Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Mehr Tierschutz mit Versicherung? Empirische Studie zu Tierkrankenversicherungen für Hund und Katze aus der Perspektive von Tierärztinnen und Tierärzten sowie Tierhalterinnen und Tierhaltern im deutschsprachigen Raum

Einleitung

In Deutschland leben heute etwa 35 Millionen Haustiere, davon sind ca. 9,4 Millionen Hunde und 14,8 Millionen Katzen (Henrich 2019). In Österreich sind es rund 830.000 Hunde und mehr als zwei Millionen Katzen und in der Schweiz über 505.000 Hunde und etwa 1,65 Millionen Katzen (FEDIAF 2018). Allein in Deutschland werden jährlich über zehn Milliarden Euro für die Heimtierhaltung ausgegeben. Davon entfallen etwa 630 Millionen Euro auf Tierversicherungen. Jedoch werden davon knapp zwei Drittel in Haftpflichtversicherungen investiert (Ohr 2019).

Im Gegensatz zur menschlichen Gesundheitsfürsorge in Deutschland müssen Verbraucherinnen/Verbraucher für die tierärztliche Versorgung ihrer Hunde und Katzen direkt selbst aufkommen (Brockman et al. 2008). Wenn ein Haustier erkrankt, stehen die Besitzer nicht selten vor einer Entscheidung und müssen abwägen, ob sie sich die Behandlung finanziell leisten können. Denn bestimmte tierärztliche Behandlungen können mehrere tausend Euro kosten (Williams et al. 2016). Damit rückt die Bedeutung des Tierschutzes hinter die der wirtschaftlichen Argumente. Ein Umstand der, beträfe er Gesundheitsentscheidungen für Menschen, unethisch erscheint. Um den Tierschutz zu fördern, sprechen sich daher zunehmend mehr Expertinnen/Experten für den Abschluss von Tierkrankenversicherungen aus. Damit es hier jedoch zu einem Umdenken kommen kann, bedarf es wissenschaftlicher Studien, wie etwa Belege für beispielsweise die Tatsache, dass die Optimierung von Versorgungsleistungen in einem engen Zusammenhang mit steigenden Kosten für die Tierhalterinnen/Tierhalter steht (Bundestierärztekammer 2019).

Vor etwa 20 Jahren hatten in den USA nur knapp 1 % der Katzen- und Hundebesitzer einen Versicherungsschutz für ihr Tier (Clark 2002). Als Gründe für diese geringe Quote werden unter anderem versteckte Kosten oder Ausschlüsse teurer Behandlungen genannt, die Haustierversicherungen stellenweise zu einer fragwürdigen Option für Verbraucher machten (Brockman et al. 2008). Doch seither hat die Tierversicherungsbranche ein enormes Wachstum erfahren (Williams et al. 2016). So waren im Jahr 2005 bereits rund 500.000 Haustiere in den USA krankenversichert (PetFirst PetInsurance 2017) und im Jahr 2015 1,4 Millionen Haustiere (North American Pet Health Insurance Association 2015). Für den deutschsprachigen Raum variieren die Angaben relativ stark. Außerdem gibt es aktuell wenige Studien hierzu. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liegt Deutschland hinsichtlich der Aufmerksamkeit für Tierversicherungen weit zurück (Oehler 2017). Dies scheint sich jedoch gegenwärtig zu verändern. So hat sich die Bundestierärztekammer in einer Presseerklärung (vom 8. August 2019) ausdrücklich für eine Tierkrankenversicherung für Klein- und Heimtiere ausgesprochen. Als Grund werden hier die vielfach unterschätzen Behandlungskosten und die bessere Versorgung der Tiere genannt (Bundestierärztekammer 2019). Gerade in Hinblick auf den Tierschutz ist der finanzielle Aspekt von hoher Relevanz und wird, gemessen daran, bislang in der Literatur zu wenig berücksichtigt. So etwa berichten Hartnack et al. (2016), dass zu den am häufigsten genannten ethischen Dilemmata in der Kleintierpraxis die eingeschränkten Behandlungsmöglichkeiten aufgrund fehlender finanzieller Mittel zählen. Einige Berichte deuten darauf hin, dass Entscheidungen zur Beendigung des Lebens eines Tieres auf der Grundlage wirtschaftlicher Faktoren (wirtschaftliche Euthanasie) immer häufiger getroffen werden (Kipperman et al. 2017). Binder (2011) hält fest, dass Schätzungen zufolge in Deutschland vier von fünf Haustiere durch Euthanasie sterben. Damit stellt sich die Frage, wie viele dieser Maßnahmen dem Zweck dienen, Kosten für eine anstehende beziehungsweise notwendige Behandlung zu vermeiden. Brockman et al. (2008) berichten, dass die meisten Menschen von einem Fairnessprinzip der menschlichen Gesundheitsversorgung ausgehen und annehmen, dass pflegebedürftige Menschen auch die entsprechende Pflege erhalten (Cohen et al. 2000). Eine solche moralische Überzeugung existiert hinsichtlich Tieren in der gesellschaftlichen Meinung bislang nicht und Haustiere erhalten die Pflege, die ihre Besitzer zahlen wollen und können (Brockman et al. 2008).

