 mg/kg LM s. c.). Haptoglobin-Bestimmungenerfolgten an den Tagen 1, 3, 10, 18 und 25. Bezüglichder EBP-Morbiditätsraten bestand zwischen der Florfenicol-Gruppe(n=34) und der Tulathromycin-Gruppe (n=37) kein signifikanterUnterschied. Die Dauer der EBP-Erkrankung war in der Florfenicol-Gruppe tendenziell kürzer (P = 0,092). Nebenwirkungen warenin beiden Behandlungsgruppen vorhanden, hierdurch verursachteBeeinträchtigungen der Tiere wurden nicht festgestellt. Bezogenauf den gesamten Versuchszeitraum erwiesen sich die Unterschiedein der täglichen Lebendmassezunahme als nicht signifikant.Ein signifikanter Unterschied im Haptoglobin-Serum-Spiegelzwischen den an EBP erkrankten und den nicht an EBP erkranktenTieren war nicht festzustellen. Aus den Ergebnissen dieser Untersuchungengeht hervor, dass Florfenicol zur Metaphylaxe von EBPbei Kälbern angewandt werden kann und die Wirksamkeit mit derdes etablierten Wirkstoffs Tulathromycin vergleichbar ist. Die Bestimmungdes Haptoglobin-Serum-Spiegels ist als Parameter zurfrühzeitigen Unterscheidung zwischen an EBP erkrankten und gesundenTieren nicht geeignet.
