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Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Low-Flow-Anästhesie mit Isofluran und Sevofluran beim Hund

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 121, 53-65

DOI: 10.2376/0005-9366-121-53

Publiziert: 01/2008

Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden Studie war es, die Effektivität und Sicherheit von Sevofluran im Vergleich zu Isofluran im Rahmen der Low-Flow-Anästhesie (Frischgasfluss (FGF) 14 ml/kg/min) zu überprüfen und den Gesamtverbrauch beider Anästhetika zu vergleichen. Die Untersuchungen erfolgten an 60 Hunden, die operativen Eingriffen unter Allgemeinanästhesie von mindestens 75 Minuten Dauer unterzogen wurden. Die Prämedikation der Patienten wurde mit 0,6 mg/kg Levome-thadon (Maximaldosis 25 mg) und 1 mg/kg Diazepam (Maximaldosis 25 mg) intravenös durchgeführt. Die Aufrechterhaltung der Anästhesie erfolgte mit Iso-fluran (Gruppe 1) oder Sevofluran (Gruppe 2) in einem Lachgas/SauerstoffGemisch im Verhältnis 1: 1 unter kontrollierter Beatmung. Das Monitoring umfasste neben EKG, Körperinnentemperatur, in- und exspiratori-scher Atemgastemperatur, arteriellem Blutdruck und der arteriellen Sauerstoffsättigung auch das kontinuierliche Monitoring der in- und endexspiratorischen Gaskonzentrationen (O2, N2O, CO2, Isofluran, Sevofluran). Der Verbrauch von Isoflu-ran und Sevofluran wurde kalkuliert und die Aufwachzeiten dokumentiert. Die inspiratorische O2-Konzentration lag während der Low-Flow-Anästhesie bei allen Patienten über dem Mindestwert von 30 Vol.-%, bei einer pulsoxymetrisch bestimmten Sauerstoffsättigung von über 97 %. Endexspiratorische CO2-Konzen-tration, Herzfrequenz und arterieller Blutdruck bewegten sich innerhalb des Referenzbereiches und unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht. Die Aufwachzeit war nach Sevofluran deutlich kürzer als nach Isofluran. Patienten der Sevoflurangruppe nahmen signifikant früher Brust-Bauch-Lage ein als Patienten der Isoflurangruppe (14,5 Minuten versus 18,6 Minuten). Der durchschnittliche Verbrauch an Sevofluran lag mit 0,16 ml/kg/min jedoch signifikant über dem Isofluranverbrauch (0,11 ml/kg/min).

Der Einsatz von Sevofluran erwies sich im Rahmen der Low-Flow-Anästhesie als klinisch ebenso sicher wie der von Isofluran. Damit können durch Anwendung von Low-Flow-Verfahren, die einen wesentlich niedrigeren Verbrauch an volatilen Anästhetika und Trägergasen bedingen, die Kosten insbesondere für sehr teure Inhalationsanästhetika wie Sevofluran gesenkt werden.

Summary

Ziel der vorliegenden Studie war es, die Effektivität und Sicherheit von Sevofluran im Vergleich zu Isofluran im Rahmen der Low-Flow-Anästhesie (Frischgasfluss (FGF) 14 ml/kg/min) zu überprüfen und den Gesamtverbrauch beider Anästhetika zu vergleichen. Die Untersuchungen erfolgten an 60 Hunden, die operativen Eingriffen unter Allgemeinanästhesie von mindestens 75 Minuten Dauer unterzogen wurden. Die Prämedikation der Patienten wurde mit 0,6 mg/kg Levome-thadon (Maximaldosis 25 mg) und 1 mg/kg Diazepam (Maximaldosis 25 mg) intravenös durchgeführt. Die Aufrechterhaltung der Anästhesie erfolgte mit Iso-fluran (Gruppe 1) oder Sevofluran (Gruppe 2) in einem Lachgas/SauerstoffGemisch im Verhältnis 1: 1 unter kontrollierter Beatmung. Das Monitoring umfasste neben EKG, Körperinnentemperatur, in- und exspiratori-scher Atemgastemperatur, arteriellem Blutdruck und der arteriellen Sauerstoffsättigung auch das kontinuierliche Monitoring der in- und endexspiratorischen Gaskonzentrationen (O2, N2O, CO2, Isofluran, Sevofluran). Der Verbrauch von Isoflu-ran und Sevofluran wurde kalkuliert und die Aufwachzeiten dokumentiert. Die inspiratorische O2-Konzentration lag während der Low-Flow-Anästhesie bei allen Patienten über dem Mindestwert von 30 Vol.-%, bei einer pulsoxymetrisch bestimmten Sauerstoffsättigung von über 97 %. Endexspiratorische CO2-Konzen-tration, Herzfrequenz und arterieller Blutdruck bewegten sich innerhalb des Referenzbereiches und unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht. Die Aufwachzeit war nach Sevofluran deutlich kürzer als nach Isofluran. Patienten der Sevoflurangruppe nahmen signifikant früher Brust-Bauch-Lage ein als Patienten der Isoflurangruppe (14,5 Minuten versus 18,6 Minuten). Der durchschnittliche Verbrauch an Sevofluran lag mit 0,16 ml/kg/min jedoch signifikant über dem Isofluranverbrauch (0,11 ml/kg/min).Der Einsatz von Sevofluran erwies sich im Rahmen der Low-Flow-Anästhesie als klinisch ebenso sicher wie der von Isofluran. Damit können durch Anwendung von Low-Flow-Verfahren, die einen wesentlich niedrigeren Verbrauch an volatilen Anästhetika und Trägergasen bedingen, die Kosten insbesondere für sehr teure Inhalationsanästhetika wie Sevofluran gesenkt werden.Schlüsselwörter: Inhalationsanästhesie, Low-Flow, Isofluran, Sevofluran, Hund54Berl. Münch.Tierärztl.Wochenschr. 121, Heft 1/2, 53–65 (2008)SummaryThe aim of the present study was to compare the safety and efficacy of sevoflura-ne and isoflurane during low flow anaesthesia (fresh gas flow (FGF) 14 ml/kg/min) as well as to compare the consumption of both anaesthetics. Data were gathered from 60 dogs assigned for surgery under general anaesthesia with an expected duration of 75 minutes or longer. All dogs were induced with 0,6 mg/kg (maximum 25 mg) l-methadone and 1 mg/kg (maximum 25 mg) diazepam i.v.. Anaes-thesia was maintained with isoflurane (group 1) or sevoflurane (group 2) in a mixture with 50 % O2 and 50 % N2O as carrier gases, under controlled ventilation. Monitoring included electrocardiogram, body temperature, the temperature of in-and exspired gases, arterial oxygen saturation, arterial blood pressure as well as a continuous monitoring of inhaled and exhaled gas concentrations (O2, N2O, CO2, isoflurane, sevoflurane).The consumption of isoflurane and sevoflurane as well as the dogs` recovery times were evaluated for both groups. In all groups the inspired oxygen concentrations ranged above the minimum value of 30 Vol% during low flow anaesthesia, with an arterial oxygen saturation above 97 %. End tidal concentration of CO2, heart rate and arterial blood pressure were within the physiological ranges and showed no differences between the two groups. Recovery time was significantly shorter after sevoflurane compared to isoflurane anaesthesia, whilst the consumption of sevoflurane was higher than that of isoflurane.

Sevoflurane appears to be as clinically safe as isoflurane in low flow anaesthesia. Even considering that sevoflurane is more expensive than isoflurane, the use of the low flow technique decreases the cost of anaesthesia due to the reduced volatile anaesthetic consumption.

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