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Juckreiz ade? Neuer Therapieansatz für CAD

Den Juckreiz zu unterbinden, ist ein essenzieller Schritt bei der Therapie der caninen atopischen Dermatitis (CAD). Jetzt haben Forscher hierfür einen therapeutischen Impfstoff entwickelt.

Eine zentrale Rolle für die Entstehung und Unterhaltung des Juckreizes bei der caninen atopischen Dermatitis (CAD) spielt das Zytokin IL-31. Kann man es hemmen bzw. blockieren und so eine Rezeptorbindung verhindern, wirkt sich dies positiv auf den Juckreiz aus. IL-31 ist daher ein wichtiger Angriffspunkt für die Juckreiztherapie bei der CAD. Dies zeigen zwei bereits zugelassene Medikamente, die genau hier ansetzen.
So führt zum Beispiel der Januskinase-( JAK-)Inhibitor Oclacitinib zur Blockade einer Vielzahl von Zytokinen, unter anderem eben auch IL-31. Noch spezifischer ist der monoklonale Antikörper Lokivetmab, der 2017 in Deutschland auf den Markt gekommen ist und sich zielgenau gegen IL-31 richtet. Beide Medikamente werden erfolgreich eingesetzt, haben aber den Nachteil, dass sie relativ häufig gegeben werden müssen. Dies stellt nicht nur die Compliance auf die Probe, sondern ist auf Dauer auch kostenintensiv.

So einfach und doch genial
Eine Forschergruppe um den Schweizer Immunologen und Humanmediziner Martin Bachmann ist nun noch einen Schritt weiter gegangen. Ihre Idee: den Hund die Antikörper selbst produzieren lassen, und zwar mit einem therapeutischen Impfstoff speziell gegen das canine IL-31.
Hierfür haben die Forscher canines IL-31 an ein virusähnliches Partikel (VLP) gekoppelt, was in diesem Fall auf einem Pflanzenvirus, dem Gurkenmosaikvirus (CMVTT), basierte. Das VLP selbst dient dabei nur als Plattform, um das IL-31 vielfach zu präsentieren und eine entsprechende und gute Immunantwort auszulösen.

Wirksamkeit auf dem Prüfstand
Getestet wurde der Impfstoff an Hunden, die zuvor „erfolgreich“ gegen Hausstaubmilben sensibilisiert wurden. In der Versuchsphase erhielten diese Hunde dann dreimal im Abstand von drei Wochen eine Impfung (Tag 0: 100 μg, Wochen 3 und 6: je 300 μg CMVTT). Die Studie war geblindet, Kontrollhunde erhielten nur das Adjuvans.
Alle geimpften Hunde zeigten eine robuste Immunantwort, wobei der höchste Antikörpertiter bei den meisten Tieren nach der dritten Impfung erreicht wurde und danach wieder langsam abfiel. Mit diesem Verlauf im Einklang waren auch die Veränderungen beim Juckreiz erfreulich. War der Juckreiz vor dem Versuchsbeginn noch bei allen Hunden vergleichbar, zeigten Hunde aus der geimpften Gruppe, nachdem sie dem Allergen ausgesetzt wurden, deutlich weniger Juckreiz als Hunde der Kontrollgruppe. Besonders deutlich war der Unterschied kurz nach den Impfungen, wenn die Antikörpertiter hoch waren.

Fazit
Auch wenn dies erst der Anfang ist: Der neu entwickelte Impfstoff könnte einen großen Durchbruch bei der Behandlung der CAD bedeuten. Ob als Zusatztherapie oder Alternative zu bereits bestehenden Therapiemöglichkeiten: Die Ergebnisse dieser ersten Studie sind vielversprechend. Der Impfstoff führte in der hier angewandten Dosierung zu einer protektiven Immunantwort und wurde von den Tieren gut vertragen. Impfstoffe haben zudem generell den Vorteil, dass sie eine hohe Spezifität besitzen und recht große Anwendungsintervalle haben. Nicht zuletzt könnten die hier gewonnenen Erkenntnisse zum Hund möglicherweise auch für einen vergleichbaren Impfstoff beim Menschen genutzt werden.


Originalpublikation:
Bachmann MF, Zeltins A, Kalnins G, Balke I, Fischer N, Rostaher A, Tars K, Favrot C (2018): Vaccination against IL-31 for the treatment of atopic dermatitis in dogs. J Allergy Clin Immunol: DOI 10.1016/j.jaci.2017.12.994.

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