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Das Potential einer Regionalanästhesie bei der Kastration der Hündin

Leitungs- und Regionalanästhesien werden in der Tiermedizin schon länger eingesetzt. Neu hingegen ist der Ansatz, Lokalanästhetika entlang einer Faszie infiltrieren zu lassen und damit eine größere Fläche für Operationen zu anästhesieren.

Im Sinne einer multimodalen Anästhesie werden auch in der Veterinärmedizin regionale und lokale Anästhesien standardmäßig eingesetzt. Neben der Applikation in der Art eines spezifischen Nervenblocks stellt die Infiltrationsanästhesie eine Möglichkeit zur großflächigen Analgesie in einem definierten Bereich dar.

Kürzlich wurde von Forschern gezeigt, dass eine derartige Lokalanästhesie auch durch Infiltration von Lokalanästhetika in den Raum zwischen zwei Muskelfaszien erreicht werden kann. Man geht dabei davon aus, dass sich das Medikament zwischen den Faszien verteilt und an den dort liegenden Nervenfasern wirken kann. Ob dieser Ansatz auch bei der Kastration der Hündin praktikabel und hilfreich ist, untersuchten jetzt nordamerikanische Tierärzte.

Applikation zwischen die Muskelfaszien mit erhofftem Effekt

Dazu nutzten sie einen experimentellen Ansatz mit einer Kontrollgruppe und insgesamt 27 Hündinnen. Den Hündinnen aus den Untersuchungsgruppen applizierten sie unter Ultraschallkontrolle ein Lokalanästhetikum in den Bereich zwischen den beiden inneren Muskelschichten der Bauchdecke. Sie beabsichtigten damit eine Betäubung der regionalen Nervenendigungen im gesamten Operationsbereich.

Um den erwünschten Effekt zu überprüfen, nutzten sie Schmerzscore-Skalen und erfassten diese zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Eingriffs (zwischen 0 bis 96 Stunden). Dabei zeigten die behandelten Hündinnen signifikant tiefere Schmerzwerte als die Kontrollgruppe. Gleichzeitig war bei letzterer Gruppe eine Vertiefung der Anästhesie aufgrund unzureichender Operationstoleranz viel häufiger von Nöten.

Anästhesie deutlich besser, aber Erholungszeit unverändert

Diese Ergebnisse entsprachen vollkommen den Erwartungen und Hoffnungen der Untersucher. Jedoch gelang es ihnen nicht, einen Effekt auf die Dauer der Erholungszeit nach der Operation festzustellen. Von welchen Aspekten diese abhängt und ob eine Anpassung der Methode dazu führen könnte, bedarf weiterer Untersuchungen. Für den Kleintierpraktiker kann trotzdem festgehalten werden, dass eine regionale und lokale Anästhesie wann immer möglich genutzt werden sollte.

Originalpublikation

Campoy L, Martin-Flores M, Boesch J M, Moyal MN, Gleed RD, Radhakrishman S, Pavlinac RM, Sieger JL, Colon CS, Magidenko SR (2022): Transverse abdominis plane injection of bupivacaine with dexmedetomidine or a bupivacaine liposomal suspension yielded lower pain scores and requirement for rescue analgesia in a controlled, randomized trial in dogs undergoing elective ovariohysterectomy. Am J Vet Res 83: doi.org/10.2460/ajvr.22.03.0037

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