Der Praktische Tierarzt 84, 780-789
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2003
Publiziert: 10/2003
Zusammenfassung
Dieser Beitrag setzt sich mit praxisrelevanten Fragenzur Beurteilung und zum Einsatz von Zitzendesinfektionsmittelnauseinander. Die Ziele der Zitzendesinfektionsind Dekontamination der Zitzenhaut,um Mastitiserreger zu beseitigen und somit die Neuinfektionsratemöglichst gering zu halten und die Pflegeder Zitzenhaut. Zitzendesinfektionsmittel werden voroder nach dem Melken eingesetzt, mit unterschiedlicherWirkungsweise. Die Produkte können als Dippoder Spray auf die Zitzenhaut aufgetragen werden.Jod, Natriumhypochlorit, saures Natriumchlorit,Chlorhexidin, quaternäre Ammoniumverbindungen,Hydrogenperoxid, Nisin, DDBSAoder Fettsäuren könnenals Desinfektionsmittelkomponente in Zitzendesinfektionsmittelnenthalten sein. Zur Hautpflege werdenFeuchtigkeitsspender, wie Glyzerin oderLinderungsmittel, wie Lanolin, eingesetzt. Als Parameterfür eine gute Zitzenhautkondition gelten Hautfeuchteund pH-Wert. Die Zitzenhautfeuchte wirddurch Zusatz von Glyzerin um bis zu 30 Prozent erhöht.Der Zitzenhaut-pH-Wert wird erheblich aus dem physiologischenBereich in den sauren verschoben, wennProdukte mit niedrigem pH angewendet werden. DieLangzeitfolgen dieser Verschiebung für die Gesundheitder Zitzenhaut sind bisher noch nicht bekannt. DieNeuinfektionsrate kann durch Dippen oder Sprayennach dem Melken um 50–80 Prozent gesenkt werden,daher wird eine Zitzendesinfektion allen Betriebenempfohlen. Allgemeine Hinweise zum Umgang undzur Auswahl eines Produktes werden am Ende diesesBeitrags gegeben. Ein Auszug aus der Liste wissenschaftlicherArbeiten über die Wirksamkeit von Zitzendesinfektionsmitteln,veröffentlicht vom NMC, wird in zwei Tabellen angefügt.