Laut Ohr (2019) wurde in deutschen Branchenkreisen lange angenommen, dass der Anteil für versicherte Tiere bei 1 % für Katzen und 5 % für Hunde liegt. Die von ihr veröffentlichte Heimtierstudie lässt allerdings heute deutlich höhere Werte annehmen, was durch Umfrageergebnisse von Statista (2017a, b) bestätigt wird. Dennoch sind die tatsächlichen Zahlen für den deutschsprachigen Raum weitestgehend unklar. Zumal auch vielfach nicht zwischen Tierkrankenversicherungen (TKV) und Tieroperationsversicherungen (TOP) unterschieden wird. Ein Ziel dieser Studie war es daher, in Erfahrung zu bringen, wie hoch Tierärztinnen/Tierärzte den Anteil an versicherten Hunden und Katzen schätzen und welche Angaben Tierhalterinnen/Tierhalter hierzu heute und retrospektiv machen. Des Weiteren war von Interesse, wie hoch die Zahlungsbereitschaft für eine TKV und eine TOP ist sowie welche Gründe für Tierhalterinnen/Tierhalter für und gegen den Abschluss einer TKV und TOP sprechen. Ein weiteres zentrales Anliegen bestand darin, in Erfahrung zu bringen, inwieweit der Abschluss einer TKV oder TOP im Zusammenhang mit einer besseren medizinischen Versorgung für Hunde und Katzen steht. Da der letztgenannte Aspekt besonders relevant in Hinblick auf den Tierschutz ist, sollte dieser auch aus beiden Perspektiven – der der Tierärztinnen/Tierärzte und der der Tierhalterinnen/Tierhalter – beleuchtet werden.

Material und Methoden

Um den aktuellen Stand zu TKV und TOP bei Hunden und Katzen aus Sicht von Tierärztinnen/Tierärzten und Tierhalterinnen/Tierhaltern in Erfahrung zu bringen, wurden zwei korrelative Online-Studien mit je einmaliger Erhebung (Querschnittsdesign) durchgeführt. Zuvor jedoch wurden als Vorbereitung der geplanten standardisierten Erhebungen qualitative, halbstandardisierte Interviews durchgeführt (Hopf 2004). Dabei wurden je zehn Tierärztinnen/Tierärzte (6 Frauen und 4 Männer) wie auch Tierhalterinnen/Tierhalter (5 Frauen und 5 Männer) persönlich oder am Telefon befragt. Hierzu wurden im Vorfeld je eine Reihe von Fragen zum Thema Tierversicherungen bei Hunden beziehungsweise Katzen festgehalten, die dem Gespräch als strukturgebender Leitfaden dienten. Zu den Fragen an die Tierärztinnen/Tierärzte und Tierhalterinnen/Tierhalter zählten: „Was können Sie zu Tierversicherungen sagen?“ sowie „Warum haben Sie (k)eine Tierkrankenversicherung abgeschlossen?“. Aufgrund des offenen Charakters des Interviews war es ferner möglich Zusatzfragen zu stellen und tiefer nachzufassen, falls etwas stärker beleuchtet werden sollte (Diekmann 2002). Hierdurch konnten ausführlichere Kenntnisse über die jeweilige Perspektive gewonnen werden. Das Ziel der Interviews lag vor allem darin, die grundsätzliche Motivation der Befragten für oder gegen eine Tierversicherung sowie weitere bislang nicht berücksichtige Aspekte in Erfahrung zu bringen. Im Anschluss daran wurden je ein standardisierter Online-Fragebogen für Tierärztinnen/Tierärzte und Tierhalterinnen/Tierhalter konzipiert und über verschiedene Kanäle distribuiert. Der Aufruf zur Teilnahme an der Studie für die Tierärztinnen/Tierärzte erfolgte primär über die direkte Ansprache und Unterstützung von tierärztlichen Institutionen und Verbänden wie etwa dem Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH), der Österreichischen Tierärztekammer (ÖTK), der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e. V. (TVT), dem Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V. (bpt), der Bayerischen Landestierärztekammer (BLTK) sowie der Bundestierärztekammer (BTK). Die Rekrutierung der Tierhalterinnen/Tierhalter erfolgte über Facebook, Twitter sowie Verteiler der Ludwig-Maximilians-Universität München und der FOM Hochschule (mit deutschlandweiten Standorten für berufstätige Studierende).

Der für die Tierärztinnen/Tierärzte erstellte Fragebogen setzte sich im Wesentlichen aus drei Blöcken zusammen: Soziodemografische Variablen, allgemeine Fragen zu TKV und TOP sowie Fragen zur eigenen Erfahrung. Die Erhebung unter den Tierärztinnen/Tierärzten fand zwischen 15.09.2018 und 11.12.2018 statt. Der Fragebogen für die Tierhalterinnen/Tierhalter hatte zwei Versionen. So konnten die Halterinnen/Halter den Fragebogen entweder für ihr bereits verstorbenes Tier (Hund oder Katze den/die sie innerhalb der letzten zehn Jahre hatten) oder für ihr aktuell lebendes Tier beantworten. Tierhalterinnen/Tierhalter hatten ferner die Möglichkeit, den Fragebogen mehrfach auszufüllen, wenn sie beispielsweise für sowohl ein bereits verstorbenes als auch für ein aktuell bei ihnen lebendes Tier den Fragebogen beantworten wollten.  Die Erhebung unter den Tierhalterinnen/Tierhalter fand zwischen 28.10.2018 und 30.10.2019 statt. Beide Stichproben waren Ad-hoc-Stichproben. Die Gründe für diese Entscheidung lagen vor allem in der ökonomischen Dimension (kosten- und zeiteffizient eine hohe Anzahl an Teilnehmerinnen/Teilnehmern zu erreichen). Zudem lag das Ziel der Studien nicht in der Erstellung eines repräsentativen Abbildes für den deutschsprachigen Raum, sondern in der Gewinnung erster Eindrücke hinsichtlich des aktuellen Standes von Tierversicherungen.

