Antiparasitika

Umweltbelastung durch Spot-ons

Britische Umweltwissenschaftler fordern einen vorsichtigen Einsatz von Antiparasitika bei Haustieren. Die Belastung von Gewässern mit Pestiziden könnte die Artenvielfalt gefährden.

Das Imperial College London veröffentlichte im März ein Informationspapier zur potenziellen Belastung britischer Bäche und Flüsse mit Antiparasitika aus Spot-ons und Flohhalsbändern von Katzen und Hunden. Vor allem am Beispiel von Imidacloprid zeigen die Forschenden, warum sie vermuten, dass Antiparasitika die Umwelt in relevantem Ausmaß belasten. Sie betonen, dass andere antiparasitische Wirkstoffe ebenso die Artenvielfalt in Gewässern gefährden.

Imidacloprid gehört zu den Neonicotinoiden und ist ein sehr wirksames Insektizid. Selbst geringe Konzentrationen können aquatische Lebewesen und Insekten schädigen. Theoretisch könnten 25 MiIlionen Bienen durch eine Monatsdosis Flohbehandlung für einen großen Hund getötet werden, würde das Pesitizid direkt appliziert. In der Praxis ist die Exposition in der Umwelt natürlich viel geringer.

Mögliche Kontamination durch Floh- und Zeckenbekämpfung

In der Landwirtschaft wird die Pestizid-Anwendung zunehmend reguliert. Die Anwendung von Neonicotinoiden im Freiland wurde von der EU verboten. Für den Einsatz bei Haustieren galt bisher allerdings, dass der umweltschädliche Einfluss vermutlich vernachlässigbar ist. Schließlich werden vergleichsweise geringe Einzeldosen appliziert. Die britischen Wissenschaftler geben nun aber zu Bedenken, dass zum einen die Anzahl von Haustieren in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist und die Tiere zum anderen deutlich häufiger als in der Vergangenheit routinemäßig präventiv gegen Flöhe und Zecken behandelt werden. Auch bei Haustieren würden daher insgesamt große Mengen an Insektiziden eingesetzt.

Bäche und Flüsse sind trotz der Regulierung in der Landwirtschaft mit Imidacloprid und anderen Insektiziden kontaminiert. So wies das britische Umweltamt bei einem Monitoring von 20 Englischen Flüssen von 2016 bis 2018 in zwei Dritteln der Proben Imidacloprid nach und in 99 Prozent der Proben Fipronil.  Auch in städtischen Gebieten, wo eine Belastung durch Pestizide aus landwirtschaftlicher Nutzung wenig wahrscheinlich ist, wurde im Monitoring Imidacloprid nachgewiesen. Die Wissenschaftler halten Antiparasitika aus der Veterinärmedizin für eine mögliche Ursache. Sie stellen die Hypothese auf, dass in diesem Fall die Belastung städtischer Gewässer zukünftig noch weiter steigen könnte.

Wie kommt das Gift vom Tier ins Wasser?

Insektizide aus Spot-ons verteilen sich vom Auftragungsort aus über den Körper, werden von der Haut aufgenommen sowie nach und nach über die Haarfollikel wieder abgegeben. So können die Insektizide sich über Haare, Hautschuppen und direkt in der Umgebung des Tieres verteilen. Forscher aus den Niederlanden entdeckten antiparasitische Wirkstoffe in Hundehaaren, im Urin der Tiere und im Wasser nach einem Bad. Über das Abwasser, durch Regen oder Schwimmen im Teich sowie beim Fellwechsel könnte das Toxin nach und nach in die Umwelt gelangen.

Risikobasierter Einsatz von Antiparasitika

Die British Veterinary Association (BVA) plädiert dafür, die Bedenken ernst zu nehmen. Tierärztinnen und Tierärzte sollten Antiparasitika immer risikobasiert anwenden und dabei sowohl Gesundheitsrisiken für Mensch und Tier als auch die Risiken für die Umwelt sowie den individuellen Lebensstil des Tieres berücksichtigen. Noch gibt es aber viele Wissenslücken, die eine Risikoanalyse erschweren: Zum einen wäre ein verbessertes Monitoring der Kontamination von Gewässern notwendig sowie Forschung zu den Effekten verschiedener Chemikalien in der Umwelt. Darüber hinaus wäre aber auch zu klären, wie viele Antiparasitika bei Hund und Katze tatsächlich eingesetzt werden und wie wichtig die präventive Parasitenbekämpfung bei Haustieren für die tierische und menschliche Gesundheit tatsächlich ist.

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