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Management-Praktiken bei Pferdetransporten

Nach Verletzungen auf dem Paddock ist ein Transport die zweithäufigste Verletzungsursache bei Pferden. Die Ursache sind häufig Verhaltensweisen, die dem natürlichen Flucht instinkt geschuldet sind.

Die Angst vor Transporten scheint bei Pferden angeboren zu sein und verstärkt das natürliche Fluchtverhalten und andere Anzeichen für eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems wie einen vermehrten Kotabsatz und profuses Schwitzen.

Hitzschlag
Schwitzen kann ein Ausdruck von Stress sein, kann aber, wenn es profus wird und zusammen mit einer Hyperthermie, Schwäche und Lethargie auftritt, auch auf einen Hitzeschlag hindeuten. Der kann bei Transporten an warmen und schwülen Tagen auftreten. Die Temperaturdifferenz zwischen dem Inneren des Transporters und der Außenluft liegt in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit und der Belüftung meistens bei 5,1–9,5 °C. Die Temperatur in stehenden Transportern kann jedoch bis zu 10 °C über der Außentemperatur liegen.

Transportbedingte Pneumonie
Andere mit Transporten assoziierte Erkrankungen sind eine Rhabdomyolyse, Hufrehe, Kolik und transportbedingte Pneumonien. In den letzten zwei Jahrzehnten konnten mehrere prädisponierende Faktoren für transportbedingte Pneumonien identifiziert werden. Beispielsweise führt die Beschränkung und Fixierung des Kopfes in angehobener Position für sechs und zwölf Stunden zu einer Akkumulation von Mukus und Bakterien in den unteren Atemwegen. Während oder nach dem Transport übertragene virale Erkrankungen können außerdem zur Entwicklung einer transportbedingten Pneumonie beitragen. Als weitere Faktoren spielen die Bedingungen im Transporter (Luftqualität, Temperatur, Feuchtigkeit), eine unzureichende Belüftung und eine mangelhafte Gewöhnung an Transporte eine Rolle. Es gibt jedoch noch viele unbekannte Faktoren bei der Entstehung von transportbedingten Pneumonien und anderen transportbedingten Erkrankungen, die einer weiteren Untersuchung bedürfen.

Umfrage im Internet
In der vorliegenden Online­-Studie sollten Informationen über das Transport­-Management, transportbedingte Erkrankungen und mögliche Zusammenhänge bei Pferden in Australien untersucht werden. An der Studie nahmen 797 Personen teil. Traumatische Verletzungen waren mit 45 Prozent das häufigste transportbedingte Problem. Das Verletzungsrisiko war mit dem Gebrauch von Transportgamaschen und Sedierungen vor dem Transport sowie der Kontrolle der Pferde nach dem Transport assoziiert. Von Diarrhoe (20 Prozent) und einem Hitzschlag (10,5 Prozent) wurde häufiger von Amateuren als von Profis berichtet. Ein gesteigertes Risiko für einen Hitzeschlag stand in Verbindung mit der Restriktion von Heu und Wasser vor dem Transport. Muskuläre Probleme (13 Prozent) traten scheinbar wesentlich häufiger auf, wenn der Gesundheitsstatus vor dem Transport nicht bestimmt wurde, während das Risiko für Hufrehe (2,9 Prozent) ca. dreifach höher war, wenn keine Erholungsmaßnahmen nach dem Transport ergriffen wurden. Eine Verbindung konnte zwischen dem Auftreten einer transportbedingten Pneumonie (9,2 Prozent) und der Dauer des Transports sowie der Verwendung der Pferde hergestellt werden, wobei Rennpferde ein größeres Risiko aufwiesen. Das Auftreten von Kolik (10,3 Prozent) war mit keinem der untersuchten Parameter assoziiert. Die Ergebnisse bestätigen bestehende Empfehlungen für den sicheren Transport von Pferden und zeigen, dass viele der identifizierten Management­-Faktoren weiter untersucht werden sollten, um gängige Praktiken zu verbessern. Reinhold-Fritzen

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Originalpublikation: Padalino B, Raidal SL, Hall E, Knight P, Celi P, Jeffcott L, Muscatello G (2016): A Survey on Transport Management Practices Associated with Injuries and Health Problems in Horses. PLoS One 11(9): e0162371. DOI:10.1371/ journal.pone.0162371.

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