Die Analysen der Daten erfolgten mit dem Programm IBM SPSS Statistics Version 23. Zusammenhänge zwischen intervallskalierten Variablen wurden mittels Korrelationen nach Pearson ermittelt. Zum Vergleich von Häufigkeiten in verschiedenen Gruppen kam der Chi2-Test zum Einsatz. Testungen von Mittelwerten gegen einen festen Wert erfolgten mit dem Einstichproben-t-Test. Mittelwertsunterschiede zwischen zwei Gruppen wurden mit dem t-Test für unabhängige Stichproben ermittelt. Als Signifikanzniveau wurde ein alpha-Wert von 0,05 festgelegt.

Ergebnisse

An Studie 1 nahmen 360 Tierärztinnen/Tierärzte (68,8 % Frauen) aus Deutschland (n = 208), Österreich (n = 120) und der Schweiz (n = 30; zwei ohne Angabe) teil. Bei Studie 2 konnten 1.340 Tierhalterinnen/Tierhalter (77,1 % Frauen) aus Deutschland zu ihrem aktuell lebenden Tier (aktuelle Perspektive: Hund oder Katze, n = 405) oder ihrem innerhalb der letzten zehn Jahre verstorbenen Tier (Retrospektive: Hund oder Katze, n = 935) befragt werden.

Mehrheit der Tierärztinnen/Tierärzte sprach sich für Tierversicherungen aus, insbesondere aus Tierschutzaspekten

Die befragten Tierärztinnen/Tierärzte sprachen sich zu 88,2 % eindeutig und unter bestimmten Bedingungen für den Abschluss einer TKV aus (siehe Tab. 1; offene Antworten der Tierärztinnen/Tierärzte z. B. „kommt darauf an was die Versicherung an Kosten übernimmt und wie viel so eine Versicherung kostet“ oder „damit auch bei finanziell schwächeren Besitzern die medizinische Versorgung gewährleistet ist“ oder „damit die Kosten nicht die Qualität der Diagnostik oder Behandlung bestimmen oder Tiere euthanasiert werden müssen, nur weil das Geld fehlt“). Für eine TOP sprachen sich 93,9 % eindeutig oder unter Umständen aus (offene Antworten z. B. „weil unter Umständen die OP-Kosten sehr hoch sind und Ottonormalverbraucher sich diese nicht leisten können“ oder „als Minimum, wenn keine allgemeine Versicherung abgeschlossen ist“). Die Ergebnisse hierzu finden sich in Tabelle 1.

Zu den häufigsten Angaben der Tierärztinnen/Tierärzte in den offenen Antworten zur Frage warum Tierhalterinnen/Tierhalter eine TKV/TOP haben sollten, zählten die Absicherung vor unerwarteten Kosten (z. B. teurere Behandlungen oder Untersuchungen), dass damit eine optimale Versorgung des Tieres gewährleistet werden kann und dass es damit zu weniger Euthanasie bei Tieren käme, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Verfassung nicht zwangsläufig euthanasiert werden müssen.
Die befragten Tierärztinnen/Tierärzte hatten ferner in einem offenen Kommentarfeld die Möglichkeit anzugeben, welche Gründe für sie gegen den Abschluss einer Tierversicherung sprechen. Zu den häufigsten Gründen zählten hierbei die Frage nach der Gewährleistung der Amortisierung der Kosten (z. B. „bei den meisten unserer Kunden würden die Kosten den Nutzen überwiegen. Bei großen Hunden mit Allergieproblemen oder endokrinen Erkrankungen wäre eine Versicherung hingegen sehr sinnvoll“), die Frage nach der Abdeckung (z. B. „da es von der Versicherung abhängt was gedeckt wird, oft ist es besser selber das Geld zu sparen“) und fehlendem Vertrauen (z. B. „Da verdienen doch ohnehin wieder nur die Versicherungen“) bzw. schlechten Erfahrungen (z. B. „Preis/Leistungsverhältnis stimmt nicht, Leistungen werden aus banalen Gründen verweigert“).

