Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 125, 96-102
DOI: 10.2376/0005-9366-125-96
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2012
Publiziert: 03/2012
Zusammenfassung
Gegenstand der Untersuchung war, die analgetische Wirksamkeit der Ketamin-Azaperon-Allgemeinanästhesie bei chirurgischen Eingriffen an Schweinen mitnozizeptiven Flexorreflexen (NFR) quantitativ zu erfassen. Die Studie wurde an30 männlichen Schweinen im Alter zwischen vier und fünf Monaten, die einerKastration unterzogen wurden, durchgeführt. Der NFR wurde minütlich durchelektrische Mehrfachtimulation, bestehend aus fünf Einzelreizen (2 Hz), überdem N. ulnaris evoziert. Die Reflexantwort wurde eletromyografisch (EMG) durchKlebeelektroden über dem M. deltoideus abgeleitet und als Maß für die Größedes Reflexes der quadratische Mittelwert der EMG-Amplitude innerhalb desZeitfensters von 80–240 ms nach Beginn des letzten Einzelreizes ermittelt. DerGrenzwert, bei dem ein Reflex noch sicher identifiziert werden konnte, wurde auf40 amp;#956;V festgesetzt. Neben der elektrischen NFR-Messung wurde die chirurgischeToleranz mit dem Zwischenklauenreflex und dem Abwehrverhalten auf definiertechirurgische Schmerzstimuli geprüft. Als Teststimuli dienten die Inzisionen indie Skrotalhaut, Tunica vaginalis und die Hoden, der Zug am Samenstrang, dasQuetschen und Abtrennen des Samenstranges sowie die Wunddesinfektion. Allechirurgischen Schmerzstimuli wurden exakt zum Zeitpunkt eines elektrischenStimulus durchgeführt.In der Einschlafphase nahm die NFR-Amplitude von 3500 amp;#956;V auf Werte unterder Grenzamplitude von 40 amp;#956;V ab. Bei 98 % der chirurgischen Stimuli, bei denenkeine Abwehrreaktionen auftraten, wurde der Grenzwert der Reflexamplitudeunterschritten. Bei 93 % der Stimuli, bei denen Abwehrreaktionen auftraten,zeigten sich Reflexamplituden oberhalb des Grenzwertes. Bei Unterdrückung desZwischenklauenreflexes lag die NFR-Amplitude in 89 % ebenfalls unterhalb derGrenzamplitude. Diese Ergebnisse belegen unter der Ketamin-Azaperon-Narkoseeine gute Korrelation der NFR-Amplitude mit den Reaktionen auf traditionelleVerfahren der Analgesiekontrolle.
Summary
The objective of the investigation was to evaluate quantitatively the analgesicefficacy of the Ketamine-Azaperone-general anesthesia during surgical procedureson pigs by nociceptive flexor reflexes (NFR). The study was performed in 30four to five month old male pigs which were castrated.The NFR was evoked every minute over the N. ulnaris by multiple electrical stimulationconsisting of five single stimuli (2 Hz). The reflex response was derived electromyographically(EMG) by surface electrodes placed over the M. deltoideus.The root-mean-square amplitude within the time interval of 80–240 ms after thelast stimulus was calculated as measure for the reflex size. The threshold was fixedat 40 amp;#956;V. Beside electrical NFR recording the surgical tolerance was determinedby the traditional interdigital reflex and the defense reaction to defined surgicaltest stimuli which were incisisions in the scrotal skin, in the tunica vaginalis and in nachthetestis, pulling off the spermatic cord, clamping and cutting off the spermaticcord and final wound disinfection. All surgical pain stimuli were performed simultaneouslywith the electrical stimuli.
After induction of anesthesia the NFR amplitude declined from 3500 amp;#956;V belowthe threshold of 40 amp;#956;V. At 98 % of the surgical stimuli without defense reactionwere below the reflex threshold. At 93 % with defense reactions demonstratedreflex amplitudes above the threshold. When the interdigital reflex was suppressed,89 % of the NFR values fell below the threshold of 40 amp;#956;V. These findingsdemonstrate a good correlation of NFR-amplitudes with reactions to traditionalcontrols of analgesia.