Mehr versicherte Tiere, aber geringere Zahlungsbereitschaft von Tierhalterinnen/Tierhaltern

In der Retrospektive gaben 11,3 % (n = 106) der Halterinnen/Halter an, eine TKV und 5,9 % (n = 55) eine TOP für ihr Tier abgeschlossen zu haben. Die Werte der Halterinnen/Halter der aktuellen Perspektive waren deutlich höher: 16,3 % (n = 66) für die TKV und 13,3 % (n = 54) für die TOP (für eine Differenzierung nach Hund und Katze siehe Tab. 2) als die der Retrospektive. Damit fand sich für die TKV eine Differenz von fünf Prozentpunkten und für die TOP von etwa sieben Prozentpunkten zwischen den Angaben der beiden Stichproben (Retrospektive und aktuelle Perspektive). Für beide Versicherungsarten lässt sich festhalten, dass in der aktuellen Stichprobe signifikant mehr Tierhalterinnen/Tierhalter angaben, ihr Tier versichert zu haben als in der Stichprobe der Retrospektive (TKV: chi2(1) = 5,92, p = 0,015; TOP: chi2(1) = 21,38, p 0,001).
Zur Ermittlung der Zahlungsbereitschaft wurden die Halterinnen/Halter, die keine Tierversicherung abgeschlossen hatten, gebeten, anzugeben wie viel sie bereit wären für eine TKV und TOP für ihr Tier monatlich zu bezahlen. Die Ergebnisse zeigen hinsichtlich des arithmetischen Mittelwertes xˉ   eine Differenz von 23 % für eine TKV (retrospektiv: xˉ  = 21,3 Euro/Monat, Median = 15,0, aktuell: xˉ  = 16,4 Euro/Monat, Median = 14,5) und von knapp 29 % für eine TOP (retrospektiv: xˉ  = 18,1 Euro/Monat, Median = 12,0; aktuell: xˉ  = 12,9 Euro/Monat, Median = 10,0). Wird der Median berücksichtigt liegen die Differenzen bei 3 % für eine TKV und bei 17 % für eine TOP. Festzuhalten ist außerdem, dass sich die Halterinnen/Halter, die in der Retrospektive antworteten, weder im Alter noch in der Höhe des Haushaltseinkommens von jenen, die für ihr lebendes Tier antworteten, unterschieden. Eine feinere Differenzierung der Werte nach Hund und Katze findet sich in Tabelle 3.

Gründe für (k)einen Abschluss einer Tierversicherung

Das am häufigsten genannte ausschlaggebende Motiv für den Abschluss einer TKV oder TOP war für die Hälfte der Halterinnen/Halter in der Retrospektive (49,1 % und 50,0 %) und dreiviertel der Befragten mit einem aktuell lebenden Tier finanzielle Gründe (74,6 % und 80,7 %). Finanzielle Gründe meint beispielsweise die Sorge, tierärztliche Behandlungen aus wirtschaftlichen Gründen nicht finanzieren zu können. An zweiter Stelle für den Abschluss einer TKV oder TOP folgten positive Erfahrungen (Retrospektive: 45,5 % und 43,3 %; aktuelle Perspektive: 21,1 % und 10,5 %), wie z. B. mit der Versicherung früherer Tiere. Andere Gründe (z. B. Empfehlung) wurden nur vereinzelt genannt.
Um in Erfahrung zu bringen, weshalb Tierhalterinnen/Tierhalter keine TKV oder TOP abgeschlossen haben, wurden diese gebeten den Grad ihrer Zustimmung (1 = trifft gar nicht zu bis 7 = trifft vollkommen zu) zu verschiedenen Argumenten anzugeben. Die Ergebnisse zeigen, dass finanzielle Gründe auch eines der stärksten Argumente gegen eine TKV oder TOP war. Übertroffen wurde dieses nur vom Grund nicht daran gedacht zu haben. An dritter Stelle folgte für beide Versicherungen das Argument zu aufwendig. Dem Argument schlechte Erfahrungen mit Tierversicherungen gemacht zu haben, wurde wenig zugestimmt und auch das offene Kommentarfeld zur Nennung individueller Gründe (z. B. „ich glaube meine Katze braucht keine Versicherung“) wurde wenig genutzt.

Damit kann festgehalten werden, dass finanzielle Gründe eine entscheidende Rolle sowohl für als auch gegen den Abschluss von Tierversicherungen spielten. Eine explorative Analyse potenzieller Indikatoren für den Abschluss einer TKV oder TOP führte zu folgenden Annahmen: in der Retrospektive sank mit dem Alter der Halterinnen/Halter die Wahrscheinlichkeit für den Abschluss einer TKV (r(802) = –0,126). Dieser Zusammenhang fand sich bei Halterinnen/Haltern, die den Fragebogen für ihr aktuell lebendes Tier beantworteten, nahezu nicht (r(352) = –0,032). Ferner fanden sich vereinzelte Unterschiede hinsichtlich des Haushaltseinkommens: in der Retrospektive gaben 14,9 % der Personen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen bis zu 3000 Euro an, eine TKV abgeschlossen zu haben. Bei den Tierhalterinnen/Tierhaltern mit einem höheren Einkommen lag der Anteil bei 8,8 % (chi2(1) = 6,51, p = 0,013). Dieser Unterschied schien sich in der Stichprobe der aktuellen Perspektive umzukehren – allerdings nur marginal und auch nur für die TOP; für die TKV fanden sich keine Unterschiede hinsichtlich des Haushaltsnettoeinkommens. Von den Personen mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von bis zu 3000 Euro gaben 11,1 % an eine TOP abgeschlossen zu haben, während jene mit einem höheren Einkommen zu 18,5 % eine TOP abgeschlossen hatten (chi2(1) = 4,05, p = 0,054).

Versicherte Tiere erhielten eine bessere medizinische Versorgung

Dass versicherte Hunde und Katzen eine bessere medizinische Versorgung erhielten, zeigten nicht nur die Einschätzungen der Tierärztinnen/Tierärzte, sondern auch ihre Angaben zu regelmäßigen Behandlungen sowie die Angaben der Halterinnen/Halter.  

Um in Erfahrung zu bringen, ob Tierärztinnen/Tierärzte der Meinung waren, dass versicherten Tiere eine bessere medizinische Versorgung zukommt, wurden diese gebeten den Grad ihrer Zustimmung zu folgenden Fragen auf einer sieben-stufigen Likert-Skala (von 1 = trifft gar nicht zu bis 7 = trifft vollkommen zu) anzugeben: Werden Ihrer Meinung nach Tiere mit einer Versicherung eher operiert, als Tiere ohne Versicherung? Werden Tiere mit einer Versicherung Ihrer Meinung nach tierärztlich besser versorgt, als Tiere ohne eine Versicherung? Bekommen Tiere mit einer Versicherung Ihrer Meinung nach eher auch nicht notwendige Behandlungen/Therapien, verglichen mit Tieren ohne Versicherung? Bereits die deskriptiven Werte (siehe Tab. 4) zeigten, dass Tierärztinnen/Tierärzte den Aussagen, dass versicherte Tiere eher operiert werden und auch eine bessere tierärztliche Versorgung erhalten im Mittel eher zustimmten. Einstichproben t-Tests gegen den Testwert 3,5 (Mitte der Antwortskala) bestätigten dieses Ergebnis. Der Aussage, dass versicherte Tiere auch eher nicht notwenige Behandlungen bekommen, verglichen mit nicht-versicherten Tieren, stimmten die Tierärztinnen/Tierärzte nicht zu.
Ferner wurden die Tierärztinnen/Tierärzte gebeten, ihre Einschätzung bezüglich folgender Aussagen abzugeben: Tiere mit Tierkrankenversicherung werden regelmäßig (etwa alle zwölf Monate) A) zum Check-up vorgestellt, B) geimpft, C) entwurmt, D) sie werden vorwiegend bei Krankheit vorgestellt. Diese Frage wurde außerdem wiederholt gestellt, für nicht-versicherte Tiere.

Um hier inferenzstatistische Schlüsse ziehen zu können, wurden Differenzwerte (zwischen den Mittelwerten für versicherte und nicht-versicherte Tiere) aus den Angaben der Tierärztinnen/Tierärzte zu versicherten und nicht-versicherten Tieren gebildet. Würden sich die Einschätzungen für versicherte und nicht-versicherte Tiere nicht unterscheiden läge der Differenzwert bei null. Anschließend wurde mit dem Einstichproben t-Test getestet, ob sich der jeweilige mittlere Differenzwert signifikant von null unterscheidet. Die Ergebnisse zeigten, dass versicherte Tiere laut Angaben der Tierärztinnen/Tierärzte alle drei Behandlungen regelmäßiger erfuhren als nicht-versicherte Tiere. Außerdem stimmten die Tierärztinnen/Tierärzte der Aussage, dass versicherte Tiere (im Vergleich zu nicht-versicherten Tieren) nur bei Krankheit vorgestellt werden, signifikant weniger zu (siehe Tab. 5).

Um die Annahme, dass mit einer TKV versicherte Tiere öfter beim Tierarzt/der Tierärztin vorgestellt werden als nicht-versicherte auch mittels der Angaben der Halterinnen/Halter zu prüfen, wurden deren Antworten zu drei der gleichen Fragen analysiert (siehe Tab. 6). Lediglich das Item „Vorwiegend bei Krankheit vorgestellt“ wurde für die Befragung der Halterinnen/Halter geändert in „ich gehe nur bei Bedarf“. Die Ergebnisse zeigten bei drei der vier Aspekte signifikante Unterschiede: Tiere mit einer TKV wurden laut Angaben der Halterinnen/Halter regelmäßiger beim Tierarzt/der Tierärztin für Check-ups und zur Impfung vorgestellt. Zudem wurden sie signifikant weniger nur bei Bedarf vorgestellt. Die Analyse bezüglich TOP zeigte signifikante Unterschiede für alle vier Bereiche (siehe Tab. 7). Laut Angaben der Halterinnen/Halter wurden Tieren, für die eine TOP abgeschlossen wurde, regelmäßige Tierarztbehandlungen signifikant mehr zuteil als Tieren ohne TOP. Zudem wurden auch hier die versicherten Tiere signifikant weniger nur bei Bedarf vorgestellt.

Die Analyse der Todesursachen der Hunde und Katzen in der Retrospektive ergab, dass 1,7 % (n = 16) der Tiere durch Euthanasie starben, obwohl noch eine Behandlung möglich gewesen wäre (siehe Tab. 8). Werden diese Angaben in Beziehung zum Versicherungsstatus gesetzt, zeigt sich, dass nur 0,9 % (n = 1) der Tiere mit TKV durch Euthanasie starben, obwohl noch eine Behandlung möglich gewesen wäre. Zwölf Tiere hatten keine TKV und bei drei Tieren war der Versicherungsstatus unbekannt. Bezüglich einer TOP zeigte sich, dass ebenfalls nur ein Tier mit TOP durch Euthanasie starb, obwohl noch eine Behandlung möglich gewesen wäre. Bei den anderen 15 Tieren wurde angegeben, dass keine TOP vorhanden war. Ferner gaben die Halterinnen/Halter an, dass von den Tieren mit TKV 50,0 % (n = 53) eines natürlichen Todes starben. Bei den Tieren ohne TKV waren es 32,9 % (n = 244). Bezüglich der TOP unterschieden sich die Werte fast nicht und lagen bei 35,0 % (n = 20; mit TOP) und 34,4 % (n = 279; ohne TOP) für natürlichen Tod als Ursache.

Auf die Frage, ob finanzielle Gründe bei der Behandlung eine Rolle gespielt hatten, gaben 4,8 % (n = 45) der Tierhalterinnen/Tierhalter an, dass aufgrund finanzieller Gründe nicht jede notwendige Behandlung durchgeführt wurde. Von diesen 45 Halterinnen/Haltern, die diese Frage mit ja beantworteten, gaben zwei an eine TKV abgeschlossen zu haben; 42 Personen gaben an, keine TKV abgeschlossen zu haben und eine Person gab an, den Versicherungsstatus nicht gewusst zu haben. Hinsichtlich der TOP waren die Werte ähnlich: Eine Person mit einer TOP gab an, dass aus finanziellen Gründen nicht jede notwendige Behandlung durchgeführt wurde. Dagegen gaben weitere 44 Personen, die diesen Grund ebenfalls nannten, an, keine TOP abgeschlossen zu haben.

Diskussion

Aus der aktuellen Untersuchung leiten sich vier zentrale Ergebnisse ab:

  1. höhere Versichertenquote für Hunde und Katzen bei TKV und TOP in den Daten der aktuellen Stichprobe (vs. Retrospektive)
  2. geringere Zahlungsbereitschaft für TKV und TOP in der aktuellen Stichprobe
  3. finanzielle Gründe gehörten zu den entscheidenden Motiven sowohl für als auch gegen den Entschluss eine TKV oder TOP abzuschließen
  4. versicherte Hunde und Katzen erhielten eine bessere medizinische Versorgung als nicht-versicherte Tiere

Die Ergebnisse der aktuellen Studie bestätigen die Annahme, dass es einen Trend zu mehr versicherten Hunden und Katzen gibt. Zusammengenommen konnte ein Anstieg der Versichertenquote von fünf bis sieben Prozentpunkten (für TKV und TOP) ausgemacht werden. Dies passt auch zum aktuellen Forschungsstand. Laut Ohr (2019) wurde lange angenommen, dass die Tierkrankenversicherungsquote für Hunde bei etwa 5 % und für Katzen bei etwa 1 % liegt. Jedoch lassen aktuelle Studien, wie diese hier vermuten, dass es zu einem deutlichen Anstieg von Tierversicherungen in jüngster Zeit kam. In ihrer Studie spricht Ohr von 13 % für eine Vollschutzversicherung und etwa 20 % für eine TOP für Hunde. Für Katzen werden Werte zwischen 2,5 % und 4 % für eine TOP genannt. In der Statista-Umfrage Versicherungen aus dem Jahr 2017 gaben 23 % der befragten Personen an, eine TKV für Hunde zu haben (Statista 2017a) während 38 % der Befragten angaben, sich grundsätzlich den Abschluss einer TKV für Hunde vorstellen zu können. In der Haustierstudie von Statista (2017b) werden mit 21 % ähnlich hohe Werte für Hunde mit einer TKV berichtet. Eine Erklärung für diese Entwicklung findet sich im Wandel der Mensch-Tier-Beziehung, wonach Heimtiere zunehmend als Familienmitglieder gesehen werden (Hirschman 1994, Kästner 2019). Brockman et al. (2008) beschreiben, dass in dem Maße, in dem die Mensch-Tier-Beziehung enger wird, auch die Verbraucherausgaben für Haustiere – einschließlich der Ausgaben für teure tierärztliche Behandlungen – zunehmen. Allerdings lässt sich daraus keine allgemein höhere Zahlungsbereitschaft ableiten. Denn diese Entwicklung spiegelt sich nicht in den Ergebnissen der aktuellen Untersuchung zur Zahlungsbereitschaft für Tierversicherungen wider. Hiernach unterschied sich die Zahlungsbereitschaft zwischen den Stichproben der Retrospektive und aktuellen Perspektive um 23–29 Prozentpunkte (für TKV und TOP) bezogen auf den jeweiligen arithmetischen Mittelwert bzw. um 3–17 Prozentpunkte bezogen auf den jeweiligen Median. Dabei waren die Mittelwerte der monatlichen Zahlungsbereitschaft für sowohl eine TKV als auch eine TOP in der aktuellen Stichprobe niedriger als die der Retrospektive und lagen zwischen zehn und 20 Euro (arithmetischer Mittelwert) bzw. zehn und 15 Euro (Median). Die Unterschiede zwischen den beiden Stichproben könnten jedoch unter anderem auch darin begründet sein, dass dem verstorbenen Tier nachgetrauert wird. Die Angaben zur Zahlungsbereitschaft der aktuellen Stichprobe treffen jedoch die Ergebnisse der Statista Umfrage Haustiere (2017b). Bei dieser nannten die meisten Befragten auf die Frage, welchen Beitrag sie für eine TKV monatlich angemessen finden, die Kategorien „bis 10 Euro“ und „bis 20 Euro“.

Zudem zeigten die Daten Unterschiede in den Versichertenquoten nach Haushaltsnettoeinkommen. Die Versichertenquote (TKV oder TOP) in Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen bis 3000 Euro (dieser Wert entspricht in etwa dem deutschen Durchschnitt; Destatis 2019) war in der aktuellen Stichprobe um knapp vier Prozentpunkte niedriger als in der Retrospektive. Haushalte mit einem höheren Einkommen jedoch hatten in der aktuellen Stichprobe eine um knapp zehn Prozentpunkte höhere Quote als entsprechende Haushalte in der Retrospektive. An dieser Stelle sei jedoch festgehalten, dass es sich um relativ kleine Fallzahlen handelt und die Annahmen nicht ohne weitere Prüfung verallgemeinert werden können. Die hier gezeigten Unterschiede passen jedoch zu den Forschungsergebnissen von Shan (2019). Seine Auswertung der Daten einer Langzeitstudie in den USA (Consumer Expenditure Survey 2003–2017) zeigt, dass die Ausgaben für das Tierwohl in den letzten Jahren besonders bei Haushalten mit höheren Einkommen gestiegen sind.

Ein weiteres zentrales Ergebnis der aktuellen Studie war, dass sich die überwiegende Mehrheit der befragten Tierärztinnen/Tierärzte für den Abschluss einer Tierversicherung aussprach. Ferner bestätigten sowohl die Angaben der Tierärztinnen/Tierärzte wie auch die der Halterinnen/Halter, dass versicherten Hunden und Katzen eine bessere medizinische Versorgung zuteilwurde als nicht-versicherten Tieren. Auch dieses Ergebnis passt zu aktuellen Studienergebnissen. Die Ergebnisse einer Studie von Kipperman et al. (2017) mit über 37.000 Tiermedizinern zeigen, dass die meisten der Befragten der Meinung waren, dass sich eine Sensibilisierung der Tierhalterinnen/Tierhalter für Tierarztkosten und Tierversicherungen positiv auf die Tierversorgung auswirken würde. Diese Annahme wird mit den Ergebnissen der aktuellen Untersuchung gestützt. So war laut Angaben der Halterinnen/Halter der häufigste Grund gegen eine TKV oder TOP jener, nicht daran gedacht zu haben. Hier ließe sich durch Aufklärung der Tierhalterinnen/Tierhalter bei z. B. Tierarztbesuchen entgegenwirken. Kipperman (2015) betont im Kontext der Förderung des Tierschutzes die Rolle der Veterinäre als meinungsprägende Mitgestalter.

In den USA untersuchten auch Williams et al. (2018) die Frage, ob Tierversicherungen das Verhalten von TierbesitzerInnen beeinflussen (z. B. zu mehr Besuchen beim Tierarzt/der Tierärztin führt). Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass allein der Fakt eine TKV für das Tier zu haben die Anzahl der Tierarztbesuche nicht beeinflusst, sogenannte Vorsorgepakete (wellness plans) jedoch schon. Dies sind Pakete mit präventiven Leistungen, die beispielsweise monatlich in Rechnung gestellt werden und nicht jedes Mal zum Zeitpunkt des Veterinärbesuchs bezahlt werden müssen (Volk und Hartmann 2015). Zu den präventiven, medizinischen Dienstleistungen solcher Pakete gehörten beispielsweise Impfungen, Entwurmungen, Urintests und Zahnreinigungen (Mercader 2014).

Ferner zeigten die Ergebnisse dieser Untersuchung, dass einige Tiere durch Euthanasie starben, obwohl noch eine Behandlung möglich gewesen wäre. Die genauere Betrachtung lässt die Vermutung zu, dass dies vor allem auf nicht versicherte Tiere zutraf. Ferner gaben die Halterinnen/Halter an, dass versicherte Tiere häufiger aufgrund eines natürlichen Todes starben als nicht versicherte Tiere. Auch die Angabe, dass aus finanziellen Gründen nicht jede notwendige Behandlung durchgeführt wurde, wurde vor allem von Halterinnen/Haltern gemacht, die keine TKV oder TOP für ihr Tier abgeschlossen hatten. Damit kann festgehalten werden, dass versicherte Tiere mehr Tierschutz erfuhren als nicht versicherte Tiere. Sie bekamen mehr Präventivbehandlungen, mehr notwendige Behandlungen und starben eher eines natürlichen Todes. Hierzu ist allerdings wichtig zu ergänzen, dass auch das „Warten auf den natürlichen Tod“ differenziert unter der Perspektive des Tierschutzes betrachtet werden muss. Denn nicht immer ist es im Sinne des Tieres jede mögliche Behandlung durchzuführen. In manchen Fällen besteht der Tierschutz vielmehr darin, dass nicht auf den natürlichen Tod gewartet wird und damit das Tier weniger leiden muss.

Einige Limitationen der Untersuchung seien an dieser Stelle genannt: Wichtig zu betonen ist, dass es sich um keine repräsentative Studie handelt, da die Stichprobe eine Ad-hoc-Stichprobe war und kein repräsentatives Abbild der Population darstellt (z. B. fehlen Tierhalterinnen/Tierhalter, die nicht an Online-Studien teilnehmen, wie etwa Tierhalterinnen/Tierhalter ohne internetfähiges Gerät). Es ist daher nicht auszuschließen, dass die Daten dahingehend verzerrt sind, dass die Tierärztinnen/Tierärzte und Tierhalterinnen/Tierhalter, die Tierversicherungen positiv gegenüberstehen, überrepräsentiert sind. Diese Verzerrung könnte eine Erklärung für die Diskrepanz zwischen der Schätzung der Versichertenquote der Tierärztinnen/Tierärzte und den Angaben der Halterinnen/Halter sein. Hierbei ist ferner nicht klar, ob die Tierärztinnen/Tierärzte bei ihren Angaben zur Schätzung der Versichertenquote in ihren Karteien nachgesehen hatten oder ob es sich hier um intuitive Schätzungen handelte. Ferner ist festzuhalten, dass es sich bei den Angaben der Teilnehmerinnen/Teilnehmer um Selbstauskünfte handelte. Für zukünftige Studien wäre daher interessant die Ergebnisse mit objektiven Fakten, z. B. Krankenakten der Tiere zu replizieren. Die höhere Zahlungsbereitschaft in der Stichprobe der Retrospektive könnte nach oben verzerrt sein, da sich diese auf ein bereits verstorbenes Tier bezieht (dem vielleicht nachgetrauert wird) und es sich damit um keine aktuelle Option handelte. Bei Fragen zu kritischen Themen, wie etwa Angaben zu Euthanasie oder finanziellen Faktoren, kann angenommen werden, dass nicht alle Befragten immer ehrlich antworteten. Daher liegt nahe, dass die Dunkelziffer für Behandlungen, die aufgrund mangelnder Ressourcen nicht durchgeführt wurden, oder die Anzahl der Euthanasie aus Mangel an finanziellen Mitteln, deutlich höher liegt. Ferner sollte in zukünftigen Studien differenziert werden, in welchem Gesundheitszustand sich das Tier bei der entsprechenden Entscheidung befand, um den Aspekt des Tierschutzes valider beleuchten zu können.

Zu den Unterschieden hinsichtlich der Angaben für Hunde und Katzen kann festgehalten werden, dass anteilig mehr Hunde als Katzen versichert worden waren (gilt für TKV und TOP), die Zahlungsbereitschaft für eine TKV/TOP für Hunde höher war als für Katzen und die Anschaffungskosten für Hunde deutlich über denen für Katzen lagen. Bezüglich der Todesursachen zeigte sich, dass die Häufigkeitswerte der Angaben „ich weiß nicht, ob mein Tier gestorben ist“ und „Tod durch z. B. Unfall“ für Katzen deutlich über denen für Hunde lagen. Dies mag dem Grund geschuldet sein, dass viele Katzen Freigänger sind.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mit Hinblick auf den Tierschutz die Ergebnisse für den Abschluss einer Tierversicherung für Hund und Katze sprechen. Die hier vorgestellten Ergebnisse, wie auch der Forschungsstand hierzu, lassen jedoch bereits einen Trend in Richtung steigender Versichertenquoten vermuten. Aktuelle Entwicklungen bekräftigen die Annahme, dass sich mit der zunehmenden Verbreitung von TKV und TOP die Art und Weise, wie die tierärztliche Versorgung bezahlt wird, ändern wird und zwar in Anlehnung an die menschliche Gesundheitsfürsorge, bei der die Versorgung eher verwaltet wird und weniger einen Leistung-gegen-Gebühr-Service darstellt (Wiltzius et al. 2018).

Conflict of interest

Die Autoren versichern, dass keine geschützten, beruflichen, finanziellen oder anderen persönlichen Interessen an einem Punkt, Service und/oder einer Firma bestehen, welche die in diesem Manuskript dargestellten Inhalte oder Meinungen beeinflussen könnten.

Ethical Statement

Für diese Studien wurden keine Tierversuche durchgeführt. Alle Untersuchungen erfolgten nicht invasiv. Die Befragungen der StudienteilnehmerInnen wurden in Übereinstimmung mit den ethischen Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und der American Psychological Association (APA) durchgeführt.

Autorenbeitrag

Konzeption der Arbeit (DZS, EZ, ER), Datenerhebung (DZS), Datenanalyse und Dateninterpretation (DZS, EL), Manuskriptentwurf (DZS), kritische Revision des Artikels (DZS, EZ, ME, ER) und endgültige Zustimmung der für die Veröffentlichung vorgesehenen Version (DZS, EZ, ME, EL, ER).

Address for correspondence

Davina Zenz-Spitzweg
Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der Ludwig-Maximilians-Universität München
Veterinärwissenschaftliches Department
Veterinärstr. 13/R
80539 München
d.zenzspitzweg@campus.lmu.de

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